Tausende Besucher, gute Stimmung – und dennoch muss über das Weinfest in Borgfeld ein ernstes Wort gesprochen werden. So sehen es die Organisatoren. Aus diesem Grund laden sie zur Bürgerversammlung ein, die Ehrenamtlichen wollen über die künftige Ausrichtung des Festes sprechen.
Was ist der Plan?
Das Organisationsteam möchte Ideen und Anregungen sammeln, aber auch die Kritik der Borgfelderinnen und Borgfeldern aufnehmen, um das Weinfest zu verbessern und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. "Wichtig ist, dass alle, die etwas vorzubringen haben, zu der Versammlung kommen", sagt die Vorsitzende des Bürgervereins und Hauptorganisatorin, Gabriela Piontkowski. Im offenen Gespräch, insbesondere mit den Anwohnerinnen und Anwohnern, aber auch mit den Geschäftsleuten wollen die Organisatoren Reibungspunkte und Probleme benennen.
Welche Vorfälle hatten Kritik ausgelöst?
Am Abend während des Weinfests hatten sich rund 50 Jugendliche auf dem Parkplatz des Supermarkts in der Ortsmitte versammelt. Einige von ihnen konsumierten nach Angaben von Augenzeugen Alkohol, Besucher des Weinfests vermuten, dass sie sich damit zuvor im Supermarkt und im Getränkemarkt eingedeckt hatten. Auf dem Parkplatz seien Glasflaschen zerschlagen worden und Scherben zurückgeblieben, bestätigt unter anderem Gabriela Piontkowski. Anwohnerinnen und Anwohner des Parkplatzes beschwerten sich im Ortsamt und bei den Organisatoren, die Jugendlichen hätten Abfälle auf die angrenzenden privaten Grundstücke geworfen und durch die Hecken gepinkelt.
Wo steht das Weinfest in Zahlen?
"Das Fest hat Dimensionen angenommen, über die man reden muss", findet Piontkowski. Bei der Planung für das erste Weinfest waren die Organisatoren von 200 bis 300 Besuchern ausgegangen. Zur Freude des Veranstalterteams nutzten bei der Premiere 2022 einige Besucherinnen und Besucher mehr die Gelegenheit, sich nach der Corona-Pandemie beim Borgfelder Weinfest mit Bekannten zu treffen und gemeinsam zu feiern. Beim Weinfest in diesem Jahr erfasste das Orga-Team per Drohne an allen Tagen zusammen rund 7000 Besucherinnen und Besucher. Die Anzahl der Stände hat sich inzwischen auf fast 60 verdoppelt.
Warum wird es personelle Veränderungen geben?
Weinfest-Initiatorin Gabriela Piontkowski will sich zeitnah aus der Organisation zurückziehen. Als Dozentin an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am hochschuleigenen Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung sei sie stark eingebunden. Ihr fehle die Zeit und die Kraft, nebenbei ein so großes Fest mitzuorganisieren. Von Beginn an laufen bei Gabriela Piontkowski alle Fäden zusammen. Sie hatte im Frühjahr 2021 im Beirat vorgeschlagen, der Bürgerverein könnte ein Weinfest mit Bierausschank organisieren. Mit einem solchen Fest könne man das Zentrum beleben und die Wirtschaft nach den coronabedingt eingebrochenen Umsätzen stärken, begründete Piontkowski damals. Die Beiratsmitglieder griffen die Idee sehr wohlwollend auf. Das erste Weinfest fand im Juni 2022 statt, nachdem es coronabedingt verschoben werden musste.

Gabriela Piontkowski ist Initiatorin des Borgfelder Weinfestes und Hauptverantwortliche im ehrenamtlichen Organisationsteam. Diese Funktion möchte sie abgeben.
Gibt es eine Nachfolge?
Noch habe sich niemand für die Organisationsleitung gemeldet, so Gabriela Piontkowski. Sie ist jedoch zuversichtlich. "Ich gehe davon aus, dass sich eine gute Lösung findet", sagte sie gegenüber der WÜMME-ZEITUNG. Für ihre Nachfolge gebe es mehrere Optionen. "Die Frage ist, ob einer oder eine übernimmt oder ein Team und welcher Verein künftig federführend sein wird." Dazu werden laut Piontkowski derzeit Gespräche geführt. Den Übergang wolle sie noch begleiten, so die 55-Jährige. Die Vorsitzende des Borgfelder Bürgervereins betont, dass die Zusammenarbeit der Akteure harmonisch verlaufe: "Wir sind weiterhin nett miteinander, es gibt keinen Streit."
Wann und wo wird die Bürgerversammlung stattfinden?
Die Aussprache zum Weinfest soll am Dienstag, 20. August, stattfinden. Ob der Beirat, der an diesem Tag in der Schützenhalle (Hamfhofsweg 4) zu einer Sitzung zusammenkommt, dafür einen Punkt auf seiner Tagesordnung reserviert oder ob es im Anschluss eine separate Bürgerversammlung geben wird, entscheidet der Koordinierungsausschuss des Beirats am 6. August. Die Sitzung des Beirats beginnt 19.30 Uhr. Gabriela Piontkowski, die sich beruflich im Ausland aufhält, will online an der Versammlung teilnehmen. Zugesagt hat auch der Sprecher des Jugendforums Borgfeld, Jannik Kartscher. Beiratssprecher Jörn Broeksmid (CDU) hatte im Juni erklärt, die Zukunft des Weinfests sei für Borgfeld ein wichtiges Thema, Fragen rund um die Organisation müssten deshalb geklärt werden.
Was erhofft sich das Orga-Team?
Die Kritikpunkte sollen möglichst ausgeräumt werden, zumindest will man Kompromisse finden und das Weinfest so für die Zukunft aufstellen. "Uns ist wichtig, dass wir ein Fest von und für die Borgfelderinnen und Borgfelder machen", betont Piontkowski. "Wir wollen alle Spaß haben." Jegliche Kritik, die sich auch auf die Nutzung des Platzes für das Zelt und die Platzierung der Stände beziehe, nehme man deshalb "sehr ernst".