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Mögliche Schließung der Sparkassen-Filiale Borgfelder Händler befürchten Schwächung des Standorts

Geschäftstreibende in Borgfeld sorgen sich wegen einer möglichen Schließung der Sparkassen-Filiale um die Qualität des Standorts. Auch Kunden sind sauer. Doch laut dem Unternehmen steht eine Lösung in Aussicht.
19.06.2021, 05:00 Uhr
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Borgfelder Händler befürchten Schwächung des Standorts
Von Petra Scheller

Borgfeld. Günter Bunke ist noch Kunde der Sparkasse Bremen. Als der Lilienthaler davon hörte, dass das Geldinstitut seine Filiale in Borgfeld zum Jahresende schließen will, kam er direkt in die Redaktion der WÜMME-ZEITUNG, um nach weiteren Informationen zu fragen. Auch Ortspolitiker und Borgfelder Geschäftsleute sind unsicher, ob sie in Zukunft mit einem Bremer Sparkassen-Standort an der Wümme rechnen können. Die Lage bleibt weiterhin unklar.

Wie berichtet, deutet sich bereits seit Längerem ein Abschied der Sparkasse von ihrem bisherigen Standort in der Borgfelder Heerstraße an. Hatte das Unternehmen derartige Pläne im vergangenen Jahr noch von sich gewiesen, steht jetzt eine Filialschließung zum Ende dieses Jahres im Raum. Offen ist, ob eine kleinere Filiale mit weniger Mitarbeitern oder ein reiner Automatenstandort an anderer Stelle in Borgfeld erhalten bleiben wird. 8000 Kundinnen und Kunden sind davon betroffen.

Spricht man mit Sparkassen-Sprecherin Nicola Oppermann, dann gibt es in dieser Frage "keine Neuigkeiten". Bewegung herrsche aber dennoch, lässt sie durchblicken: "Durch unsere Willensbekundungen – zum einen der Kündigung, zum anderen der Wunsch, am Standort bleiben zu wollen – haben sich in den vergangenen Tagen viele Türen geöffnet", so die Sprecherin.

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Kunden wie Günter Bunke reicht das nicht. Er wolle auf jeden Fall kündigen, sagt er. "Ich habe schon ein Konto bei der Postbank. Dann wechsele ich jetzt eben ganz", sagt der Lilienthaler. Für ihn sei die Kommunikation der Bremer Sparkasse "völlig unverständlich und nicht akzeptabel." Bunke ärgert sich. "Ich hatte nach der Schließungsankündigung einen Aufschrei erwartet – aus der Politik und auch von den Geschäftsleuten. Denen fehlen doch die Kunden, die zur Sparkasse gehen und noch mal kurz durch die Läden bummeln, oder?"

Insa Sammet, Inhaberin des Borgfelder Ladens "Blumen & Ambiente" bestätigt die Vermutung Bunkes. "Leute, die zur Sparkasse gehen, schlendern oft auch noch kurz durch die Geschäfte." Sie wünsche sich zumindest eine kleine Filiale in zentraler Lage. Sollte die Sparkasse gänzlich schließen, wäre das ein Standortnachteil, sagt Sammet. Ähnlich sehen das auch andere Geschäftsleute, wie die Inhaberin der Boutique "No 1" in der Borgfelder Heerstraße 57, Brigitte Kuhnke. "Ich gehe davon aus, dass wenigstens irgendwo ein Automat hinkommt", sagt die Einzelhändlerin, die gleichzeitig Eigentümerin der Boutique "A'riva" in Borgfeld ist.

Brigitte Kuhnke wundert sich. Es habe ja eine Alternative für die Sparkasse gegeben. Kuhnke selbst verlässt zum Wochenende die Borgfelder Heerstraße 57a – die Räume also, die direkt neben dem Sparkassengebäude liegen. Kuhnke will ihre beiden Geschäfte in einer Ladenzeile neben dem Rewe-Markt zusammenlegen. Rund 70 Quadratmeter Ladenfläche, gleich neben dem Sparkassengebäude, waren somit frei. "Ich weiß nicht, ob es da Verhandlungen gab. Fest steht, jetzt geht ein anderes Geschäft da rein", berichtet die Einzelhändlerin.

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Auch Wochenmarkthändlerinnen und -händler sind unglücklich über die Schließung der Bankfiliale, erklärt Nelleke Daemen, Käsestandbetreiberin und Sprecherin der Marktleute. "Kartenzahlung ist auf dem Markt eher die Ausnahme. Nur zwei von zehn Ständen akzeptieren Karten, die anderen nehmen Bargeld." Das sei auf dem Markt ja so üblich. "Wenn die Kunden erst noch einen Bargeldautomaten suchen müssen, kaufen sie vielleicht woanders ein."

Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe zeigt indes Verständnis für die Sparkasse. "Der gesamte Bankensektor in der Bundesrepublik Deutschland ist einem starken Veränderungsdruck ausgesetzt", gibt der Ortspolitiker zu bedenken. "Ältere Menschen sind natürlich die Leidtragenden", räumt er ein. Das Ortsamt halte das Fortbestehen der Vor-Ort-Präsenz deshalb auch "für absolut erforderlich". Er hoffe, dass die Sparkasse in Bremen bei der Suche nach einem neuen Standort erfolgreich sein wird.

Die CDU-Ortsvereinsvorsitzende Gabriela Piontkowski wiederum ist "irritiert von der undurchsichtigen Kommunikationsstrategie des Geldinstitutes. Hätte die Sparkasse vor einem Jahr mit offenen Karten gespielt, hätte man sich längst gemeinsam auf den Weg machen können, um Räumlichkeiten für eine Minifiliale zu finden", sagt sie. Beiratssprecher Gernot Burghardt (FDP) fände eine Schließung "bedauerlich". Er wolle im Beirat anregen, noch einmal an das Geldinstitut zu appellieren.

Ortsamtsamtsleiter Bramsiepe hegt weiterhin Hoffnung. In dem Schreiben der Sparkasse an die Kunden heiße es ja, dass sie "schnellmöglichst eine Lösung finden wollen, ab 2022 nahtlos einen neuen Filialstandort in Borgfeld anbieten zu können." Und auch Sparkassen-Sprecherin Nicola Oppermann gibt sich optimistisch. "In ein paar Tagen könnte es weitere Informationen geben", vertröstet sie. Sparkassen-Vorstand und Digitalisierungschef Pranjal Kothari habe im Interview mit dem WESER-KURIER ja unterstrichen, wie wichtig Vertrauen und die Nähe zum Kunden seien. Der Borgfelder Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe findet zu diesem Aspekt klare Worte: "Vertrauensbildend ist diese Art der Kommunikation sicher nicht."

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