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Stiftung kündigt Klage an Borgfeld: Freizi gerettet – Kinder- und Jugendfarm geht leer aus

Streit um städtische Zuschüsse für Jugendarbeit in Borgfeld: Das Freizi erhält 117.000 Euro, die Kinder- und Jugendfarm geht leer aus. Die Entscheidung sorgt für Unmut und könnte vor Gericht landen.
13.12.2024, 14:00 Uhr
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Borgfeld: Freizi gerettet – Kinder- und Jugendfarm geht leer aus
Von Petra Scheller

Die Entscheidung für die Verteilung der Gelder für offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) im Bremer Stadtteil Borgfeld für das kommende Jahr steht: Das Borgfelder Freizi kann danach mit einem Zuschuss seitens der Stadt Bremen von rund 117.000 Euro rechnen. Die Borgfelder Kinder- und Jugendfarm der Bremer Hans-Wendt-Stiftung geht hingegen leer aus. Und das sorgt für Unmut.

"Wir bekommen keinen Cent aus dem Stadtteilbudget für unsere offene Kinder- und Jugendarbeit", berichtet Mathias Emrich von der Hans-Wendt-Stiftung. Der Leiter für Zentrale Dienste und Mitverantwortliche für die Farm ist empört und verärgert. Emrich spricht von einem "intransparenten Verfahren" der Behörde: "In Süddeutschland würde man sagen, die Sache habe ein Geschmäckle."

Die Verteilung des Budgets sei "ernüchternd und nicht hinnehmbar", unterstreicht auch die Leiterin der Farm, Friederike Reinsch. Die Naturpädagogin hatte nach eigenen Aussagen mit einer "fairen Aufteilung" des Budgets für offene Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil gerechnet. "Es gibt zwei Trägerinnen, die sich um die Gelder beworben haben – das vom Deutschen Roten Kreuz betriebene Freizi und uns. Nun bekommen die einen alles und wir nichts", kritisiert Reinsch die Entscheidung der Behörde. Die Konsequenz: "Wir werden rechtliche Schritte prüfen lassen, um dagegen vorzugehen", kündigt Mathias Emrich an.

Was sagt die Behörde?

Auf dem Weg zur Entscheidung über die Verteilung des Geldes hatte es im sogenannten Controllingausschuss für Kinder- und Jugendarbeit in Borgfeld ein Patt gegeben: Für das Borgfelder Freizi stimmte dessen Leiterin; zwei weitere Stimmen kamen vom Sozialzentrum 5. Für die Kinder- und Jugendfarm wiederum sprachen sich Jannis Fricke aus dem Borgfelder Beirat, Jannik Kartscher aus dem Jugendforum und die Farm-Leiterin Friederike Reinsch aus. Beim Stand von jeweils drei Stimmen musste somit Sigrun Deneke, Leiterin des Sozialzentrums 5, abschließend entscheiden, welcher Einrichtung die Mittel zukommen sollen.

Zum Zustandekommen der Entscheidung sowie zur Kritik aus der Hans-Wendt-Stiftung möchte sich Deneke auf Nachfrage nicht äußern und verweist auf die Pressestelle der Sozialbehörde. Von deren Sprecher Bernd Schneider heißt es: "Die Entscheidung über diese Fragen ist vor 25 Jahren bewusst in die Controllingausschüsse in den Stadtteilen gegeben worden. Dem lag die Überzeugung zugrunde, dass die Akteure vor Ort besser einschätzen können, welche Einrichtungen in welchem Umfang genutzt werden und daher in welchem Umfang finanziert werden sollen." Aus diesem Grund werde die Entscheidung nicht kommentiert.

Wie beurteilt das DRK die Lage?

Die Situation sei mehr als unglücklich – vor allem für die Kinder und Jugendlichen im Ort, bedauert die Leiterin für Jugendförderung beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), Jasmin Bohlmann, die auch für das Freizi in Borgfeld zuständig ist. Besonders, weil die Jugendfarm der Hans-Wendt-Stiftung eine andere Ausrichtung habe als das Freizi. Gleichzeitig sei das Freizi auf den Gesamtbetrag des Budgets von 117.000 Euro angewiesen. "Die Alternative wäre eine Schließung gewesen. Wir haben unsere Arbeit aufgrund der Budgetkürzungen Anfang des Jahres bereits von vier auf drei Tage in der Woche reduziert", so Bohlmann. "Mit dem zur Disposition stehenden Budget können wir wenigstens den Status quo erhalten." Begründet worden wäre die ungleiche Verteilung des Budgets seitens der Behörde mit dem Argument, dass die Klientel im Freizi einen höheren Bedarf an Förderung habe als die Klientel der Kinder- und Jugendfarm. Bei der Hans-Wendt-Stiftung ginge es um eine Angebotserweiterung – beim Freizi Borgfeld um die Existenz. "Und die offene Kinder- und Jugendarbeit geht bei der Hans-Wendt-Stiftung weiter." Bislang erhalte die Hans-Wendt-Stiftung überregionale Mittel – das Borgfelder Freizi hingegen nicht.

Welche Konsequenzen hat das für die Kinder- und Jugendfarm?

Farmleiterin Friederike Reinsch hält die DRK-Argumentation für nicht haltbar. "Wir haben mit viel Mühe und Arbeit noch weitere Gelder für unsere Arbeit generiert. Das steht dem Deutschen Roten Kreuz ja auch offen", entgegnet sie. Die Farm betreibe Klima- und Umweltarbeit, tiergestützte Pädagogik und inklusive offene Kinder- und Jugendarbeit. "Ich hätte mir gewünscht, die Gelder wären aufgeteilt worden." Mathias Emrich geht in seiner Kritik einen Schritt weiter. "Die überregionalen Mittel für unsere Arbeit fallen 2026 weg." Er sieht mit der Entscheidung die "Trägerpluralität" infrage gestellt. "Ich hatte den Eindruck, die Entscheidung der Behörde stand schon vor den Gesprächen fest." Die Frage, die nun im Raum stehe: Hat das Amt für Soziale Dienste bei der Verteilung von Mitteln für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Borgfeld (OKJA) das vom DRK betriebene Jugendfreizeitheim in Borgfeld bevorzugt? Die Hans-Wendt-Stiftung erwäge, diese Frage vor Gericht klären zu lassen, sagt Mathias Emrich.

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