Die Fusion von vier Nordbremer Kirchengemeinden ist beschlossene Sache. Ab dem 1. Januar werden zwei evangelisch-lutherische und zwei reformierte Gemeinden zur Evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Blumenthal vereinigt. Ein Schritt, den immer mehr Gemeinden gehen müssen. In der Bremischen Evangelischen Kirche ist es bereits die sechste Fusion seit 2006. Die Situation lässt scheinbar nichts anderes zu. Die Ressourcen sind knapp, die Sachzwänge mit sinkenden Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen, Personalnot und immer weniger ehrenamtlichen Kräften groß.
Dieser Schritt ist nachvollziehbar und für die Gemeinden offenbar auch akzeptabel, wenn er nicht von oben aufgezwungen wird. Solange die Mitglieder mitgenommen werden und der Preis nicht die Aufgabe der Eigenständigkeit und Identität innerhalb der Großgemeinde sein muss, ist die Fusion eine hinnehmbare Lösung. Es sollte aber nicht die einzige bleiben. Denn allein durch Einsparungen lassen sich die Probleme nicht lösen und neue Mitglieder nicht gewinnen. Die Kirche muss sich auch überlegen, wie sie zeitgemäßer werden und den Glauben anders unters Volk – vor allem das junge – bringen kann.
Es gibt Beispiele von Pastorinnen und Pastoren, die das bereits machen. Ein junger Pastor aus Lokstedt rappt Bibeltexte. Eine Pfarrerin aus Berlin postet auf Instagram, Twitter, Youtube und Facebook Beiträge, in denen es nicht nur um Glaubensthemen, sondern auch um ihren Alltag geht. Eine Pastorin aus Schleswig-Holstein nutzt ebenfalls Social Media und erreicht damit auch überregional Follower. Und zwei junge Pastoren tragen bei ihren Gottesdiensten im Bremerhavener Stadtteil Grünhöfe Alltagskleidung statt Talar, halten Predigten in zeitgemäßer Sprache und fahren auf Skateboards zu Terminen.
Das gefällt sicher nicht jedem, aber vielen. Und um neue Mitglieder zu gewinnen, sollte die Kirche auch Zeit und Geld in neue Ideen und Ansätze investieren. Allein zu sparen und die Strukturen zu verschlanken, ist zu wenig.