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Borgfelder auf den Barrikaden Aufregung um neuen Mobilfunkmast

Fest steht, der Funkturm für Borgfeld kommt. Das bestätigte jetzt ein Umwelt- und Nachhaltigkeitsexperte der Deutschen Telekom gegenüber dem Borgfelder Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe. Nur wohin damit?
26.07.2022, 18:00 Uhr
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Aufregung um neuen Mobilfunkmast
Von Petra Scheller

Borgfeld. Auf der Mobil-Funk-Landkarte der Bundesnetzagentur für Telekommunikation ist der Bremer Ortsteil Borgfeld ein weißer Fleck. So hatte es das Land Bremen der Agentur des Bundeswirtschaftsministeriums gemeldet, und das handelt nun. So berichtet es Borgfelds Ortsamtsleiter auf einer Wiese am Borgfelder Kuhgrabenweg. Eine Handvoll Leute haben sich hier spontan versammelt. Eine Großmutter mit ihren Enkelkindern, ein Anwohner und ein Ehepaar – auch Borgfelds Beiratssprecher Gernot Erik Burghardt ist dabei. Die Ortspolitiker wollen Wogen glätten, denn die schlagen seit einer Woche am Kuhweideweg wieder hoch.

Warum die Aufregung?

Ein Bremer Vermessungsbüro hatte Mitte vergangener Woche Wege und Weideflächen zwischen Borgfeld-West und dem Lehester Deich vermessen – und nach Aussage des Anwohners Gerald Hodel einen Schwertransport angekündigt, der auf einer Weide am Kuhgrabenweg demnächst wohl einen Funkmast anliefern werde. Auch anderen Anwohnerinnen und Anwohnern war das Messfahrzeug an der Borgfelder Heerstraße aufgefallen.

"Ich hatte die Vermesser angesprochen und gefragt, was denn hier vermessen wird", berichtet Uwe Rosenberg von der Bürgerinitiative Borgfelder Forum. "Doch die Männer wollten mir keine Auskunft geben. Das macht natürlich skeptisch und verunsichert", berichtet der Borgfelder. So wie Uwe Rosenberg ging es auch Gerald Hodel. "Konkrete Angaben wollte mir gegenüber niemand machen", sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau Meike Tratz blickt Hodel von seinem Garten aus direkt auf die Felder am Kuhweideweg.

Steht der Standort schon fest?

Schon vor einigen Wochen hatte der Anwohner auf die angekündigte Aufstellung eines Funkmastes auf den Flächen des Landschaftsschutzgebietes hingewiesen. Dann kehrte zunächst Ruhe ein – Grundstückseigentümer Wolfgang Klüver (CDU) hatte Anfang Juli in einer öffentlichen Beiratssitzung versichert, eine entsprechende Anfrage der Telekom abgelehnt zu haben. Nun hat sich die Telekom inzwischen an andere Grundstückseigentümer gewandt. Mit Erfolg? Auf Anfrage der Wümme-Zeitung will sich eine infrage kommende Eigentümer-Gemeinschaft einer Weidefläche in der Nähe des Jan-Reiners-Weges nicht zum Thema äußern – macht aber deutlich, dass es sich um ihre Privatangelegenheit handele.

Was sagen Kritiker?

Gerald Hodel und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter kündigen indes Widerstand an. Sie wollen einer Aufstellung eines Funkmastes in der Nähe ihrer Wohnhäuser nicht tatenlos zusehen. Hodel nimmt an, dass bereits vor der Anlieferung des Mastes Bäume am Kuhweideweg gefällt werden müssten. "Das werde ich nicht zulassen", kündigt er vehement an. Außerdem habe er "Angst vor der Strahlenbelastung und erhebliche Probleme mit einem über 50 Meter hohen Funkmast vor meinem Garten und Wohnzimmer“, sagt er. Hodel vermutet, dass die Telekom die ruhige Ferienzeit ausnutzen könne, um Fakten zu schaffen und den Mast einfach zu installieren.

Was sagt die Baubehörde?

Dem Widersprechen ganz klar Jens Tittmann, Sprecher der Bremer Bausenatorin, und Borgfelds Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe. Beide bestätigen auf Nachfrage, dass zunächst ein Bauantrag vorliegen müsse, um einen Funkmast aufzustellen. Der liege zurzeit weder bei der Bremer Baubehörde noch beim Ortsamt vor. "Niemand wird hier einfach vor vollendete Tatsachen gestellt", unterstreicht Ortsamtsleiter Bramsiepe.

Wann nimmt die Telekom öffentlich Stellung?

Dennoch schließe er nicht aus, dass in absehbarer Zeit ein Funkmast in Borgfeld aufgestellt wird, stellt Bramsiepe klar. Es sei im öffentlichen Interesse, den Handyempfang Tausender Menschen in Borgfeld zu verbessern. Die Deutsche Telekom werde nach den Ferien öffentlich Stellung zur Funkmastaufstellung beziehen. Thomas Fannasch, Umwelt- und Nachhaltigkeitsplaner der Techniksparte des Kommunikationsunternehmens, werde sich den Fragen der Öffentlichkeit am Dienstag, 20. September, in einer Beiratssitzung stellen.

Fest stehe, dass die Deutsche Telekom gerade dabei sei, einen Bauantrag für die Aufstellung eines Funkturms auszuarbeiten, berichtet der Ortsamtsleiter weiter. Nur wo genau dieser aufgestellt werden wird, sei derzeit noch offen. Bramsiepe räumt ein, dass er die Anwohner am Kuhweideweg verstehen könne. "Es muss schon darum gerungen werden, dass wir einen Platz finden, mit dem alle einverstanden sind", sagt er.

Zur Sache

Suche nach alternativen Standorten geht weiter

Als alternativen Standort für einen Funkmast hatten die Anwohner vom Kuhweideweg die Strommasten des Energieversorgers Avacon einige Hundert Meter weiter ins Gespräch gebracht. Auf Nachfrage des Borgfelder Ortsamtes erklärte die Avacon jedoch, es sei grundsätzlich machbar, die Mobilfunkantennen an einem Strommast anzubringen. Womöglich sei dieser jedoch zu klein. Der Verdacht habe sich inzwischen erhärtet, berichtet Borgfelds Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe.

Die Bürgerinitiative um Gerald Hodel will in den kommenden Wochen weitere Alternativstandorte vorschlagen. Der Anwohner Marc Hartmann unterstreicht indes, dass ein guter Mobilfunkempfang für alle möglich sein solle. "Dennoch sollten wir gemeinsam ausloten, ob das nicht weiter hinten am Kreuzdeich in der Nähe des Deichverbandes möglich sein könnte", sagt Hartmann. Denn dort wohne niemand.

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