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Lüssumer Heide Der 25-Millionen-Euro-Plan

Seit Monaten wird an einem Konzept gearbeitet, dass das Wohnquartier rund um die Lüssumer Heide voranbringen soll. Jetzt liegt der Plan vor – und zeigt sich im Detail, wie groß das Großvorhaben ist.
11.05.2021, 18:00 Uhr
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Von Christian Weth

Monatelang haben Behördenmitarbeiter und Anwohner darüber diskutiert, wie das Wohnquartier rund um die Lüssumer Heide vorangebracht werden könnte. Jetzt liegt ein Konzept vor – und wird deutlich, was alles notwendig wird, um das Ziel zu erreichen. Zum ersten Mal sind Zahlen genannt worden, wie viele Projekte geplant sind, wie viel sie kosten und wie lange es dauern wird, sie nach und nach abzuarbeiten. Der Plan fürs Quartier zeigt aber noch etwas anderes: Dass insbesondere die Bildungsbehörde im Viertel nachbessern muss, zumindest nach Ansicht der Konzeptentwickler.

Sie sind an diesem Abend zu dritt, um den Blumenthaler Beiratsfraktionen zu sagen, was für die Lüssumer Heide vorgesehen ist: Der eine heißt Claus Gieseler und ist von der Baubehörde, die beiden anderen sind Rixa Gohde-Ahrens und Thomas Mirbach von der Hamburger Lawaetz-Stiftung, die von der Stadt für die Konzeptarbeit engagiert wurde. Zusammen bilden sie quasi ein Team. Alle drei haben den Prozess von Anfang an begleitet, der aus dem Wohngebiet ein Fördergebiet machen soll. Und aus einem Quartier, das Probleme hat, ein Quartier, das Lösungen bietet.

So der Plan. Damit er aufgeht, soll es 44 Projekte geben. Die Frau und die beiden Männer haben sie aufgelistet. Manche sind Ideen von Anwohnern, andere Notwendigkeiten, die sich aus der Analyse des Viertel ergeben haben. Die Konzeptentwickler sprechen mal von Vorhaben und mal von Schlüsselvorhaben. Im Grunde gibt es kaum etwas, was die Planer so lassen wollen, wie es ist. Alles soll besser werden: die Wohnqualität ebenso wie das Bildungsangebot, das soziale Miteinander wie das Freizeitangebot, der Klimaschutz, die Bus- und Bahnanbindung des Quartiers, sein Image.

Im Detail geht es um Gebäude, die saniert und energetisch ausgebaut werden sollen. Um mehr Grün und weniger Brachflächen. Um einen Anbau ans Haus der Zukunft, weil der Quartierstreff auf eine immer größere Nachfrage bei den Bewohner stößt, und den Abriss des benachbarten Parkdecks, in dem so gut wie keine Autos stehen. Um Deutschkurse, einen höheren Takt von Nordwestbahn und Bremer Straßenbahn AG, um den Bau einer Sporthalle mit mehreren Spielfeldern und mehreren Nutzungsmöglichkeiten. Auch für Workshops, Theater und Feiern soll sie offen sein.

Es ist immer davon gesprochen worden, dass das Quartiersprojekt ein Millionenprojekt wird. Jetzt kennen die Planer die Summe genauer. Unterm Strich kommen sie auf 25,1 Millionen Euro, die ausgegeben werden müssten, um alles zu realisieren, was im Konzept für Lüssum steht. Es ist ein Betrag, den sich Bund und Land teilen: 11,7 Millionen sind es für den einen, 13,4 Millionen für den anderen. Ob es bei diesen Zahlen bleibt, ist unklar. Das hat mit dem Senat zu tun, der dem Plan für das Quartier noch nicht zugestimmt hat – und mit dem Plan selbst. Er ist auf mehrere Jahre angelegt.

Vorerst auf acht. So steht es im Konzept – und auch, dass es eine Option für eine Verlängerung gibt, falls die Zeit nicht reichen sollte. Um festzustellen, wie es läuft, soll nach vier Jahren eine Zwischenbilanz gezogen werden. Mit dem Start des Millionenprojekts wird im Sommer gerechnet. Dann will der Senat über Plan beraten. Stimmt er zu, kann es nach Angaben der Konzeptentwickler sofort losgehen. Ihnen zufolge bereitet die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba, die einen Teil der Mietblocks in Lüssum gekauft hat, die ersten Umbauarbeiten bereits vor.

Mit anderen Projektpartnern wird das Konzeptteam noch sprechen müssen. Zum Beispiel mit der Sportbehörde über den Hallenneubau, der Stand heute auf dem Gelände an der Ermlandstraße vorgesehen ist, wo früher die Gewerbeschau Brenor war. Zum Beispiel mit dem Sozialressort, das dabei helfen soll, Träger für Projekte zu finden, bei denen es ums gemeinschaftliche Engagement geht. Und zum Beispiel mit der Bildungsbehörde, die anfänglich eine kleinere und für die Planer inzwischen eine immer größere Rolle fürs Gelingen des Quartiersplans spielt.

Sie haben nämlich festgestellt, dass sich der sogenannte Standortplan für die Schulen nicht mit dem deckt, was sie bei ihrer Analyse gesehen und ihnen geschildert wurde: Das Ressort ist der Auffassung, dass zwei Grundschulen in Lüssum reichen – anders als Lehrer, Eltern und Stadtteilpolitiker. Sie fordern seit Längerem einen Neubau. Die Planer glauben, dass das Konzept dafür sorgen wird, dass die Behörde ihre Haltung noch einmal überdenken wird.

Zur Sache

Die Gründe fürs Fördergebiet

Vor zehn Jahren war die Lüssumer Heide ein Entwicklungsgebiet, jetzt wird sie es wieder. Nach Ansicht von Planern und Sozialarbeitern hat sich beim ersten Förderprogramm zwar manches getan, aber nicht so viel, wie es heute notwendig wäre. Über Monate haben Mitarbeiter der Hamburger Lawaetz-Stiftung, die sich für soziales Wohnen einsetzt, im Auftrag der Stadt das Blumenthaler Quartier analysiert. Dabei stellten sie fest, dass das Viertel nicht wie andere Viertel ist: In kaum einer anderen Siedlung im Stadtgebiet sind in den vergangenen Jahren so viele Menschen aus anderen Nationen dazuggekommen wie in dieser. Und in kaum einer anderen ist die Quote der Menschen, die von Leistungen des Staates abhängig sind, so hoch. Darum soll jetzt nicht nur das Wohnumfeld verbessert werden, sondern auch der Zugang zu Bildungs- und Qualifizierungsangeboten. Beides sind sogenannte Schlüsselthemen des Entwicklungskonzept für die Lüssumer Heide.

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