Das Borgfelder Jugendforum besteht noch kein halbes Jahr, und schon steht es vor der Zerreißprobe. Grund ist die Diskussion über die Besetzung des frei gewordenen Sitzes im Bremer Controllingausschuss, der sich mit Belangen der offenen Kinder- und Jugendarbeit befasst. Dazu zählt auch die Verteilung von öffentlichen Geldern. Die SPD-Fraktion im Borgfelder Beirat hatte am Sonntag den Sprecher des Borgfelder Jugendforums, Jannik Kartscher, als zweiten Vertreter für Borgfeld vorgeschlagen. CDU-Fraktionssprecher Jörn Broeksmid und Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe lehnten dies am Dienstag im Beirat wegen rechtlicher Bedenken ab. Beobachter sprachen von einer peinlichen Debatte und einem "unwürdigen Schauspiel des Beiratssprechers".
"Für die inhaltliche Thematik ist es von Vorteil, wenn ein Jugendlicher Borgfeld vertritt", begründete SPD-Fraktionschef Bernd Stenner. Mit dem frei gewordenen Sitz im Controllingausschuss biete sich erstmals die Möglichkeit, die Borgfelder Jugendvertretung in einem politischen Gremium vollwertig einzubinden. Er ist überzeugt, dass Jannik Kartscher die Interessen der Borgfelder Jugendlichen am besten einbringen kann. Dafür müsse er kein gewähltes Beiratsmitglied sein. "Borgfeld wäre nicht der einzige Beirat, der ein Nichtbeiratsmitglied ernennt." Für den Nachbarstadtteil Horn-Lehe stimmten ein Beiratsmitglied und ein Jugendlicher ab.
Grüne wollen Jugendvertreter
Stenner hatte im Vorfeld der Sitzung an seine Beiratskolleginnen und -kollegen appelliert: "Den legitimen Wünschen nach Mitgestaltung seitens der Jugendlichen sollte man sich nicht verschließen.“ CDU-Mann Jörn Broeksmid weigerte sich zunächst – er habe nicht genügend Zeit gehabt, sich auf den Vorschlag der SPD vorzubereiten und wolle erst klären lassen, ob ein Jugendlicher rechtlich den Stadtteil vertreten könne. Jannis Fricke (CDU) vertrete die Interessen der Borgfelder Jugendlichen bereits im Controllingausschuss. Auf die Intervention von Gernot Erik Burghardt (FDP) ging Broeksmid nicht ein. Die Grünen schlossen sich dem SPD-Vorschlag an.
Jannik Kartscher verfolgte die Debatte sichtlich frustriert. "Alles, was von uns kommt, wird blockiert oder muss vertagt werden", kritisierte der Sprecher des Jugendforums. "Man stößt uns vor den Kopf, während wir versuchen, uns als Gremium zu festigen." Ab Januar werde er sich aus der Arbeit des Jugendforums zurückziehen, um sich auf sein Abitur vorzubereiten. Ohne den Sitz im Controllingausschuss komme das Jugendforum inhaltlich nicht voran. Das sorge für Frust. Der Beirat müsse damit rechnen, dass es "dann nichts mehr wird mit dem Jugendforum".
Jörn Broeksmid konterte, das Jugendforum habe keinen Grund zu behaupten, dass der Beirat ihm Steine in den Weg lege. "Wir gehen auf das Jugendforum zu und laden es ein." Es gehe darum, die Wahl "vernünftig aufzusetzen". Im Nachgang der Sitzung warf der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Borgfeld, Christian Boiselle, Broeksmid in einer Mitteilung vor, den Jugendvertreter und Stenner verbal in "Gutsherrenart" attackiert zu haben. Dies sei "ein unwürdiges Schauspiel für einen Sprecher des gesamten Beirates“, so Boiselle. „Wer vordergründig das eigene Ego in der Politik sieht und Personen, die sich ehrenamtlich für demokratische Politik einsetzen", öffentlich angreife, statt sich inhaltlich und sachlich mit Themen und anderen Fraktionen des Beirates auseinanderzusetzen, sei des Amtes eines Beiratssprechers, der das gesamte parlamentarische Gremium nach außen vertritt, nicht würdig.
Der Beirat fasste am Ende trotz der Auseinandersetzung einen einstimmigen Beschluss: Stimmt die Senatskanzlei zu, soll Jannik Kartscher Borgfeld im Controllingausschuss vertreten.