Borgfeld. Wenn Sie jetzt noch nicht für das gemeinsame Weihnachtslied geprobt haben, wird es Zeit. Es sind noch wenige Tage bis Weihnachten – ausreichend, um gemeinsam mit der Familie ein Erlebnis zu schaffen. Soziale Medien, Tablets und das weltweite Netz können dabei helfen. „Sie liefern eine Fülle von Anregungen“, weiß Kirchenmusiker, Organist und Chorleiter Daniel Skibbe. Im dritten Teil der Serie Hausmusik ermutigt der 37-Jährige dazu, beim gemeinsamen Singen und Musizieren verschiedene technische Möglichkeiten zu nutzen.
„Auf Youtube oder auf CD können Sie je nach technischer Ausstattung Ihre Lieblingsadvents- und Weihnachtsmusik schnell finden“, sagt er. Der Pädagoge und Master der Kirchenmusik ist bekennender Freund der Taktik „Einfach mal loslegen“. Und das geht so: „Drehen Sie die Lautsprecher etwas lauter als gewohnt auf und singen Sie einfach mal mit, gern auch mit der ganzen Familie.“ Für den Anfang sollte es sich um einfache Lieder handeln, die alle sofort mitsingen oder zumindest summen können. Eine einprägsame Melodie bietet „O du fröhliche“, „Alle Jahre wieder“, „Kommet ihr Hirten“ und „Ihr Kinderlein kommet“.
Diese Lieder, sagt Skibbe, seien schon im 19. Jahrhundert gesungen und so mündlich weitergegeben worden, als es noch kein Youtube gab. „Im Mittelalter, als es noch keinen Fernseher und kein Smartphone gab, hat man sich nach getaner Arbeit zusammengesetzt und gesungen.“ Weil die Texte mündlich überliefert wurden, gebe es bei den Liedern oft kleine regionalen Unterschiede in Melodie und Text.“ Oder in der Darbietung: „Von ,Alle Jahre wieder‘ singen wir im Norden immer nur drei Strophen, es gibt aber auch Regionen, da legt man Wert auf die weitgehend unbekannte 4. Strophe.“
Und während diese von Hand gemachte und oft mündlich weitergetragene Hausmusik zeitweise sogar ein Zeichen für Reichtum und Bildung war, ist sie in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr verdrängt worden von fertig servierter, medial abgespeicherter Musik. Daniel Skibbe bedauert das: „Man muss selbst nicht viel machen und wird bequem“. Auf diese Weise verschwinde auch das gemeinsame Tun. Der Kirchenmusiker appelliert deshalb an alle: „Die Leute müssen begreifen, wie gut es tut, gemeinsam etwas zu machen, auch wenn das anstrengend ist.“
Doch zurück zur Vorlage auf Youtube. Knifflig könnte das Mitspielen für Instrumentalisten werden, denn sie müssen sich eventuell der Tonart der Interpreten anpassen. Um das Nachspielen zu vereinfachen, sei es deshalb ratsam, ein Video zu wählen, in dem das Weihnachtslied in der Tonart erklingt, die der eigenen entspricht, sagt Skibbe. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, könne sich im Internet Noten mit Playalong- CDs bestellen. „Das sind CDs, auf denen nur die instrumentale Begleitung eingespielt ist“, erklärt Skibbe. Auf diese Weise könne man sich begleiten lassen, Lieder mitsingen beziehungsweise mitmusizieren. Ein Nachteil sei jedoch, dass der Nutzer mit dem vorgegebenen Tempo klarkommen müsse, denn das Playalong warte nicht, wenn ein Musiker oder eine Sängerin nicht mitkomme oder den Faden verliere. Deshalb sei die Instrumental-Begleitung für Laien nur bedingt geeignet. „Vielleicht ist es auch einfach mal schön, sich Musik nur anzuhören“, schlägt Skibbe vor und lehnt sich zurück. „Vielleicht entdecken Sie so ja neue Musik“.
Weitere Informationen
Im nächsten und letzten Teil unserer Hausmusik-Reihe erfahren Sie etwas über den Nutzen von Singübungen und Stimmpflege.