Blicke in die vergangenen mehr als hundert Jahre bieten die vier Bücher aus der Region, die in diesen Wochen auf den Markt kommen. Lesefreunde können sich dabei mit den wilden Sechzigerjahren, der politischen Arbeit Wilhelm Kaisens und – passend zum runden Geburtstag im kommenden Jahr – auch mit dem Leben Paula Modersohn-Beckers auseinandersetzen.
Ilona Rudolph und Jürgen Linke: Wer in der Vergangenheit gräbt
Um die "wilden 1960er-Jahre" dreht sich der Roman "Wer in der Vergangenheit gräbt" der Autoren Ilona Rudolph und Jürgen Linke. Sie haben gemeinsam einen Roman verfasst, in dem sie sich in den Rollen zweier fiktiver Figuren über Jahre gegenseitig Briefe schreiben. Zentrale Frage: Was war da eigentlich in den 1960er-Jahren los in Berlin? Wollten die Menschen das Land erneuern oder war alles nur ein einziges Chaos? Eduard "Edu" von Marwitz und Charlotte Becker alias Lotta teilten in diesen turbulenten Zeiten in einer Berliner Wohngemeinschaft Bett und politische Ansichten. Jahrzehnte später finden sie einander zufällig wieder und schreiben sich Briefe. Doch die wieder aufkeimende Beziehung ist von Misstrauen und Verdächtigungen geprägt. Hat Edu etwas mit dem Verschwinden von Lottas Bruder zu tun? "Die Autoren greifen damalige politische Ereignisse auf und entspinnen in ihnen ein Geflecht der Emotionen zwischen Katastrophe und Versöhnung", schreibt der Bremer Kellner-Verlag in seiner Ankündigung und urteilt: "Ein packender Roman zwischen Bremen, der Insel Poel und Berlin." Das 230-Seiten-Buch kostet 17 Euro.
Karl Ludwig Sommer: Wilhelm Kaisen – eine politische Biografie
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, auch in und für Bremen. Wenige Wochen später wurde Wilhelm Kaisen als Wohlfahrtssenator in den ersten Nachkriegssenat berufen und am 1. August 1945 als Präsident des Senats mit dem Wiederaufbau von Stadt und Land Bremen betraut. Wilhelm Kaisen ist in Bremen kein Unbekannter und nicht vergessen. Täglich queren Tausende von Menschen die Weserbrücke, die seinen Namen trägt. Eine erste politische Biografie Wilhelm Kaisens aus der Feder des Bremer Historikers Karl Ludwig Sommer im Auftrag der Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung erschien im Jahre 2000, die mit der Zeit schließlich vergriffen war. Infolge einer beständigen Nachfrage hat die Stiftung bei der Edition Falkenberg jüngst eine Neuauflage in Auftrag gegeben, die nun in aktualisierter Form vorliegt. Das Buch hat 528 Seiten und kostet 19,90 Euro.
Jürgen Teumer: Auf Paulas Spuren
Anlässlich des bevorstehenden 150. Geburtstags der Malerin Paula Modersohn-Becker im Februar 2026 erscheint im Carl Schünemann Verlag die überarbeitete Neuauflage des Buches „Auf Paulas Spuren“ von Jürgen Teumer. Ab dem 29. Juni 2025 würdigen die Worpsweder Museen die Künstlerin mit Ausstellungen in verschiedenen Häusern. „Auf Paulas Spuren“ lädt die Leserinnen und Leser zu einer Zeitreise durch das Leben von Modersohn-Beckers ein, die wie wenige andere mit dem Künstlerdorf Worpswede verbunden ist. Das Buch zeichnet ihren Weg von ihrem ersten Besuch in Worpswede 1897 bis zu ihrem frühen Tod im Jahr 1907 nach. Anhand von Tagebuchauszügen, Briefen und Erinnerungen ihrer Weggefährten entsteht ein Bild der Malerin und ihrer Welt. Dieser Band nimmt das Leben einer außergewöhnlichen Frau in den Blick, die Kunstgeschichte schrieb und sich als Pionierin des deutschen Expressionismus in einer von Männern dominierten Kunstwelt behauptete. Das Buch hat 116 Seiten und kostet 15 Euro.
Renate Hanekamp: Paula und Magda
Der Schünemann-Verlag hat noch mehr Neues von Paula Modersohn-Becker im Angebot. „Paula und Magda“ entführt kunst- und literaturinteressierte Leserinnen und Leser in die Lebenswelten von Paula Modersohn-Becker und Magdalene Pauli. Die von Renate Hanekamp gestaltete Erzählung verwebt Briefe, Tagebucheinträge und Romantexte beider Frauen und gibt dabei Einblicke in die Herausforderungen und Träume von Frauen in einer männerdominierten Gesellschaft. Obwohl sich die Wege der Malerin Paula Modersohn-Becker und der Kunstförderin und Autorin Magdalene Pauli nur flüchtig kreuzten, sind ihre Gedanken und Lebenserfahrungen in dieser Collage nach Verlagsangaben "auf stimmige Weise" miteinander verbunden. Renate Hanekamps Buch zeige, wie sich beide Frauen in einer Zeit voller gesellschaftlicher Beschränkungen gegen Konventionen auflehnten und ihren eigenen Weg suchten. „Paula und Magda“ versteht sich als Hommage an zwei bemerkenswerte Persönlichkeiten und als Zeugnis weiblicher Selbstbehauptung und Kreativität. Das Werk hat 52 Seiten und kostet 14 Euro.