Borgfeld. Der Carsharing-Anbieter Cambio eröffnete am Donnerstag die erste E-Carsharing-Station in Borgfeld. Gegen Mittag rollten zwei nigelnagelneue Renault Zoes auf den Parkplatz an der Borgfelder Heerstraße 57a. "Ab sofort sind die Fahrzeuge für Kundinnen und Kunden buchbar", berichtet Cambio Geschäftsführer Lasse Schulz. Die Autos könnten stunden- oder auch wochenweise gebucht werden. Die Reichweite sei laut Herstellerangaben mit 400 Kilometer beziffert. "In der Realität sind das dann zwischen 200 und 300 Kilometer", schätzt Schulz aus Erfahrung. Alle Fahrzeuge seien mit Karten ausgestattet, mit denen man europaweit laden könne. Zusätzlich gibt es an diesem Standort hinter dem Aleco-Bio-Supermarkt nun vier weitere neue E-Ladesäulen mit Elf-Kilowatt-Ladern. "Auch diese sind ab sofort frei zugänglich", berichten die Immobilienkaufleute und Investoren Timon und Torge Hilken. Für 50 Cent pro Kilowattstunde könne an den neuen Stationen rund um die Uhr geladen werden.
Über 33 Stellplätze hat die Borgfelder Familie Hilken hinter der Einkaufszeile an der Borgfelder Heerstraße eingerichtet – ein Großteil ist an Mieter vergeben. Die Premium-Plätze zur Heerstraße stehen ab sofort zum Laden für E-Autos zur Verfügung. "Weil der Bedarf da ist, und weil wir in die Zukunft investieren wollen", sagen die Hilkens über ihre Motivation. Ihre Mieter hätten zudem um eine Cambio-Station gebeten. "Wir überlassen 20 Prozent unserer Stellplätze der Öffentlichkeit und wollen damit die Borgfelder Gewerbetreibenden unterstützen", so der Plan.
Geschäftsleute sollen profitieren
Eine Rechnung, die laut Cambio Geschäftsführer Lasse Schulz aufgehen könnte. "Wir haben hier Kundinnen und Kunden aus der unmittelbaren Umgebung – und davon profitieren die Geschäfte rundherum auf jeden Fall. Wenn man sich hier ein Auto nimmt, kauft man bei Aleco noch schnell ein Brot und einen Liter Milch", vermutet Schulz. "Wir merken, dass diese Station, die seit einem halben Jahr zunächst mit Verbrenner-Autos bestückt war, hier super gut angenommen wird." Cambio wünsche sich deshalb einen weiteren Parkplatz für einen Combi an selber Stelle.
Laut Cambio-Geschäftsführer Schulz prüfe das Unternehmen auch am Borgfelder Standort an der Daniel-Jacobs-Allee, ob eine Elektrifizierung der Flotte dort möglich sei. "Doch das ist noch in weiter Ferne. Wir haben 580 Autos in Bremen und sind dabei, Schritt für Schritt, den Fuhrpark zu elektrifizieren." Im vergangenen Jahr seien 20 Prozent der Flotte durch E-Autos ersetzt worden. "In diesem Jahr sollen es 30 Prozent werden."
Auch Timon Hilken ist davon überzeugt, dass dem Carsharing und der E-Mobilität die Zukunft gehören. Er habe sich die Installation der Ladesäulen allerdings einfacher vorgestellt, räumt er ein. Seit April vergangenen Jahres laufe das Projekt. Stromkabel mussten verlegt, Bäume geschützt und Kooperationspartner für die Finanzierung gewonnen werden. Die Investition in die Ladesäulen sei dabei höher ausgefallen als zunächst angenommen. Mit 8000 Euro rechnete Diplom-Kaufmann Hilken zunächst pro Säule. "Wir sind jetzt bei knapp 9000 Euro pro Ladepunkt gelandet, haben aber auch viel in Eigenleistung gemacht." Eigentlich hätten die Hilkens auch gerne einen Fast-Charger installiert, doch "dafür reichte die Stromversorgung in der Straße nicht aus."
Zwei Banken teilen sich den Kredit
Die Sparkasse Bremen beteilige sich an dem Projekt mit einem Teilkredit. "Die waren sehr hilfsbereit bei der Finanzierung. Sie teilen sich den Kredit mit der Bremer Aufbaubank." Nur damit lasse sich das Projekt überhaupt nur finanzieren. "Das ist zunächst kein gewinnbringendes Investment", unterstreichen die Unternehmer. Und es sei risikobehaftet, weil man nicht wisse, wie sich die Strompreise entwickeln werden. In zehn Jahren solle sich das Projekt amortisiert haben.
Geplant sei, ausschließlich Öko-Strom an den Ladesäulen zu vermarkten. "Wir wollen keinen Kohlestrom verwenden. Alles, was wir bauen, ist mindestens genauso lang auf der Erde, wie wir es auch sind, von daher sollen unsere Investitionen der Erde etwas Gutes tun", sagt Timon Hilken. Das sei eine Abmachung, die er auch mit seinen Brüdern Torge und Tetje getroffen habe.