Blumenthal. Seit zwei Jahren plant Sarah Matschulla den Bau eines Gesundheitszentrums in Blumenthal, jetzt hat die CDU-Politikerin und Vereinschefin das Millionenprojekt im Beirat vorgestellt – nicht nur in Worten, sondern erstmals auch in Bildern. Architekten haben am Computer anschaulich gemacht, wie das Turnhallen-Gebäude auf dem Woll-Kämmerei-Gelände aussehen könnte. Dass es tatsächlich kommt, wird immer wahrscheinlicher. Die Bildungsbehörde hat mittlerweile signalisiert, Ankermieter werden zu wollen.
Es ist eine Nachricht, auf die Matschulla und die übrigen Vorstandsmitglieder des Farger Vereins für Turn und Tanz lange gewartet haben. Sie brauchen das Ressort als Partner. Für einen allein, das hat die Vorsitzende immer gesagt, ist das Vorhaben zu groß. Es geht um Millionen. Und um Sicherheiten für die Bank, dem Verein diese Millionen als Kredit zu gewähren. Der Verein rechnet fest damit, das Geld zu bekommen, wenn die Behörde zu einer Art Hauptpächter wird. Die Kosten des Projekts werden inzwischen mit knapp sechs Millionen Euro veranschlagt. Die Summe ist damit doppelt so hoch wie der Betrag, mit dem der Verein anfänglich gerechnet hat.
Wie groß das Gesundheitszentrum werden soll, machen die Grafiken der Architekten deutlich – und ein Film, in dem die Grafiken gezeigt werden. Der Verein hat ihn in Auftrag gegeben. Das zehnminütige Video zeigt, was wo auf dem 5000-Quadratmeter-Grundstück und in dem zweigeschossigen Gebäude geplant ist. Der Entwurf geht so ins Detail, dass man den Eindruck gewinnen könnte, er ist längst genehmigt. Matschulla spricht von 56 Stellplätzen für Fahrräder und 27 für Autos. Von einem Spielplatz, der auch dann offen zugänglich ist, wenn das Zentrum geschlossen hat. Und von einer Klinker-Fassade, die das Erscheinungsbild der benachbarten Industriebauten widerspiegelt.
Ein Haus für alle
Die Vereinschefin nennt viele Zahlen. 86 und 88 zum Beispiel. Beide stehen für Quadratmeter. Die erste beschreibt die Maße der Physiopraxis des Gesundheitskomplexes, die zweite die Fläche des Foyers, in dem Monitore anzeigen sollen, welche Kurse auf welcher Etage gerade angeboten werden. Die größte Ziffer lautet 1106. Auf so viele Quadratmeter soll die Mehrzweckhalle kommen. Matschulla sagt, dass sie sich zweiteilen lassen wird. Und dass sie eine Tribüne bekommen soll, damit aus der Turn- auch eine Wettkampfhalle für Turniere mit Publikum werden kann. Oder ein Veranstaltungssaal für Theater-, Musik- und Ballettaufführungen.
Es soll noch mehr Räume für den Sport geben. Zum Beispiel mit Spiegeln an den Wänden, damit Tänzer ihre Körperhaltung im Blick behalten. Zum Beispiel mit Fitnessgeräten, an denen Leistungswettkämpfer als auch Rehasportler trainieren. Zum Beispiel mit einem Weichboden, der laut Matschulla gut fürs Kinderturnen ist, aber auch für Kampfsportler. Und es ist ein Raum mit einer Bewegungslandschaft geplant, die sich nach Belieben verändern lässt – und der von jedem genutzt werden kann: von Eltern-Kind- und Hortgruppen ebenso wie von Grundschulklassen und Familien, die eine Geburtstagsfeier ausrichten wollen.
Dass das Gesundheitszentrum ein Haus für alle ist, macht der Film in mehreren Sequenzen deutlich. Wer wann welche Räume nutzen wird, soll nach einem simplen Prinzip geregelt werden: vormittags die Schulen und Kitas, nachmittags die Vereine und Gesundheitsgruppen. Matschulla sagt, dass die Gespräche mit den einen wie den anderen noch andauern. Und dass sie immer wieder Anfragen von Abteilungsleitern und Spartenchefs bekommt. Die große Resonanz kommt für sie nicht von ungefähr. Viele Vereine, meint sie, wollen ihr Angebot erweitern, finden aber seit Längerem keine freien Hallen mehr.
Darum haben sich die Farger Turner und Tänzer für etwas entschieden, was es so im Bremer Norden noch nicht gegeben hat: es genau andersherum zu machen. Nicht Bremen baut, sondern der Verein. Und nicht die Sportler zahlen Miete an die Stadt für Hallenzeiten, sondern die Stadt zahlt an sie. Die Fraktionen finden gut, was der Vorstand plant. Sie hoffen jetzt, was auch er hofft: dass noch in diesem Jahr der Grundstein gelegt und im nächsten die Eröffnung gefeiert wird. Nach Ansicht von Ralf Mehrings könnte das sogar klappen. Der Bauunternehmer geht davon aus, dass der Komplex, den seine Architekten entworfen haben, innerhalb von neun Monaten errichtet werden kann.