Das Projekt ist so ehrgeizig, dass manche Behördenvertreter skeptisch sind, ob es tatsächlich gelingen wird: Neun Millionen Euro will Vereinsfunktionär Christian Gerken von Sponsoren zusammenbekommen, um aus der sogenannten Fliegerhalle auf dem Woll-Kämmerei-Gelände eine Schwimmhalle zu machen. Der Industriebau ist für das Vorhaben bislang ein halbes Jahr lang von der Wirtschaftsförderung geblockt worden. Und drei Monate vor Ablauf der Frist steht nun fest: für einen Großteil der Summe sind inzwischen Geldgeber gefunden.
Das hat der Chef der Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack jetzt in einer Videokonferenz den Blumenthaler Stadtteilpolitikern mitgeteilt. Wer die Sponsoren sind und welchen Betrag die Badplaner inzwischen zusammenhaben, will Gerken zu einem späteren Zeitpunkt sagen. Dann nämlich, wenn klar ist, wie viel das Großvorhaben wirklich kosten wird. Ihm zufolge sieht es im Moment nämlich danach aus, dass die neun Millionen Euro für den Umbau der Fliegerhalle und den Einbau von zwei Becken nicht ganz reichen werden. Gerken geht davon aus, dass die genaue Summe bis zum Sommer ermittelt sein wird.
Dann wollen er und sein Helferteam bisherigen und künftigen Geldgebern vor Ort zeigen, wie die Schwimmhalle werden soll. Und dabei deutlich machen, dass das Projekt ein gutes Projekt ist. Dass der Spartenchef zusammen mit anderen für zusätzliche Becken und Bahnen im Bremer Norden sorgen will, kommt nicht von ungefähr. Gerken sagt, dass die Hallenkapazitäten schon lange nicht mehr reichen, um so trainieren zu können, wie es für Wettkampfsportler eigentlich erforderlich ist. Oder um Anfängern das Schwimmen beizubringen. Nach seiner Rechnung müssen Kinder mittlerweile ein halbes Jahr auf einen Platz in einem Kursus warten.
Gerken will das neue Bad deshalb so schnell wie möglich. Doch so zügig, wie er es gehofft hat, wird es nicht gehen. Vor Monaten hatte der Vereinsfunktionär noch davon gesprochen, dass er sich freuen würde, wenn die Schwimmhalle auf dem Kämmerei-Gelände gleich zu Beginn des nächsten Jahres eröffnet. Jetzt rechnet er damit, dass zu diesem Zeitpunkt frühestens die Bauarbeiten losgehen. Wegen Corona, meint Gerken, hat sich alles verzögert. Darüber hat er auch mit Entscheidern der Wirtschaftsförderung gesprochen. Momentan verhandelt er mit ihnen über eine Verlängerung der Gebäude-Reservierung. Der Spartenchef sagt, dass es um drei weitere Monate geht.
Entwurf mit mehr Räumen
Läuft alles glatt, soll bis Mitte nächsten Jahres aus der Fliegerhalle eine Schwimmhalle geworden sein. Dass das Bad weniger kostet und schneller gebaut werden kann als andere Bäder, erklärt Gerken einerseits mit den Außenwänden, die schon stehen. Und anderseits mit den Becken, die nicht ins Fundament kommen, sondern aufs Fundament: Statt eine Grube auszuheben, wird der Boden des Bades erhöht. Gerken sagt, dass die Halle hoch genug ist. Und auch groß genug, damit mehr Räume gebaut werden können als bislang geplant waren. Ein Entwurf sieht jetzt außer Umkleiden, einem Materiallager und einem Fitnessstudio zusätzlich Seminarräume und eine Küche vor.
Auch die Technik ist erweitert worden. Gerken und sein Team wollen, dass das Becken mit den 50-Meter-Bahnen nicht nur halbiert, sondern geviertelt werden kann. Vier Hubböden sollen dafür sorgen, dass im Bassin auch vier verschiedene Niveaus möglich sind – und damit genauso viele unterschiedliche Kurse zugleich. Für die Planer ist das wichtig. Weil das Bad kein öffentliches, sondern ein Vereinsbad werden soll, muss die Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack selbst die Kosten decken. Laut Gerken soll es Seminare von mehreren Kooperationspartnern geben. Etwa der Deutschen Rheuma-Liga, von Sportmedizinern, Krankenkassen.
Auch Schulschwimmen hält der Vereinsfunktionär für denkbar. Er sagt, dass man das der Bildungsbehörde zumindest angeboten hat. Nach seinen Worten steht eine Entscheidung noch aus. Darum kalkulieren er und die anderen Schwimmhallen-Planer im Moment nicht mit Mietzahlungen des Ressorts. Hamburger Wirtschaftsanalytiker sind mittlerweile dabei, einmal genau auszurechnen, wie viele Einnahmen unterm Strick pro Jahr notwendig sind, damit sich das Bad trägt – ohne weitere Sponsorenhilfe.