Seit Jahren steht fest, dass die Polizei in Blumenthal umziehen muss – nur wohin, ist unklar. Jetzt gibt es zumindest so etwas wie eine Vorentscheidung. Die Idee, das Revier am Heidbleek ins Alte Rathaus an der Landrat-Christians-Straße zu verlegen, findet die Innenbehörde nicht mehr so gut. Stattdessen wird inzwischen eine Ersatzlösung am Mietmarkt gesucht. Ein erstes Treffen mit einem Projektentwickler gab es schon.
Weil das Alte Rathaus vielleicht doch zu alt und ein Umbau zu einem modernen Polizeistandort zu teuer ist, hat das Innenressort das städtische Gebäude- und Grundstücksmanagement eingeschaltet. Immobilien Bremen gab Annoncen auf: Öffentlicher Nutzer sucht Räume zum Mieten. Im Juni war das. Wie viele Hauseigentümer sich gemeldet haben, kann Peter Schulz auf Anhieb nicht mehr so genau sagen. Der Sprecher des Immobilien-Dienstleisters weiß jedoch ganz sicher, dass die Resonanz auf die Anzeige überschaubar war.
Dass Bremen beides macht – eigene Immobilien prüfen und parallel Angebote auf dem Mietmarkt einholen – kommt laut Schulz immer wieder vor. Schließlich, meint er, steht bei jeder Entscheidung im Vordergrund, welche Option die günstigere ist. Der Sprecher von Immobilien Bremen kennt die Debatte über die Vor- und Nachteile eines Reviers im Alten Rathaus. Für das Gebäude hat immer gesprochen, dass es der Stadt gehört, leer steht und zentral gelegen ist. Und dagegen, dass eben ein Umbau komplizierter sein und mehr kosten könnte als ein Neubau.
Für die Polizei zeichnet sich eine Nutzungslösung für das ortsbildprägende Gebäude gegenüber dem Marktplatz nicht ab. Das teilt jetzt Sandy Bradtke vom Pressereferat der Innenbehörde auf Anfrage mit. Ihr zufolge kann sich das Ressort dagegen durchaus vorstellen, dass die Beamten vom Heidbleek zum Blumenthaler Bahnhof wechseln. Der Standort, meint Bradtke, wäre für ein künftiges Polizeirevier im Stadtteil gut geeignet – immer vorausgesetzt, dass auch der Grundriss des Gebäudes, die Zufahrt zum Gelände und die Zahl der Parkplätze passt.
Momentan gibt es zwei Projektentwickler, die beim Bahnhof bauen wollen beziehungsweise seit Monaten bauen: Immobilienhändler Sinan Genc aus dem Bremer Westen ist der eine, Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger aus Rönnebeck der andere. Genc, der ein Wohn- und Geschäftshaus plant, hat vor Längerem angekündigt, dass er mit Polizei und Immobilien Bremen verhandeln will – was Kröger schon getan hat. Nach Angaben von Behördensprecherin Bradtke stellt sein Mietangebot nach derzeitiger Einschätzung eine Lösung für die Beamten dar.
Ursprünglich hatte Kröger anders geplant: ohne Polizei. In seinem Konzept für einen zweigeschossigen Geschäftskomplex an den Gleisen der Regio-S-Bahn kamen bisher oben Büros und eine Arztpraxis vor und unten eine Filiale der Sparkasse. Unterm Strich hatte der Bauunternehmer nach eigener Rechnung mehr als die Hälfte der Nutzfläche zwischenzeitlich schon verpachtet. Dann sagte der Mediziner ab, mit dem er verhandelt hatte. Statt drei waren auf einmal vier Gewerbeflächen zwischen 225 und 250 Quadratmeter noch frei.
Kröger plant nicht nur einen Neubau, sondern auch die Sanierung eines Altbaus: das historische Bahnhofsgebäude soll zum Café mit Bäckerei werden. Auch die Flächen drumherum wird er umgestalten. So hat es die Stadt in einem Vertrag festgelegt. Vorgesehen sind eine Terrasse für Cafébesucher, ein Fußweg in Richtung Kämmerei-Quartier und Stellplätze für Räder sowie Autos. Bis Ende des Jahres muss Kröger mit dem 4,5-Millionen-Euro-Projekt fertig sein. Der Termin ist mit der Sparkasse und der Bäckerei vereinbart worden.
Wann feststeht, ob auch die Polizei zu Krögers Mietern wird, ist unklar. Die Innenbehörde geht von einer zeitnahen Lösung für die Blumenthaler Beamten aus, ohne zu sagen, was sie mit zeitnah meint. Auch Schulz von Immobilien Bremen bleibt vage, wenn auch nicht so vage wie das Ressort. Er rechnet mit einer Entscheidung noch in diesem Jahr.