Zuletzt hieß es, dass ein Umbau der sogenannten Fliegerhalle zu einer Schwimmhalle teurer wird – jetzt heißt es, dass sich auch der Zeitplan für das Millionenprojekt im Blumenthaler Kämmerei-Quartier verschiebt. Nicht etwa, weil es wegen der Pandemie schwieriger geworden ist, an Baustoffe zu kommen, sondern weil die Projektentwickler etwas vorhaben, was ihnen zufolge andere Investoren in Bremen noch nicht versuchten: ein Vereinsbad zu bauen, dass die Standards eines Passivhauses erfüllt.
Christian Gerken sagt, dass die Schwimmhalle, die er und fünf Mitstreiter mithilfe von Sponsoren bauen wollen, energieeffizienter werden soll als jede andere in der Stadt. Und dass deshalb die Gespräche mit Architekten und Statikern mehr Zeit in Anspruch genommen haben als geplant. Fast zwei Jahre ist es her, dass der Chef der Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack im Blumenthaler Beirat war, um darüber zu klagen, dass Becken und Bahnen in Bremen fehlen – und anzukündigen, darum selbst welche zu planen. Damals sprach Gerken von einem Blockheizkraftwerk, das die Halle mit Wärme versorgen soll.
Jetzt spricht er von Fotovoltaik auf dem Dach und Wärmerückgewinnung unterm Dach. Dass jetzt alles ganz anders werden soll, hat mit Förderanträgen zu tun, die Gerken und sein Team bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau stellen wollen. Und mit ihrem Energieberater, der ihnen erklärte, dass die finanzielle Hilfe umso größer ausfällt, je umweltverträglicher das Projekt ist. Er rechnete vor, dass auf die Sportgemeinschaft, die Träger der Vereinshalle werden soll, Nebenkosten in Höhe von rund 10.000 Euro pro Monat zukommen – und dass sich diese Kosten minimieren lassen, wenn die Badplaner umdenken würden.
Dachfläche von 2400 Quadratmetern
Weg mit dem Blockheizkraftwerk, her mit einer Anlage, die Sonnenlicht in Energie umwandelt und zugleich die Wärme, die vom Boden der Schwimmhalle aufsteigt, zum Heizen nutzt. Der Energieberater nannte noch eine andere Ziffer, die für die Projektplaner überzeugend klang: 2400 – sie steht für die Quadratmeter, auf die das Dach der Fliegerhalle kommt. Vereinsfunktionär Gerken sagt, dass das Team seit Monaten kaum noch über etwas anderes diskutiert als über Techniken der Wärmerückgewinnung. Und darüber, so viele Fotovoltaik-Module wie möglich auf der Oberseite des Gebäudes unterzubringen, um die beste Effizienz zu erzielen.
Auch in dieser Woche haben sie sich mit den Architekten und Statikern getroffen. Es ging um die Traglast des Daches und um noch mehr Zahlen. Sie stammen von einer Blumenthaler Firma, die weltweit agiert: Vector Foiltec. Das Unternehmen, nach eigenen Angaben der Weltmarktführer für Spezialdächer und -fassaden, hat den Vorschlag gemacht, die Reihe an Oberlichtern der Fliegerhalle durch eine lange Folienkonstruktion zu ersetzen. Mit der Folge, dass sich das Gewicht des Daches verringern und gleichzeitig dessen Traglast erhöhen würde, um mehr Fotovoltaik-Elemente aufnehmen zu können als bei Oberlichtern aus Glas.
Gerken geht davon aus, dass die Berechnungen in den nächsten Wochen abgeschlossen sein werden. Genauso wie die Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege, das mit am Tisch sitzt. Läuft alles glatt, soll im Januar endgültig feststehen, wie alles wird, damit im Februar die Kreditanstalt für Wiederaufbau über den Zuschussantrag entscheiden kann. Der Spartenleiter hofft, dass die Förderbank nicht nur den energetischen Aspekt beim geplanten Umbau der Fliegerhalle berücksichtigt, sondern auch den denkmalpflegerischen – und dass sie die Zuschusssumme darum höher ansetzt als bei anderen Projekten.
Die Planer brauchen mehr Geld als ursprünglich kalkuliert. Aus dem Neun-Millionen-Projekt ist inzwischen beinahe ein Zehn-Millionen-Projekt geworden. Rund zwei Drittel der Summe haben Gerken und sein Team nach eigenem Bekunden von Sponsoren zusammen. Und weil die Geldgeber Resultate sehen wollen, soll jetzt Tempo gemacht werden, damit aus der dreimonatigen Verzögerung nicht irgendwann ein halbes Jahr wird. Darum haben die Architekten mittlerweile eine Bauvoranfrage bei der Behörde eingereicht und Juristen die Verträge für die übrigen Nutzer des Gebäudes vorbereitet.
Die Halle soll an Kooperationspartner untervermietet werden. Zum Beispiel an die Deutsche Rheuma-Liga, Sportmediziner, Krankenkassen. Geplant sind deshalb zwei Becken: eines für Nichtschwimmer und eines für Sportler, die sich regional und überregional mit anderen Schwimmern messen wollen. Das kleine Bassin kommt auf eine Fläche von 80, das große auf zwölfmal so viele Quadratmeter. Acht 50-Meter-Bahnen soll es haben – und einen Hubboden, der die Fläche bei Bedarf in vier Bereiche mit unterschiedlichem Wasserniveau unterteilen kann. Der Entwurf sieht außer Umkleiden, Seminarräumen und Materiallager auch ein Fitnessstudio vor.