Mit erheblicher Verzögerung von gut zwei Jahren und nahezu doppelt so hohen Kosten wie ursprünglich berechnet, soll das Kinder- und Familienzentrum in der ehemaligen Burgdammer Dorfschule an der Burgdammer Straße im November nun endgültig seine Pforten öffnen. Das hat der städtische Gebäude- und Grundstücksverwalter Immobilien Bremen jetzt auf Anfrage mitgeteilt.
Die Planungen der Stadtgemeinde Bremen für eine neue Kindertagesstätte an der Stelle der 1862 erbauten Dorfschule standen von Beginn an unter einem unglücklichen Stern. Zwar gehörte der Backsteinbau zu den sogenannten ortsprägenden historischen Gebäuden im Ortsamtsbereich Burglesum. Unter Denkmalschutz aber wurde er wegen mehrerer Umbaumaßnahmen nie gestellt. Auch deshalb hatte der Stadtteilbeirat vor rund sechs Jahren zunächst dem Vorhaben von Immobilien Bremen zugestimmt, das Schulgebäude mit dem imposanten Eingangsbereich abreißen zu lassen und Platz für eine neue Kindertagesstätte zu schaffen.
Widerstand aus der Bevölkerung
Dagegen allerdings formierte sich, wie berichtet, massiver Widerstand in der Bevölkerung. Initiiert von der Burglesumer FDP, einer Bürgerinitiative und dem Heimatverein Lesum. Das Kommunalparlament verschloss sich der Kritik nicht, besann sich anders und forderte schließlich ebenfalls den Erhalt der Dorfschule zumindest in einem wesentlichen Teil ihres historischen Erscheinungsbildes. Diesem Votum folgte schließlich auch die Stadtbürgerschaft, die zugleich darauf bestand, dass die Fassaden des notwendige Erweiterungsbaus ebenfalls aus Rotsteinziegeln entstanden und der Schuleingang sowie die Rundbögen der Fenster erhalten blieben.
Doch nicht mehr alle Vorgaben ließen sich vollständig realisieren, weil zum Beispiel eine Außenmauer des alten Schulgebäudes wegen Baufälligkeit abgerissen und ersetzt werden musste. Darüber hinaus hatte sich bei der Entkernung des rund 160 Jahre alten Hauses ergeben, dass der Dachstuhl teilweise vermauert worden war und etliche Steine lose herumlagen. Außerdem, so Immobilien Bremen schon vor einem Jahr, sei mehr als erwartet an altem Gestein abzutragen gewesen. Verzögerungen gab es ferner bei der Suche nach einem Abbruchunternehmen. Und bei der Sicherung der alten und als erhaltenswert eingestuften Außenmauern musste mehrfach nachgebessert werden.
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Die Rohbauarbeiten für die Umwandlung der alten Dorfschule in ein Kinder- und Familienzentrum, wie es offiziell heißt, starteten schließlich mit zweimonatiger Verzögerung. Wenig später sah sich Immobilien Bremen nach den Worten von Pressesprecher Peter Schulz gezwungen, dem Rohbauunternehmen zu kündigen, weil es die vertraglich vereinbarten Zeitabläufe nicht eingehalten habe. Die Folge: Die Arbeiten mussten neu ausgeschrieben und vergeben werden. Hinzu, so Schulz, seien Verzögerungen durch Materialengpässe sowie den allgemeinen Fachkräftemangel gekommen. Überhaupt hätten zum geplanten Beginn der Arbeiten vor zwei Jahren und später zeitweise überhaupt keine Firmen Angebote eingereicht. Inzwischen aber, so Schulz, laufe die Auftragsvergabe wie vor Corona und Kriegsbeginn in der Ukraine.
Bis zur Einweihung des Kinder- und Familienzentrums, in dem rund 60 Kinder im Alter von unter und über drei Jahren betreut werden sollen, sind laut Schulz noch Restarbeiten an Außenmauern und Dach zu erledigen. Außerdem müssen im Zuge des Innenausbaus Boden-, Maler- und Möblierungsmaßnahmen erfolgen und nach der Beseitigung des Bauschutts die Außenanlagen vollständig auf Vordermann gebracht werden.

Fest steht indes schon jetzt, dass die Umwandlung der ehemaligen Burgdammer Dorfschule in eine moderne Betreuungsstätte für noch nicht schulpflichtige Jungen und Mädchen erheblich teurer wird als ursprünglich angenommen. Als die Debatten über das Projekt vor rund sechs Jahren im Burglesumer Beirat begannen, war noch von einer Investition in Höhe von etwa 3,8 Millionen Euro die Rede. Heute sagt der Sprecher von Immobilien Bremen: „Im Moment stehen die Baukosten bei rund sechs Millionen Euro.“