Ist der Fußballkreis Bremen-Nord in der Saison 2022/23 nur noch mit einem Verein in der höchsten Spielklasse des kleinsten Bundeslandes vertreten? Diese Frage wird auch an diesem Freitag ab 19 Uhr noch nicht endgültig geklärt. Dann geht zwar der letzte Spieltag der Bremen-Liga über die Bühne. Aber die Entscheidung darüber, ob neben den bereits feststehenden Absteigern ein fünftes Team den Gang in die Landesliga Bremen antreten muss, fällt erst dann, wenn der Bremer SV scheitert, in die Regionalliga aufzusteigen. Die schlechtesten Karten habe zurzeit gleichwohl seine Mannschaft, sagt der Vereinschef und Trainer des Blumenthaler SV, Peter Moussalli.
Blumenthaler SV – BTS Neustadt: Mit 42 Pluspunkten rangiert die Burgwall-Elf auf dem Zitterrang der Bremen-Liga. Einen Zähler vom TuS Komet Arsten und gar drei vom Nachbarschaftsrivalen SG Aumund-Vegesack entfernt. Deshalb würde nicht einmal ein Heimsieg über den Tabellenvierten reichen, sollten zeitgleich auch Arsten und Vegesack gewinnen beziehungsweise remis spielen. Peter Moussalli glaubt im Übrigen nicht daran, dass die Gegner der Kometen (BSC Hastedt, abgestiegen) und der SAV (ESC Geestemünde, Tabellensechster) mit hundertprozentigem Engagement zur Sache gehen werden.
Natürlich trauern die Blumenthaler, die sich nach dem Trainerwechsel (Moussalli löste den glücklosen Steffen Dieckermann ab) am eigenen Schopf aus dem Abstiegssumpf zu ziehen schienen, jetzt vor allem den jüngsten Punktverlusten nach. Beim TuS Schwachhausen verlor die Burgwall-Elf 1:3, beim FC Union 60 musste sie ein 2:2-Remis hinnehmen, obwohl sie bis zur 98. Minute 2:1 geführt hatte und dann doch noch einen nach ihrer Ansicht völlig unberechtigtes Strafstoßtor kassierte.
Er sei Realist, sagt Peter Moussalli. Und deshalb sehe er schwarz, was die Chancen der eigenen Mannschaft angingen. Damit meint er nicht nur, dass ihr die nötige Punktzahl zum Klassenerhalt fehlen dürfte. Auch die Hoffnung, dass der Bremer SV in die Regionalliga aufsteige und somit den Tabellenvierzehnten vor dem Abstieg bewahren würde, sei gering. Die Konkurrenz insbesondere aus der Oberliga Niedersachsen schätzt Moussalli als zu stark für die Waller ein. Gleichwohl bleibe ihr Sprung aus der Bremen-Liga nach oben wohl die größte Option auf den Klassenerhalt seiner Mannschaft.
Selbst ein Heimsieg im Saisonfinale gegen die BTS Neustadt ist für den Blumenthaler Coach kein Selbstgänger: „Die Neustädter verfügen über eine gut eingespielte Mannschaft, während wir weiterhin auf dem Zahnfleisch gehen.“ Zudem hat sich die Verletztenliste des Burgwall-Teams um Goalgetter Kilian Lammers, Mittelfeldspieler Maurice-Pascal Hesseling und den starken Altherren-Akteur Robert Herdzina verlängert. Und Spielmacher Malte Tietze kann wohl einmal mehr nur getapt auflaufen. „Wahrscheinlich gehören drei A-Jugendliche zur Startelf“, kündigt Moussalli an und ergänzt: „Wir haben den Gipfel der Personalprobleme erreicht.“
Freitag, 19 Uhr, Burgwallstadion
ESC Geestemünde – SG Aumund-Vegesack: Am Ende der von Trainer Björn Krämer vor dem 24. Spieltag angekündigten Endspiele winkt den Vegesackern der Klassenerhalt. An diesem Freitagabend reicht ihnen auf dem Kunstrasenplatz im Bremerhavener Bürgerpark ein Unentschieden, um ihn perfekt zu machen. Andernfalls müssten Fehltritte des Blumenthaler SV oder des TuS Komet Arsten helfen, nicht auf dem ominösen 14. Tabellenrang zu landen, der sich noch als Rutschbahn für die fünfte Bremen-Liga-Mannschaft erweisen könnte.
Doch sich hinten reinzustellen, um einen Punkt zu ermauern, kommt für den SAV-Trainer als taktische Option nicht infrage. Wie zuletzt beim 2:0-Auswärtserfolg gegen den KSV Vatan Spor setzt Björn Krämer auf Sieg. „Wir müssen mit der Leidenschaft wie gegen Vatan in die Partie gehen, um den Ligaerhalt aus eigener Kraft zu schaffen, sagt Krämer, der mit dem „Endspiel“ in der Seestadt seine Trainer-Laufbahn erst einmal beendet.
Damit der Abschied mit einem Erfolgserlebnis einhergeht, soll seine Elf möglichst mit dem Engagement wie zuletzt auf dem Rasenplatz an der Lissaer Straße auftrumpfen. Die Vegesacker setzten sich mit 2:0 durch, weil sie in der zweiten Halbzeit und insbesondere in der Schlussphase über die größeren Kraftreserven und die bessere taktische Marschroute verfügten. „Auch im Bremerhavener Bürgerpark wollen wir drei Punkte holen“, kündigt Krämer an und bekräftigt: „Es könnt sich fatal auswirken, mit dem Gedanken im Hinterkopf aufzulaufen, dass ja schon ein Unentschieden reichen würde.“
Seine Mannschaft soll also den optimalen Erfolg suchen. Ein Ziel, das in Reichweite liegt, tritt sie so auf wie zuletzt in Gröpelingen. Zumal die Abwehr der Seestädter, über die gesamte Saison betrachtet, wesentlich anfälliger gewesen ist als die des KSV Vatan Spor. Anders formuliert: Das Toreschießen sollte den Vegesackern an diesem Freitagabend in der Seestadt nicht schwerer fallen, als am vergangenen Dienstag. Auch die Personallage des Krämer-Teams hat sich kaum verschlechtert, sieht man einmal davon ab, dass Andreas Radke wegen seiner Wadenprobleme wohl gar nicht erst auflaufen kann. Dagegen hat Rechtsverteidiger Ali Dag seine Verletzungssorgen offenbar überwunden, machte er doch gegen Vatan bis zu seiner Auswechslung in der 86. Minute ein gutes Spiel.
Freitag, 19 Uhr, Bürgerpark Bremerhaven