Die Situation spitzt sich zu. Anstatt über die Zusammenarbeit mit dem Beirat zu sprechen, muss das Jugendforum Borgfeld jetzt erst einmal zusehen, dass es als Gremium bestehen bleibt. Die beiden Sprecher Rika-Mairi Wittke und Finn Herzig schilderten in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Borgfelder Beirates, wie eng die Lage inzwischen ist.
Arbeit unter erschwerten Bedingungen
"Wir haben in letzter Zeit viele Probleme", erklärte Finn Herzig. Die Anzahl der Mitglieder im Jugendforum, das vor 15 Monaten mit neun Mitgliedern gegründet worden war, sei auf drei Aktive zusammengeschrumpft, die alle schulisch sehr eingebunden seien. Nur ein Mitglied sei in den vergangenen Monaten hinzugekommen und fünf abgesprungen. "Wir sind zum Teil nicht mehr beschlussfähig", so Finn Herzig. Laut Geschäftsordnung müssen dafür mindestens drei Personen abstimmen. Bei den letzten Sitzungen seien aber nur jeweils zwei Jugendliche vor Ort gewesen, "was die Arbeit erheblich erschwert", so Herzig.
Auf Nachfrage von Bernd Stenner (SPD) sagte Herzig, diese missliche Lage habe "tiefere Gründe". Deutlicher wurde Rika-Mairi Wittke. "Man kennt uns zu wenig", sagte sie, und die Debatte zwischen dem ehemaligen Sprecher des Jugendforums, Jannik Kartscher, und Beiratssprecher Jörn Broeksmid (CDU) habe kein gutes Licht auf das Jugendforum geworfen.
In den vergangenen Wochen habe man vorrangig versucht, Jugendliche für die Mitarbeit im Jugendforum zu begeistern. Unter anderem wolle man die Jugendorganisationen aller demokratischen Parteien einladen, um auf das Jugendforum Borgfeld aufmerksam zu machen und über dessen Arbeit aufzuklären. Borgfelder Jugendliche wie geplant über die Lernplattform Itslearning anzusprechen, sei hingegen nicht möglich. Die meisten in Frage kommenden Jugendlichen besuchten die weiterführenden Schulen in anderen Bremer Stadtteilen und seien dort auf der Lernplattform organisiert. "Aber wir sind gut vernetzt", sagte Herzig. Die Borgfelder Jugendlichen an den einzelnen Schulen kennen sich untereinander, bestätigte Rika-Mairi Wittke. "Einige sind momentan nicht so motiviert mitzuarbeiten", so ihre Erfahrung.
Die anderen gelte es jetzt abzuholen. Demnächst wolle das Jugendforum Werbeflyer drucken lassen und dafür einen Teil der rund 3000 Euro Projektmittel nutzen, die Bremen zur Verfügung stelle. Doch da gebe es die nächste Hürde. "Wir kommen an das Geld nicht ran, weil wir nicht beschlussfähig sind", so Herzig. Aus demselben Grund könne man die Geschäftsordnung des Jugendbeirates nicht ändern.
Ausschuss kündigt Unterstützung an
Ausschusssprecherin Carolin Balzer (Grüne) und die Vertreter der Fraktionen kündigten ihre Unterstützung an. Finn Herzig bat den Beirat, in allen Netzwerken, zu denen er Zugang habe, für das Jugendforum zu werben. Grünen-Politikerin Juliane Filser schlug vor, auch auf Plattformen wie Nachbar.de aktiv zu werden. "Dort erreicht man erstaunlich viele Leute", so Filser. Finn Herzig gab zu, das Jugendforum habe sich noch nicht mit Projekten hervorgetan. "Auch dafür müssten wir beschlussfähig sein."
Ans Aufgeben denken die drei verbliebenen Jugendvertreter nicht. "Wenn wir selber aktiv keine Projekte durchführen können, sind wir vielleicht erst einmal beratend für den Beirat tätig", schlug Finn Herzig vor. Juliane Filser machte ihm und Rika-Mairi Wittke Mut. "Es ist wichtig, dass ihr wahrnehmbare Vertreter im Ort seid, wir Älteren können schlechter beurteilen, wo eure Probleme liegen und welche Ansichten ihr habt."