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Woll-Kämmerei Der Campus-Plan ändert sich

Bisher hieß es, dass auf dem Woll-Kämmerei-Gelände vier Berufsschulen und optional ein Komplex für die kaufmännische Ausbildung vereint werden. Jetzt steht fest: Der Unterricht für den Handel wird nicht kommen.
26.02.2021, 05:00 Uhr
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Der Campus-Plan ändert sich
Von Christian Weth

Bremen-Nord. Bisher hieß es, dass auf dem Woll-Kämmerei-Gelände vier Berufsschulen und optional ein Komplex für die kaufmännische Ausbildung vereint werden. Jetzt steht fest: Der Unterricht für den Handel wird nicht kommen. Dass es schwierig werden würde, ihn von Burglesum zum neuen Blumenthaler Bildungscampus zu verlegen, haben die Beiratsfraktionen geahnt. Nun hat ihnen die Behörde gesagt, dass es unmöglich ist. Dabei wollten die Stadtteilpolitiker eigentlich etwas anderes von ihr wissen.

Sie haben, wenn man so will, einen Fahrplan für das Millionenprojekt gefordert: Das Ressort sollte sagen, wann denn nun welche Berufsschule umzieht, damit aus dem Industriestandort ein Bildungsstandort wird. Doch die Behörde hat geantwortet, dass sie die meisten Fragen noch nicht beantworten kann. Auch die Kosten für die Schulbauten hat sie offengelassen. Bisher gibt es nur Schätzungen. Planer gehen davon aus, dass allein die Sanierung des sogenannten Sortiergebäudes, in das die Pädagogikklassen des Blumenthaler Schulzentrums einziehen sollen, 23 Millionen Euro kosten wird.

Stattdessen hat die Behörde erklärt, was den Beiratsvertretern längst bekannt ist: Dass die Pädagogikklassen die ersten sein werden, die auf den Campus ziehen – 2022/2023. Dass es noch dauern wird, das Großprojekt umzusetzen – bis zu zehn Jahre. Und dass noch mehrere Gespräche anstehen – mit den Schulzentren an der Alwin-Lonke-Straße und Vegesack. Nur eben nicht mehr mit dem Schulzentrum an der Bördestraße, das eine kaufmännische Ausbildung anbietet. Das ist raus aus der Planung: Der Unterricht ist so fest in die Struktur der gymnasialen Oberstufe integriert, dass sie zerschlagen werden müsste, um sie zu trennen.

Und das will das Ressort ebenso wenig wie die Burglesumer Oberstufe nach Blumenthal zu verlegen. Damit, heißt es, würde der Campus eben kein reiner Berufsschulcampus mehr sein. Laut Annette Kemp wird er weder an Bedeutung verlieren noch kleiner, weil jetzt vier statt fünf Schulen auf das Woll-Kämmerei-Gelände kommen. Die Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) sagt, dass nach wie vor ein Plan für mehrere Tausend Schüler entworfen wird und damit das Projekt das größte Schulprojekt in Bremen ist – sowohl im Moment als auch in den nächsten Jahren.

Dass der Campus nun nicht so wird, wie ihn die Kölner Dependance des niederländischen Planungsbüros De zwarte Hond vor zwei Jahren vorgestellt hat, weiß der Beirat erst seit Kurzem. Oliver Fröhlich geht davon aus, dass die Fraktionen nun so schnell wie möglich darüber sprechen wollen, was nun mit dem Grundstück werden soll, auf dem die Architekten einen mehrgeschossigen Komplex für die kaufmännische Ausbildung eingezeichnet haben. Nach Ansicht des Ortsamtsleiter muss das schon deshalb zügig geklärt werden, weil die Antwort darauf auch für ein anderes Projekt wichtig ist.

Für Fröhlich ist das Gelände, das für Klassen des Schulzentrums an der Bördestraße vorgesehen war, nicht irgendein Gelände. Es liegt in einem Bereich, der so gestaltet werden soll, dass sich der Campus zum Marktplatz hin öffnet – neben dem Alten Rathaus, für das ebenso eine neue Nutzung gesucht wird wie für das frei gewordene Grundstück. Der Ortsamtschef findet, dass bald klar sein muss, was hier wie dort hinkommt, um Überschneidungen auszuschließen. Er sagt, dass jetzt die Bibliothek, die mal im früheren Verwaltungssitz geplant war, theoretisch auf dem Schulgelände gebaut werden könnte.

Aber auch anderes: Die Architekten von De zwarte Hond haben von einer Wohnbebauung gesprochen, die möglich ist – aber keine Wohnhäuser eingeplant, sondern ausschließlich ein Wohnheim. Außerdem fehlt noch ein neuer Standort für Turnhallen, nachdem der alte, die Fliegerhalle, vielleicht zum Schwimmbad wird. Ortsamtsleiter Fröhlich findet, dass auch nicht vergessen werden darf, was das Gelände eigentlich ist: ein Grundstück für Firmen – und darum auch noch weitere Unternehmen angesiedelt werden könnten, um den Handwerkerpark, der den Campus flankieren soll, zu erweitern.

Hans-Gerd Thormeier findet noch mehr. Zum Beispiel, dass jetzt die Behörde am Zug ist. Der CDU-Politiker und Beiratssprecher erwartet, dass sie nicht bloß erklärt, welche Schule nicht kommt, sondern auch, was stattdessen. Er rechnet damit, dass die Stadtteilparteien das auf einer der nächsten Sitzungen fordern werden. Und auch, dass das Ressort zumindest mal sagt, wann es denn einen Fahrplan für das Millionenprojekt liefern kann, wenn es jetzt keinen liefert. Thormeier leuchtet nicht ein, dass die Behörde einerseits einen Architektenplan für den Campus in Auftrag gegeben hat und diskutieren lässt, andererseits sich aber immer noch nicht festlegt, wann welches Gebäude von diesem Plan voraussichtlich kommt.

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Zur Sache

Das Campus-Konzept

Monatelang waren drei Planungsbüros damit beschäftigt, Konzepte für einen Blumenthaler Berufsschulcampus auf dem Woll-Kämmerei-Gelände zu entwickeln. Den städtebaulichen Wettbewerb entschied schließlich die Kölner Dependance der niederländischen Architektenfirma De zwarte Hond vor zwei Jahren für sich.

Die Juroren befanden das Konzept nicht bloß für das innovativste, sondern auch für das flexibelste. Zudem überzeugte sie sowohl die Verbindung des Schulgeländes mit benachbarten Quartieren als auch die Symbiose von historischer Bausubstanz mit moderner Architektur. Einige Industriegebäude der Woll-Kämmerei sollen erhalten bleiben und andere, die leer und nicht unter Denkmalschutz stehen, abgerissen werden. Um Wege für Firmen und Auszubildende zu verkürzen, sieht der Entwurf einen sogenannten Handwerkerpark vor.

Stadtteilpolitiker sprechen von einem neuen Ortsteil, der mit dem Bildungscampus entsteht. Es soll ein Wohnheim für Berufsschüler geben, Sporthallen, ein Parkhaus, eine Mensa und ein Café. Auf dem Gelände sind Gebäude für das Vegesacker, Blumenthaler und das Schulzentrum an der Alwin-Lonke-Straße geplant. Auch die Berufsschule für Metalltechnik aus dem Bremer Westen soll auf das Woll-Kämmerei-Grundstück umziehen. Die Behörde rechnet damit, dass sämtliche Bauarbeiten 2029 abgeschlossen sein werden.

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