Borgfeld/Lilienthal. Angela Behrens sagt von sich, dass sie weiß, was sie will. Vor dreieinhalb Jahren machte sich die Friseurin mit einem eigenen Stuhl im ehemaligen Borgfelder Friseurstudio Seekamp selbstständig. "Ich klinkte mich in das Geschäft einer Kollegin mit ein, konnte jedoch keine Einrichtung, keine Abläufe oder Öffnungszeiten mitbestimmen. Das hat mich schnell gestört." Hinzu kam: Einen Monat später begann die Corona-Pandemie. Was viele Selbstständige als Krise erlebten, begriff die 48-Jährige als Chance.
Binnen kurzer Zeit eröffnete die Unternehmerin ihren ersten eigenen Salon in Lilienthal und übernahm vier weitere Friseur-Läden in Bremen – alle firmieren unter dem Label "Hair Design – Angi darf das". Am Mittwoch, 1. November, will die Lilienthalerin im ehemaligen Friseurstudio Seekamp an der Borgfelder Heerstraße 13 in Bremen ihren sechsten Laden eröffnen – dort habe schließlich alles angefangen, sagt die Mutter von drei Kindern. Und dort schließt sich nun ein Kreis.
Seit ihrem Start ging alles ganz schnell. Nach der Eröffnung in Lilienthal im September 2020 wurde ihr ein halbes Jahr später ein weiteres Geschäft in Bremen-Nord angeboten. In diesem Januar hörte ein Friseurmeister in Walle aus Altersgründen auf, ein anderer wollte seinen Laden nicht mehr selber führen. Kurzerhand montierte die Friseurin ihre Schilder über die Eingangsportale der Läden: Im April übernahm die Handwerkerin und Stylistin dann einen neuen Laden in Horn-Lehe.
Die Familie hilft mit
"Aus dem einen Stuhl in Borgfeld wurden inzwischen fünf Läden mit 16 Angestellten – viele davon in Teilzeit", berichtet Behrens. Ihre 22-jährige Tochter übernimmt die Werbung der Läden auf Social-Media-Kanälen, ihr Mann Kai Behrens hat seinen Beruf als Kfz-Mechaniker auf vier Tage runtergefahren und arbeitet in Teilzeit im Unternehmen seiner Frau. "Alle Einrichtungsgegenstände kaufen wir über E-Bay-Kleinanzeigen. Mein Mann baut jeden Laden selber aus – anders ließe sich das gar nicht bezahlen", stellt Angela Behrens klar.
"Ich bin eigentlich ein sehr bodenständiger Mensch – dass es so gekommen ist, war reiner Zufall." Das Sahnehäubchen sei der Laden, den sie jetzt in Borgfeld übernehmen will. "Hier hat schließlich alles angefangen", sagt die Friseurin. "Den Laden übernehme ich selbst, während ich in den anderen Geschäften jeweils eine Leitung eingestellt habe." Der Umbau in Borgfeld habe schon begonnen.
Einrichtung aus Bayern
Angela Behrens arbeitet seit über 30 Jahren in ihrem Beruf, auch in anderen Läden hatte sie leitende Funktionen. "Personalführung liegt mir. Und da ich selber lange angestellt war, kann ich mich auch gut in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hineinversetzen", berichtet die Chefin. Wichtig sei ihr auch, dass man nicht so viel Geld in die Hand nehmen müsse, um etwas auf die Beine zu stellen. "Für die Einrichtung des neuen Studios in Borgfeld haben wir einen Familienausflug nach Erding in Bayern gemacht – dort gibt ein Laden auf und wir konnten die Einrichtung komplett übernehmen", berichtet Behrens.
Auf das neue Studio freue sie sich sehr. "Ich habe ja schon mal hier gearbeitet, kenne die Familie Seekamp gut – und freue mich auf den Laden. Er steht für meinen Traum vom eigenen Friseursalon." Dass aus einem einzigen Stuhl so schnell eine eigene Unternehmenskette werden würde, das hätte sie sich allerdings nicht träumen lassen, sagt Behrens. "Jetzt ist erst mal das Ziel, das alles auch am Laufen zu halten."