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Aussprache auf Beiratssitzung Borgfelder Weinfest: Organisatoren geloben Besserung nach Kritik

Kritik am Borgfelder Weinfest: Anwohner und Gewerbetreibende haben auf der Beiratssitzung ihre Bedenken geäußert. Die Organisatoren reagieren und versprechen Besserung.
21.08.2024, 14:34 Uhr
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Borgfelder Weinfest: Organisatoren geloben Besserung nach Kritik
Von Antje Stürmann

Die Organisatoren des Borgfelder Weinfestes bekamen erneut großes Lob, müssen sich aber auch niederschmetternde Kritik von Anwohnern und Gewerbetreibenden anhören. Im Rahmen einer Beiratssitzung hatten die Ehrenamtlichen eingeladen, das diesjährige Event mit mehreren Tausend Besuchern Revue passieren zu lassen und Anregungen für die Zukunft zu geben. Rund 60 Borgfelderinnen und Borgfelder waren am Dienstag dieser Einladung gefolgt. Und: Sie nahmen kein Blatt vor den Mund.

Qualitätsmerkmal für den Ort

Ziel sei es, das Weinfest zu verbessern, einen angemessenen Ort zu finden und für alle möglichst gute Lösungen zu präsentieren, erklärte Mitorganisator Frank Harreß zu Beginn der Aussprache. Nach drei Jahren, in denen das Fest enorm gewachsen sei, sei es an der Zeit, die Pausetaste zu drücken und zu schauen: "Wo wollen wir hin." Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe betonte: "Das Weinfest ist für den Ort ein Qualitätsmerkmal." Aber es gebe eben auch negative Stimmen. Diese wolle man sammeln.

Mitorganisator Ingo Buchenau, der auch Vorsitzender der Schützengilde ist, ging sofort in die Offensive. "Es kann nicht sein, dass irgendwelche Leute auf Privatgrundstücken herumlaufen" und ihren Müll zurückließen. Den Verantwortlichen der Kindertagesstätte Borgfelder Butjer habe er bereits zugesagt, im kommenden Jahr die Zufahrt zum Gelände mit Bauzäunen zuzustellen. Randalierer hatten in eine Sandkiste der Kita gepinkelt und darin Glas verteilt, so Buchenau.

Forderung nach mehr Sicherheit

Die Kritik richtete sich aber nicht nur gegen jene, die am Rande des Weinfestes jegliches Benehmen vermissen ließen und "eine eigene Vorstellung von Freiheit" auslebten, wie es ein Anwohner formulierte. Auch die Organisation stand im Fokus. Da parkte ein Kühlanhänger auf einem Privatgrundstück, weil der Platz im Ortszentrum schlicht nicht für alle Standbetreiber und ihr Equipment ausreichte. Anstatt eine der beiden kostenpflichtigen, mobilen Toiletten zu nutzen (von denen aus technischen Gründen nur eine funktionierte), hätten unflätige Gäste in Grundstückseinfahrten gepinkelt und sich erbrochen, berichtete eine Anwohnerin. "Ein Sicherheitsdienst-Mitarbeiter reicht da nicht aus."

Beschwerden gab es auch wegen der Lautstärke. Anstatt, wie angekündigt, bis 1 Uhr nachts im Festzelt laute Musik zu spielen, sei es bis 2 Uhr weitergegangen, monierte eine Anwohnerin. "Danach haben wir bis 4 Uhr das Geklöter vom Aufräumen gehört." Gegen 7 Uhr hätten die Standbetreiber ihre Vorbereitungen für den Tag gestartet. "Wir sind Ur-Borgfelder, aber das wird es mit uns nicht wieder geben", drohte die Frau.

Damit sprach sie offenbar vielen Anwesenden aus der Seele. "Wir wollen niemanden ärgern", beschwichtigte Frank Harreß. Für das Festzelt sei ihm noch kein alternativer Standort eingefallen. Ein kleineres Zelt aufzustellen, wie ein Bürger vorschlug, sei keine Option. Harreß befürchtet, dass dann zu wenig Platz für die Feiernden da ist und das Weinfest künftig floppen könnte. Die Idee von Vera Wanetschka, das Festzelt im Ratsspiekerpark aufzustellen und zur Ortsmitte hin mit Ständen aufzuschließen, verwarf Harreß ebenfalls. Die Borgfelder Landstraße müsse für die Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst frei bleiben.

Stattdessen warb Harreß bei den Anwohnern um Sympathie. "Es ist nur ein Sonnabend im Jahr." Seine Zuhörerinnen und Zuhörer gaben sich damit nicht zufrieden. Aus dem Weinfest sei eine Art Jahrmarkt geworden, monierte die Borgfelderin Sandra Kwijas. Es folgte der Ruf nach "Qualität statt Quantität". Ein Anwesender schimpfte: "Es wäre schön gewesen, wenn die Anwohner in die Planungen mit einbezogen worden wären, uns wurde das Fest übergestülpt."

Vom Erfolg "überrannt"

Harreß gab zu, dass die fünf Ehrenamtlichen und Hauptorganisatoren seit drei Jahren immer wieder vom Erfolg des Festes "überrannt" worden seien. Das Orga-Team könne nur reagieren, nicht agieren, so Harreß. Das warf bei einem Borgfelder die Frage auf: "Wie wollen die Organisatoren die Sicherheit gewährleisten, wenn das Fest aus allen Nähten platzt?" Michael Schulten aus Borgfeld sagte, er sei mit einer gefühlten "Invasion junger Leute" konfrontiert worden, die sich nicht kooperativ gezeigt hätten. Hinweise von Anwohnern seien ignoriert worden und es habe Beschimpfungen gehagelt. In einem Fall sei sogar eine Holzpalette geworfen worden. Schulten fasste zusammen: "Wir haben Angst um unser Hab und Gut und müssen über Sauberkeit sprechen." Er bat die Organisatoren dringend, ihr Konzept zu überarbeiten.

Ingo Buchenau und Frank Harreß entschuldigten sich für die Pannen und versprachen, die Anregungen aufzugreifen. "Wir werden auf viele Punkte mehr achten", so Harreß. Buchenau räumte ein, dass die ehrenamtlichen Organisatoren inzwischen an ihre Grenzen stoßen. Ziel sei deshalb, dass ein noch zu gründender Förderverein die Verantwortung für das Borgfelder Weinfest übernimmt. Diese Ehrlichkeit und den Mut der Organisatoren, sich aller Kritik zu stellen, honorierten die Anwohner mit großem Beifall.

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