Borgfeld. Bald heißt es: Wasser marsch. Während sich die Kühe hinter dem Wümmedeich bei hochsommerlichen Temperaturen in den Schatten legen, laufen die Arbeiten am Borgfelder Kreuzdeich gerade auf Hochtouren. Auf dem Gelände der neuen Ausgleichsfläche am Kuhweideweg werden die letzten Kabel verlegt, wird geschweißt, gehämmert, werden Bänke verschraubt und Gräben gezogen. Denn in nur wenigen Wochen soll das 25 Hektar große Naturschutzgebiet zur Naherholung am Rande Borgfelds feierlich eingeweiht werden. Das teilt die Sprecherin des Bremer Amt für Straßen und Verkehr (ASV), Andrea Voth, mit. "Die Grundstücke innerhalb des Landesschutzdeiches und der neu angelegten Verwallungen sollen nach den Sommerferien geflutet werden", kündigt die Sprecherin an. Im September könnten die Korken knallen – während das Wümmewasser in den Überschwemmungspolder sprudelt.
Wer steuert die Sieltore?
Immer wieder hatte sich der Termin für die Flutung des groß angelegten Wasserareals verzögert. Michael Schirmer, Deichverbandschef am rechten Weserufer, wartet zurzeit noch auf Messfühler für die Fernsteuerung der Sieltore. Doch der promovierte Biologe wollte nicht länger warten. "Es gibt zurzeit Lieferschwierigkeiten der Steuerungsgeräte, doch wir werden die Wasserzufuhr von der Wümme in den Polder zunächst einmal per Hand steuern, damit die Sache endlich losgeht", berichtet der Deichhauptmann.
Elektriker Alexander Thürling verlegt in dieser Woche die Kabel für die zukünftige Fernsteuerung der Flutungsanlage, die zukünftig vom Deichverbandsteam geregelt werden wird. Über ein 31 Meter langes Stahlrohr ist die Verbindung zwischen Wümme und Überschwemmungsfläche bereits im vergangenen Jahr eingerichtet worden. Bei Flut wird Wümmewasser in das Stahlrohr gepumpt und auf der anderen Deichseite in die Überschwemmungsfläche gedrückt. "Bis der Polder ganz vollläuft, wird es wohl ein paar Tage dauern", vermutet der technische Leiter des Deichverbandes, Rolf Dülge. "Doch wir sind froh, dass es jetzt endlich losgeht," sagt auch Dülge.
Wann wird der Wanderweg freigegeben?
Auf der östlichen Seite der Überschwemmungsfläche schlängelt sich ein lichter Wanderweg. An seiner höchsten Stelle thront ein Aussichtsturm. Gerade werden dort Sitzbänke montiert. Frei gegeben ist der Weg bislang noch nicht. "Das Amt für Straßen und Verkehr wird den neuen Weg an drei Zugängen mit einer entsprechenden Beschilderung mit der Aufschrift ´Fußweg, Radfahren erlaubt´ ausstatten", berichtet Sprecherin Andrea Voth. Nach Aufbau der Schilder könne der Weg dann auch offiziell genutzt werden.
Vogelschwärme, rastende Wildgänse und eine sich stets verändernde Wasserlandschaft lassen sich vom Aussichtshügel beobachten. "Von hier aus gibt es atemberaubende Sonnenuntergänge zu sehen", sagt Deichhauptmann Michael Schirmer.
Was verbirgt sich hinter den Zäunen?
Als Abgrenzung zwischen dem neuen Naherholungsgebiet und der Wochenendhaus-Siedlung an der Straße Hinter dem Großen Dinge wird demnächst ein Wäldchen angepflanzt. Das Areal ist bereits eingezäunt, um "junge Bäume und Sträucher in den Waldaufforstungsflächen vor Wildverbiss zu schützen", erklärt ASV-Sprecherin Voth. "Nach maximal sieben Jahren wird der Wildschutzzaun vollständig zurückgebaut." Geplant sei hier eine über 370 Meter lange Wallhecke, die mit 700 Gehölzen bepflanzt werden soll.
Knapp fünf Hektar Wald werden neu gegründet: Allein auf knapp drei Hektar sollen über 9100 Gehölze gesetzt werden. Darunter Eichen, Hainbuchen und Birken, Ebereschen, Feldulmen, Hasel, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Schlehen und Hundsrosen.
Gleich daneben gibt es einen Graben, der das Wasser aus der Überschwemmungsfläche weiterleitet. Schlosser Hans Bültjer schweißt gerade ein Podest – bei sengender Hitze. Von dort aus lassen sich die Dammbalken des Wasserlaufs einstellen.
Wann steht der genaue Termin fest?
Bis das Areal geflutet werden kann, laufen weiterhin Pumpen zur Grundwasserabsenkung, erklärt ASV-Sprecherin Voth. "Ohne diese Pumpen hätten die Wasserbauwerke nicht gebaut werden können, da aufsteigendes Grundwasser kontinuierlich in die Baugruben drückt." Die angrenzenden Flächen wurden im Rahmen der ökologischen Baubegleitung zudem auf mögliche Brutplätze abgesucht. Es lagen keine Beeinträchtigungen während der Brutzeit vor, unterstreicht die Sprecherin. Derzeit stimme die Behörde noch einen genauen Termin für die offizielle Eröffnung des Naturschutzgebietes am Kreuzdeich ab. Anfang September könnte es so weit sein.