Über den Bau eines Turnhallenkomplexes im Kämmerei-Quartier ist schon häufiger diskutiert worden, jetzt steht das nächste Treffen von Investoren und Nutzern an – und das könnte entscheidender für das Großprojekt werden als alle Verhandlungsrunden zuvor. Der Farger Verein für Turn und Tanz, der das Gebäude plant, will über Details eines Vertrages sprechen, den er mit der Bildungsbehörde abschließen will. Das Ressort hat zwar angekündigt, Ankermieter werden zu wollen, aber noch nicht gesagt, zu welchen Bedingungen.
Das Gespräch ist für nächste Woche geplant. Sarah Matschulla sagt, dass es der erste Termin ist, bei dem alle Seiten über Einzelheiten einer verbindlichen Partnerschaft reden wollen. Die Vereinsvorsitzende und CDU-Stadtteilpolitikerin spricht nicht nur von Ressortvertretern, die bei der Besprechung dabei sein werden, sondern auch von Mitarbeitern des Sportamtes, der städtischen Gebäudeverwaltung und des Ortsamtes. Seit Wochen ist der Anwalt des Vereins dabei, einen Vertragsentwurf für das Treffen mit den Behörden vorzubereiten.
Der Verein braucht das Ressort als Partner. Mit ihm als Hauptmieter ist es für die Farger Turner und Tänzer einfacher, einen Kredit für das Vorhaben zu bekommen. Nach Rechnung von Architekten wird das geplante Gesundheits- und Bewegungszentrum rund sechs Millionen Euro kosten – und damit fast doppelt so viel wie anfänglich geplant. Sobald der Vertrag mit der Behörde unterzeichnet ist, wollen die Sportler mit Banken verhandeln. Zusammen mit Steuerberatern haben sie ein Konzept entwickelt, wie sich der Neubau auf Dauer tragen soll.
Dass der Verein zum Investor wird und damit macht, was für gewöhnlich Kommunen machen, hat mit Hallenzeiten zu tun, die in Bremen knapp sind – und damit, dass die Sportler nicht warten wollen, bis die Stadt irgendwann vielleicht neue schafft. Sie wollen sie so schnell wie möglich. Vereinschefin Matschulla hofft, dass der Vertrag mit der Bildungsbehörde in den nächsten Monaten unterzeichnet wird. Und bis dahin auch das Bauamt sein Okay gegeben hat. Seit zweieinhalb Jahren plant sie und ihr Vorstandsteam das Hallenprojekt.
Und sie planen groß. Das Gesundheits- und Bewegungszentrum soll quasi für alle sein – für Schulen, Kindergärten, Vereine, Rehatreffs. Wer wann welche Räume nutzen wird, soll nach einem simplen Prinzip geregelt werden: vormittags die Klassen, Kita- und Hortgruppen, nachmittags die Leistungs- und Gesundheitssportler. Matschulla sagt, dass immer wieder neue Anfragen kommen und dass es inzwischen feste Zusagen von drei Tagesstätten und zwei Vereinen aus dem Stadtteil gibt, die unbedingt Hallenzeiten brauchen und deshalb welche buchen wollen.
Welche Dimensionen der Gebäudekomplex annehmen soll, zeigen Architektenzeichnungen – und ein Video, das in zehn Minuten erläutert, was wo auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück im Kämmerei-Quartier geplant ist. Der Film geht so ins Detail, dass man annehmen könnte, der Bau ist längst genehmigt. Von 56 Stellplätzen für Fahrräder und 27 für Autos ist die Rede. Von einem Spielplatz, der auch dann für jeden zugänglich ist, wenn das Zentrum geschlossen ist. Und von einer Klinker-Fassade, die das Erscheinungsbild der benachbarten Industrieanlage aufnimmt.
In dem zweigeschossigen Flachdachbau ist eine Physiopraxis geplant und ein Foyer, in dem Monitore anzeigen sollen, welche Kurse gerade laufen. Von dort geht es zu Räumen, in denen für Tänzer mal Spiegel an den Wänden hängen, mal für Wettkampf- und Rehasportler unterschiedliche Fitnessgeräte stehen. Und in einen Bereich, der als sogenannte Bewegungslandschaft geplant ist, die sich nach Belieben verändern lässt und von jedem genutzt werden kann: von Kita- und Hortgruppen ebenso wie von Familien, die eine Geburtstagsfeier ausrichten wollen.
Den meisten Platz nimmt die Mehrzweckhalle ein. Sie kommt auf 1100 Quadratmeter – und ist damit so groß, dass sie sich teilen lässt – und außerdem noch Platz bietet für eine Zuschauertribüne, damit aus der Turn- auch eine Wettkampf- und Turnierhalle werden kann. Oder ein Saal für Theater-, Musik- und Balletaufführungen. Vereinschefin Matschulla baut darauf, dass mit den Möglichkeiten, einen Teil eines Gebäudes zu verändern, auch die Zahl der Nutzer zunimmt. Und auf einen Spatenstich noch in diesem und eine Eröffnung im nächsten Jahr.