Aufmerksame Beobachter der lokalen und regionalen Musik- und Konzertszene werden Tjard Cassens in den vergangenen zehn Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits auf einer Bühne gesehen haben – wenn auch nicht unbedingt bewusst, hielt sich Cassens als Begleitmusiker oft im Hintergrund.
Nach ersten Versuchen mit Jugendbandprojekten bei der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Rekum wie beispielsweise „Headfirst to nowhere“ trat er später häufig als Begleitmusiker von Künstlern wie Depui, Karl Neukauf und Ann Doka in Erscheinung. In jüngerer Vergangenheit tritt Cassens unter dem Namen „Mareike & Tjard“ zumeist als Duopartner der Sängerin und Songschreiberin Mareike Christ auf.
In all den Jahren reiften jedoch ebenfalls zahlreiche eigene Songs und Kompositionen im Kopf des jungen Musikers. Fünf davon hat er nun auf seiner ersten Veröffentlichung „Three Faces“ konserviert – und tritt dabei gewissermaßen in die Fußstapfen von Künstlern wie Stevie Wonder, Lenny Kravitz, Mike Oldfield, Trent Reznor und Prince, deren gemeinsamer Nenner darin besteht, dass sie ihre Alben überwiegend im Alleingang im Studio einspielen.
So ist auch Cassens auf den fünf Songs, die er gemeinsam mit Olaf Balczun in dessen „O-Ton-Studios“ in Schönebeck produzierte, sowohl als Sänger und Gitarrist als auch als Schlagzeuger, Bassist, Organist und Pianist zu hören. Dabei handelt es sich noch nicht einmal um alle Instrumente, die Cassens beherrscht: „Ich habe schon als Fünfjähriger mit Schlagzeug angefangen; später kamen Klavier, Gitarre und Bass dazu – und da mein Vater lange den Rekumer Posaunenchor leitete, habe ich auch diese erlernt.“
Seine eigenen Songs verortet Cassens stilistisch als progressiven Alternativrock, desen Wurzeln deutlich im Hardrock der Siebzigerjahre liegen. „Schon als Kind habe ich mich sehr intensiv mit Musik befasst und entsprechend natürlich vor allem die Plattensammlung meiner Eltern rauf und runter gehört. Auch in meinen ersten Bands habe ich in der Musik wesentlich mehr als nur ein Hobby gesehen – im Gegensatz zu manchen Mitmusikern. Das ist vielleicht auch der Hauptgrund, warum ich mich bei der Umsetzung meiner eigenen Songs nicht auf weitere Mitmusiker verlassen wollte.“
Der Kontakt zu seinem Produzenten Olaf Balczun entstand sowohl durch das Umfeld der unregelmäßig durch Ralf „Ralli“ Ziemer organisierten Wohnzimmerkonzerte als auch durch die gemeinsame Beteiligung am jüngsten Bandprojekt des hiesigen Songschreibers Stefan Pelikan – und erfolgte just zum richtigen Zeitpunkt: „Vor Corona war mein Studio quasi ein Laptop mit Monitorboxen im Hausflur. Erst während der Pandemie wurde daraus ein 'richtiges' Studio mit hochwertigem Equipment und selbst gebauten Möbeln“, erklärt Balczun, der in diesen Räumlichkeiten bislang sechs EPs und Alben verschiedener Künstler produzierte – inklusive Cassens und Pelikan.
Seit 2021 werkelten Cassens und Balczun an den Songs – ohne Eile und mit zahlreichen Unterbrechungen. „Wenn die Inzidenzen zu hoch waren, haben wir die Arbeiten unterbrochen, zumal wir beide im Gesundheitswesen tätig sind“, erklärt Balczun.
Dies ist auch einer der Hintergründe der Namensgebung des Titelstücks „Three Faces“. „Als dieser Song entstand, führte ich quasi drei Leben: Als Musiker, als Student und als Rettungssanitäter“, erklärt Cassens, der inzwischen vom Rettungs- in den Schuldienst gewechselt ist.
Im Internet sind die fünf über das Label „Oberdeich“ veröffentlichten Songs mit einer Gesamtspielzeit von 28 Minuten bei allen gängigen Anbietern und Streamingdiensten zu hören; eine CD-Variante wird ab kommenden Jahr auf Konzerten erhältlich sein, für die Cassens derzeit eine entsprechende Begleitband zusammenstellt.
Einen ersten Live-Vorgeschmack seiner Songs wird es in akustischer Form am 26. Januar in der Begegnungsstätte Schwanewede zu hören geben, in der „Mareike & Tjard“ als Support von "Kerle Fornia" auftreten werden. In deren Livebesetzung ist Cassens mittlerweile ebenfalls an Tasten und Saiten zu hören.