In einem Zeitraum von 13 Tagen wird ab diesem Freitag ermittelt, wer den Bremer Fußball-Verband im DFB-Pokal vertreten wird. Nach Wochen des Wartens und einem zähen Gezerre darum, ob es nach der coronabedingt langen Spielpause Sinn macht, den Wettbewerb fortzusetzen oder den DFB-Pokal-Teilnehmer stattdessen zu bestimmen, wird nun gespielt. Dabei erwartet die erfolgreichen Teams ein ordentlicher Belastungstest. Denn wer ins Finale vorstößt, der muss binnen dieser 13 Tage – sofern kein Gegner verzichtet – fünf Partien bestreiten.
Für Titelverteidiger FC Oberneuland wären es maximal vier, denn der Habenhauser FV hat auf seine Teilnahme verzichtet. Aus dem Kreis Bremen-Nord sind mit dem Blumenthaler SV, der SG Aumund-Vegesack, dem SV Grohn, dem 1. FC Burg und der TSV Farge-Rekum noch fünf Teams dabei, die ihre Zweitrundenpartien an diesem Freitag um 19.30 Uhr bestreiten.
TSV Farge-Rekum – BSC Hastedt: Ein bisschen Volksfestcharakter wünscht sich Carsten Herbst von der TSV Farge-Rekum im Spiel gegen den Bremen-Ligisten BSC Hastedt. „Wir haben mit Plakaten und in den sozialen Netzwerken Werbung gemacht“, berichtet der Trainer des Underdogs aus der Bezirksliga, der die Partie nach der langen Pause als Bonus vor der Sommerpause einordnet. „Der Pokal kann immer mal eine Sensation hervorbringen, aber die Fakten sprechen für Hastedt“, sind die Rollen für Herbst klar verteilt.
Noch nicht klar war indes bis vor dem Abschlusstraining am Donnerstag, wer sich in letzter Instanz den zu erwartenden Angriffswellen der Hastedter entgegenstellen wird. Denn neben Gero Aust haben die Farger mit Rückkehrer Jeromè Schröder (zuletzt FC Hansa Schwanewede) wieder eine Alternative im Tor. Schröder steht künftig aber nicht nur als Torhüter zur Verfügung, sondern wird auch im Trainerstab neben Carsten Herbst und Dennis Zäbe tätig sein.
Nicht zur Verfügung steht den Nordbremern Jonathan Schäfer, der sich im privaten Bereich eine Verletzung zugezogen hat. Mit zwei Testspielen gegen den SV Aschwarden (5:3) und den ATSV Sebaldsrück (1:6) haben sich die Farger vor dem ungleichen Duell gegen Hastedt Spielpraxis verschafft.
SV Grohn – SC Borgfeld: Ebenfalls mit regem Zuschauerzuspruch rechnet Jan-Philipp Heine vom Landesligisten SV Grohn im Spiel gegen den klassenhöheren Bremen-Ligisten: „Ich erwarte, dass viel los sein wird. Ich erwarte eine große Kulisse.“ Und dieser wollen die „Husaren“ natürlich etwas bieten. „Wir haben uns etwas ausgedacht. Aber das soll natürlich nicht in der Presse stehen. Das wird man auf dem Platz sehen“, macht Jan-Philipp Heine Außenstehende und sicher auch den Gegner neugierig. Woraus er kein Geheimnis macht: „Wir werden alles reinlegen und müssen über den Zusammenhalt kommen.“ Heine verschweigt auch nicht, dass sich die Grohner etwas ausrechnen: „Ich sehe uns nicht chancenlos, wenn jeder an seine Grenze geht.“
Zwei Spieler werden die Möglichkeit dazu allerdings definitiv nicht bekommen, zwei nur vielleicht. Stürmer „Mo“ Özkul brummt noch seine Rotsperre ab und Mittelfeldstratege Ismail Zivoli ist verhindert. Hinter dem Mitwirken von Neuzugang Bela Prieß steht laut Heine ein Fragezeichen, für Innenverteidiger Landing Sanneh werde es wegen des Trainingsrückstandes wohl nur für einen Platz auf der Bank reichen.
Während Jan-Philipp Heine seine taktischen Überlegungen für sich behält, hat er natürlich Vermutungen, wie Borgfeld am Oeversberg auftreten wird: „Sie wollen sicher den Ballbesitzanteil hochhalten.“ Er beschreibt den SC als Mannschaft mit Stärken im spielerischen Bereich, der junge und gut ausgebildete Leute in seinen Reihen habe.
SG Aumund-Vegesack – TuS Komet Arsten: Zumindest neben dem Spielfeld wird es im Gegensatz zu den Schauplätzen in Farge und Grohn ruhig zugehen. Denn laut Abteilungsleiter Bernd Siems hat sich die SAV entschieden, dass die Partie vor leeren Rängen ausgetragen wird und dies natürlich auch den Gästen mitgeteilt. „Wenn wir weiterkommen, spielen wir nur noch auswärts. Für dieses eine Heimspiel wollten wir kein Hygienekonzept ausarbeiten“, erklärte der Fußball-Boss.
Weil er viel Bewegung im Kader gehabt habe und die Belastung im Training hoch gewesen sei, hat SAV-Trainer Björn Krämer vor dem Bremen-Liga-Duell auf ein Testspiel verzichtet. Und hat trotzdem ein gutes Gefühl. Nach einem schleppenden Start hätten die Übungseinheiten mittlerweile für eine vernünftige Verfassung der Spieler gesorgt. Den Lustfaktor, sich in einem Wettbewerb mit dem Gegner zu messen, bezeichnet er als „riesengroß“.
Die Frage nach personellen Sorgen verneint der SAV-Coach zum jetzigen Zeitpunkt, verweist aber darauf, dass sich das schnell ändern könne, wenn man im Pokal weit komme. Die elf Plätze für die Startelf vergibt Björn Krämer nach der monatelangen Unterbrechung nach besonderen Gesichtspunkten: „Ich werde extrem darauf achten, wer in der Lage ist, 90 Minuten durchzuhalten. Die Fitness und Mentalität gibt den Ausschlag.“ Insgesamt erwartet Krämer von seinem Team, dass es die Erfahrung gegen den mit jungen Spielern gespickten Kontrahenten auf den Platz bringt.
TS Woltmershausen – 1. FC Burg: In dieser Partie wird der nächste Gegner der SAV, so sie denn gegen Komet gewinnt, ermittelt. Und Burgs Trainer Sascha Steinbusch verhehlt nicht, dass er ein Achtelfinale gegen die SAV „geil“ findet und sein Team dafür alles in die Waagschale werfen würde: „Wenn wir schon antreten, dann wollen wir auch gewinnen.“ Aber genau das will natürlich auch der Gegner, den Steinbusch als Landesliga-Klassengefährten auf Augenhöhe, aber mit dem Heimvorteil im Rücken, erwartet. Ein Pokalspiel also, das keinen Favoriten erkennen lässt.
Ähnlich wie Farge mit Jeromè Schröder und Gero Aust, hat auch der 1. FC Burg dank des Wechsels von Carlos Obiegly (zuletzt DJK Blumenthal) zwei Torwartoptionen. Aber nur momentan. Denn Muammer Eren will kürzertreten und nur noch zur Verfügung stehen, wenn Not am Mann ist.
Da die Pokalpartien aber noch zur laufenden Saison gehören, hat sich Sascha Steinbusch dafür entschieden, Eren auflaufen zu lassen. Während Obiegly zumindest auf der Bank Platz nehmen wird, stehen Kaptan Turgay und Malte Randecker gar nicht im Kader, weil sie Sperren abbrummen. Randecker hat seine beim Wechsel von der SG Findorff zum 1. FC Burg mitgebracht. Außerdem muss Denis Schumann aus privaten Gründen passen.
OT Bremen – Blumenthaler SV: „Es sollte unser Anspruch sein, gegen OT zu gewinnen“, nimmt Steffen Dieckermann, der den Blumenthaler SV im Pokal-Halbfinale der Vorsaison erstmals betreute, die Favoritenrolle an. Verständlich, dass der Vorjahresfinalist auch schon mal über die Zweitrundenpartie hinausblickt. Denn im Falle eines Sieges gegen OT und den Gewinner der Begegnung zwischen Huchting und FC Union 60, würde im Viertelfinale mit großer Wahrscheinlichkeit der Titelverteidiger FC Oberneuland warten.
Doch der Weg dorthin ist kein Spaziergang. Das hat jüngst das mit 2:4 verlorene Testspiel gegen Vatan Spor gezeigt. Da habe der BSV laut Dieckermann nur 35 gute Minuten auf den Platz bekommen und den letzten Biss und die Ordnung vermissen lassen. Jetzt gelte es, sich näher an die 90 Minuten ranzuknabbern. „Wir müssen zusehen, dass wir gegen OT 60 Minuten ein gutes Niveau hinkriegen“, will Dieckermann eine Steigerung sehen, die sich sukzessive fortsetzen soll. Bestenfalls so, dass man gegen Oberneuland „on point“ sei.
„Es ist schon eine sehr sportliche Herausforderung. Jetzt müssen wir hoffen, dass wir die Belastung richtig gesteuert haben“, erklärt der 46-Jährige. Während Hakan Yavuz dabei ist, sich nach einer hartnäckigen Bauchmuskelzerrung an die erste Elf heranzukämpfen, ist der Pokal-Wettbewerb für Patrick Chwiendacz gelaufen, bevor er begonnen hat. Für ihn endete das Montagstraining mit einer offenbar schwereren Fußverletzung, die genaue Diagnose steht noch aus.