Borgfeld. Mit Spannung hatte der Beirat den Leiter der Borgfelder Sparkassenfiliale Timo Rondorff erwartet – doch aus dessen Gastauftritt wurde nichts. Wie Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe am Dienstagabend auf der Videokonferenz des Beirates berichtete, hatte Rondorff bereits am Freitag abgesagt. Bramsiepe bezeichnete dies vor dem Hintergrund, dass sich die Sparkasse womöglich aus Borgfeld zurückziehen wird, als "enttäuschend".
Bramsiepe zitierte aus einem Schreiben Rondorffs an das Ortsamt. Demnach habe er sich nach Rücksprache mit dem Vorstandssekretariat entschlossen, nicht an der Beiratssitzung teilzunehmen. Ohnehin gebe es keine signifikante Änderung der Lage: Die Suche nach einem Standort in Borgfeld laufe auf Hochtouren. Sollte es Neuigkeiten geben, wolle er den Ortsamtsleiter informieren, habe Rondorff versichert.
"Es wäre schön gewesen, wenn wir von einem Vertreter der Sparkasse Konkretes gehört hätten", kritisierte Bramsiepe. Er sei nicht sicher, ob man die Begründung des Filialleiters, es gebe nichts Neues, einfach so hinnehmen müsse; zu ändern sei dessen Absage ja nicht.
Damit, so Bramsiepe, bleibe es beim Stand der Dinge, den die Sparkasse bereits ihren Kunden mitgeteilt hatte: Der Mietvertrag für das Haus an der Borgfelder Heerstraße laufe Ende dieses Jahres aus, es werde nach einer Lösung gesucht, um schnellstmöglich einen Standort in Borgfeld anbieten zu können.
Bernd Stenner (SPD) wollte die Abfuhr der Sparkasse nicht wortlos hinnehmen. Es gebe sehr wohl eine signifikante Änderung der Lage, schimpfte er. "Es sind Geldautomaten abgebaut und Abläufe geändert worden", im Servicebereich drängten sich nun öfter mal die Kunden. "Es ist komplizierter geworden." Er sehe die Sparkasse in der Pflicht, auch künftig in Borgfeld Dienstleistungen anzubieten.
CDU-Fraktionsführer Jörn Broeksmid sieht das ähnlich: Die Sparkasse wolle sich verkleinern, das sei aus Sicht vieler Borgfelder Kunden ein riesiger Unsicherheitsfaktor. "Aus unserer Sicht hat die Sparkasse die Verpflichtung, dazu Rede und Antwort zu stehen."
Grünen-Politiker Jürgen Linke berichtete, Rondorff habe in einem persönlichen Gespräch vor drei Wochen erklärt, er wolle bei der Suche nach einem Standort, an dem es möglichst persönliche Ansprechpartner geben soll, mithelfen. "Wenn es um die Geldanlage geht, ist eine vertrauensvolle Person, mit der man reden kann, ganz wichtig", meinte Linke. Rondorff habe versichert, er selbst werde künftig in der Stadtteilfiliale Horn-Lehe als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Auf einen Antrag der CDU hin will der Borgfelder Beirat die Sparkasse Bremen nun auffordern, nach der Schließung der Filiale im Ort "ausreichend Hardware und zumindest zeitweise Mitarbeiter" als Ansprechpartner vorzuhalten, damit vor allem die älteren Bürger ihre Bankgeschäfte vor Ort erledigen können. FDP-Politiker Gernot Erik Burghardt gab zu bedenken: "Wir können nicht in die Geschäfte von Unternehmen eingreifen." Der Anwalt erklärte, er habe deshalb keine große Hoffnung, dass der Antrag Erfolg haben könnte. Broeksmid verwies auf das Sparkassengesetz, nachdem das Bankinstitut der Allgemeinheit und dem Regionalprinzip verpflichtet sei. "Die Sparkasse muss ihre Leistungen allen Bürgern zur Verfügung stellen." Burghardt parierte lapidar: Dass eine Sparkasse ihre Zulassung verloren hätte, weil sie eine Filiale aufgibt, so etwas habe es in ganz Deutschland noch nicht gegeben.
Bei einer Abfrage des Meinungsbildes in den Fraktionen am Dienstagabend erhielt der Antrag keine Gegenstimmen. Der Beschluss soll per E-Mail im Umlaufverfahren gefasst werden.
