Die Baugrube war bereits ausgehoben, auch das Bauschild stand schon – nur gebaut wurde nicht: Das soll sich jetzt ändern. Ein Investor ist dabei, das brachliegende Grundstück an der Landrat-Christians-Straße gegenüber dem Busbahnhof zu kaufen. Er will die Baulücke, die seit Jahren quasi am Eingangstor zu Blumenthal klafft, endgültig schließen: entweder mit einem Ärztehaus oder einem Wohn- und Geschäftskomplex. In beiden Fällen geht es um Millionenprojekte.
In der nächsten Woche soll der Grundstückshandel amtlich werden. So sagt es Sinan Genc, der die 1000 Quadratmeter große Fläche mit einen Partner übernehmen will – und auch Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich, der mit dem Immobilienhändler aus Schwachhausen über dessen Pläne gesprochen hat. Genauso wie mit den Fraktionsspitzen des Stadtteilparlaments, ob sie mittragen würden, was der Unternehmer plant. Genc sagt, dass er nicht irgendein Gebäude bauen will, sondern ausschließlich eines, das auch bei der Politik auf breite Zustimmung stößt.
Das ist ihm zufolge auch ein Grund dafür, warum er sich noch nicht festgelegt hat, welches Projekt es wwrden soll. Ein anderer ist, dass der Plan, der ursprünglich für das Grundstück vorgesehen war, sich im Moment nicht realisieren lässt. Genc sagt, gerne das Ärztehaus bauen zu wollen, das der verstorbene Investor Günter Schlagowski jahrelang geplant hat. Nur kann er es nicht, weil es zurzeit keine Mediziner gibt, die investieren wollen. Der Immobilienhändler sagt, dass die Lage des Grundstück zwar erstklassig, aber der Zeitpunkt für ein Praxisgebäude denkbar schlecht ist – wegen Corona.
Genc hat versucht, Interessenten zu finden. Seit einem Jahr wirbt er für ein sogenanntes Medical Center. Im Internet kann man sehen, wie es aussehen könnte und was denkbar wäre: ein Haus mit einer Fläche von 2000 Quadratmetern, fünf Etagen, zehn Praxen. Es gibt Grundrisspläne von jedem Geschoss. Es sind Schlagowskis Entwürfe. Genc sagt, dass er das mit den Erben des Investors so abgesprochen hat. Und dass sie ein großes Interesse daran haben, die Idee ihres Vaters umzusetzen. Eine Baugenehmigung für das Ärztehaus liegt vor. Bis Oktober ist sie noch gültig.
Erlischt sie, soll Plan B greifen – und aus dem Ärztehaus ein Wohn- und Geschäftsgebäude werden. Vielleicht auch ein Wohnkomplex, in dem unten eine Behörde oder eine andere städtische Einrichtung ihren Sitz hat. Weil immer noch unklar ist, wo die Polizei und die Bibliothek hinsollen, schließen manche Fraktionen einen Standort am Bahnhof keineswegs aus. Laut Ortsamtschef Fröhlich ist es für sie aber auch denkbar, dass ins Parterre ein Bio-Supermarkt oder ein To-Go-Angebot einer Handelskette einzieht. Schließlich, argumentieren die Parteien, wird es mehr Kunden geben, wenn der Schulcampus kommt.
Pläne von einem Wohn- und Geschäftshaus will Genc in acht bis zehn Wochen vorlegen. Er sagt, dass sich die Architekten bei der Fassadengestaltung an den Entwürfen für das Ärztehaus orientieren werden. Im Prinzip, meint der Unternehmer, sollen sie sich darauf konzentrieren, das Innere des Gebäudes umzugestalten. Er spricht von großzügigeren Flächen unten und kleineren Raumeinheiten oben. Sobald die Entwürfe fertig sind, will er sie mit der Baubehörde und den Beiratsfraktionen besprechen. Immer vorausgesetzt, dass sich bis dahin noch immer keine Interessenten für ein Ärztehaus gemeldet haben.
Welches Gebäude am Ende kommen wird, ist zwar offen – aber nicht, wie es verwirklicht wird. Genc und sein Partner kündigen an, dass Projekt nicht bloß vorbereiten zu wollen, sondern auch als Bauträger abzuschließen. Und zu behalten, wenn es ferig ist. So wie sie es bisher auch bei anderen Bauvorhaben getan haben: in Huchting, in der Neustadt, in der Überseestadt. Das Investitionensvolumen für ein Ärzte- oder ein Wohn- und Geschäftshaus beim Blumenthaler Bahnhof beziffert Genc gleich. Er spricht von einer Summe zwischen fünf und sechs Millionen Euro.