Auf Bremens Straßen sind immer mehr Elektro-Autos unterwegs. Wer ein Elektro- oder Hybridauto fährt, findet aber nicht allzu viele Möglichkeiten, um das Fahrzeug aufzuladen. Wobei Bremen im Vergleich der Bundesländer bei der Versorgung im Mittelfeld liegt: Laut einer Zählung der Bundesnetzagentur vom September kommen hier auf einen Ladepunkt 8,7 Elektroautos.
Die Brepark hat den wachsenden Bedarf erkannt und vor einigen Monaten in sechs Parkhäusern ihr Angebot an Stromtankstellen umgerüstet und erweitert. Zusätzlich zu den zwei Ladepunkten im Parkhaus Mitte gibt es in den Parkhäusern Am Brill, Am Dom, Stephani, Pressehaus, Ostertor Kulturmeile und Am Sedanplatz nun jeweils zehn neue Ladesäulen. Allerdings sind davon pro Parkhaus nur zwei in Betrieb, acht sind bislang nicht freigeschaltet. Der Grund: Die Brepark ist dabei, für die bisher kostenlos nutzbaren Stromtankstellen ein Bezahlsystem einzurichten. Und das dauert offenbar länger als gedacht.
Ohnehin mangelt es noch an der Dichte der Ladesäulen aus der Perspektive von Autofahrern, die sich für E-Mobilität entschieden haben: „E-Tanken ist in Bremen eine Herausforderung“, sagt Ose Kleemann. Weil das Angebot an Stromtankstellen in Bremen derzeit noch spärlich ist, hat sich die Fachärztin für Innere Medizin zunächst ein Hybridfahrzeug geleast. Wenn das Stromkontingent aufgebraucht ist, springt automatisch der Verbrenner an. An ihrer Praxis in Brinkum kann sie über direkt am Parkplatz installierte Wandladestationen (Wallboxen) Strom tanken. Privat sei es ihr als Bewohnerin eines Altbremer Hauses nahezu unmöglich, eine Wallbox zu nutzen. Die Parkplätze seien so weit weg vom Haus, dass das Kabel über den Gehweg gelegt werden müsste. Bei einem Unfall wäre der E-Auto-Fahrer haftbar zu machen.
Viele Tankstellen, Fast-Food-Ketten und Einkaufszentren seien zwar inzwischen mit E-Ladesäulen ausgestattet. Doch auch hier lauerten technische Tücken. So befänden sich die Ladesäulen bei der Waterfront im Keller. Dort gebe es aber keine Internetverbindung, um mit dem Handy den Barcode abzuscannen. Derzeit noch kostenlos laden kann man im Parkhaus Mitte an der Lloydpassage. „Die beiden Ladesäulen sind aber meist belegt“, sagt Kleemann.
Was die Einrichtung eines Bezahlsystems nach Angaben von Brepark-Sprecherin Darja Koch kompliziert macht, ist der Umstand, dass zwei verschiedene Systeme, Parktechnik und Abrechnungssystem, synchronisiert werden müssen. „Wir arbeiten derzeit intensiv daran, eine Schnittstelle für alle Formen der Bezahlung (Kurzparkticket, Easy-Karte, Prepaid-Karte, Dauerparkkarte, EC- beziehungsweise Kreditkarte, Apple- und Google-Pay, Wochenkarten) zu erstellen. Jede Person soll die Möglichkeit bekommen, mit seinem gewohnten Zahlungsmittel die Ladesäulen zu aktivieren“, sagt Koch. Bislang war der Preis fürs Aufladen des E-Fahrzeugs im Preis für das Parkticket enthalten. Dies sei ein „Goodie“, eine freundliche Zugabe, für die Kunden gewesen, das die Brepark in Zusammenarbeit mit der SWB angeboten hatte, als es noch wenige Elektro-Autos in Bremen gab. Die Brepark könne diesen Service aber nicht auf unbestimmte Zeit nahezu kostenfrei anbieten, erklärt Koch.
Ein Grund für die Entscheidung des Unternehmens, ein Bezahlsystem einzurichten, mag auch die Strompreisentwicklung infolge des Ukrainekriegs gewesen sein, räumt Darja Koch ein. „In der Gesamtkalkulation für die Lebenszeit der Ladesäule ist dies jedoch nicht von sehr großem Einfluss“, sagt sie. Inzwischen hätten sich die Strompreise an den Börsen verringert, „sodass wir davon ausgehen mit dem nächsten Vertragsabschluss wieder einen besseren Preis zu erhalten“. Aktuell laufen die Verträge mit der SWB über Immobilien Bremen. „Auch alle Gebäude im Zuständigkeitsbereich von Immobilien Bremen sind, je nach Vertragsgestaltung, von den hohen Strompreisen betroffen“, teilt Sprecher Fabio Cecere mit. Falls die Brepark dies selbst übernehmen würde, könne der Strom zwar auch nicht billiger eingekauft werden, aber „die Beschaffung bringt in der Regel Vereinfachungen für unseren Geschäftsbetrieb“, so Koch.
Ose Kleemann will sich in zwei Jahren ein Elektro-Auto leasen. Sie geht davon aus, dass es mindestens so lange dauern wird, bis das Ladesäulennetz zufriedenstellend ausgebaut ist. Vielleicht lohne sich ein Blick ins Nachbarland Dänemark, schlägt sie vor. Dort finde sie als Urlauberin sogar an vielen Straßenlaternen Lademöglichkeiten für Elektro-Autos. Sie begrüßt, dass in den Parkhäusern der Brepark bald mehr Ladepunkte zur Verfügung stehen. Dass dafür bald Extra-Kosten anfallen, findet sie „in Ordnung“: „Das ist ja auch ein Service, der von der Stadt angeboten wird.“