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Fisch-Laichzone an der Lesum Flachwasserzone rückt näher

Die Gestaltung der Fisch-Laichzone an der Lesum soll mit anderthalbjähriger Verzögerung im Februar 2021 beginnen. Anwohner, die geklagt hatten, haben sich mit der Stadtgemeinde auf einen Vergleich geeinigt.
25.07.2020, 05:00 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Lesum. Der Versuch von Mitgliedern der Bürgerinitiative für den Erhalt der nördlichen Lesumwiesen, den Bau der geplanten Flachwasserzone auf juristischem Wege zu verhindern, ist vorerst gescheitert. Nach Mitteilung der Wirtschaftsförderung Bremen GmbH soll die Gestaltung der Fisch-Kita nun mit anderthalbjähriger Verzögerung im Februar 2021 beginnen.

In einem Mediationsverfahren vor dem Verwaltungsgericht haben sich Martha M. und Hans G. (Namen von der Redaktion geändert) mit der Stadtgemeinde auf einen Vergleich geeinigt. Danach müsse Bremen zwar für Hochwasserschäden an ihrem Haus und Grundstück haften, wie die Kläger vom Admiral-Brommy-Weg auf Anfrage erklärten. Die Klage gegen die Flachwasserzone aber sei zurückgezogen worden.

Wie berichtet, soll die rund sieben Hektar große Flachwasserzone in dem Landschaftsschutzgebiet zwischen den Straßen Auf dem Steinberg und Meierhofstraße den Verlust eines „strömungsberuhigten Wasserkörpers mit Bedeutung als Fischlaich- und -aufzuchtplatz“ ausgleichen, wie es in einer Erläuterung der sogenannten Ersatzmaßnahme formuliert wird. Damit ist die Kompensation für den ehemaligen Überseehafen gemeint, der vor gut zwei Jahrzehnten mit rund 3,5 Millionen Tonnen Sand verfüllt worden ist, auf denen heute der Großmarkt Bremen residiert.

Vorbereitende Bauarbeiten für die Flachwasserzone haben zwar bereits begonnen, ruhen aber momentan. Was auch auf die Aktivitäten der Bürgerinitiative zurückzuführen ist, die den Lebensraum für „einzigartige blühende Pflanzen, die Säugetieren, Vögeln und insbesondere Insekten Nahrung bieten“, erhalten will. Ihre Kernforderung auch an die Adresse des Petitionsausschusses der Bremischen Bürgerschaft lautet: Die Flachwasserzone mit veranschlagten Kosten von 1,59 Millionen Euro dürfe nicht die über Jahrzehnte gewachsene vielfältige Naturlandschaft zerstören.

Unterstützung für diese Zielsetzung erhofften sich Martha M. und Hans G. vom Verwaltungsgericht Bremen. Ihr Haus und das Grundstück liegen gegenüber dem Landschaftsschutzgebiet, etwas tiefer als der Admiral-Brommy-Weg. Und weil der Sommerdeich in diesem Bereich um etwa 70 Zentimeter abgesackt sei, so ihre Argumentation, drohe bei Hochwasser Gefahr für Wohngebäude und Garten. In einem Schlichtungsgespräch (Mediationsverfahren) vor dem Verwaltungsgericht einigten sie sich jetzt auf einen Vergleich mit der Stadtgemeinde, wie die Vorsitzende Richterin Nina Koch auf Anfrage bestätigte. Danach kommt Bremen laut Martha M. und Hans G. nach einer vorherigen Beweissicherung für Schäden auf, die wegen der Flachwasserzone entstehen. Auf die Klage gegen das vorgesehene Fischlaichgebiet aber, so die Anwohner, habe man im Rahmen des Vergleichs nicht mehr bestanden.

Zweifelhaft ist inzwischen auch, ob der Petitionsausschuss noch willens ist, den Bau der vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz (AGBS) ausdrücklich begrüßten Flachwasserzone noch zu verhindern. Im Grundsatz, so verlautet aus der Pressestelle der Bürgerschaftsverwaltung, sei die Entscheidung, die Petition abzulehnen, gefallen. Allerdings wollten einige Ausschussmitglieder im nächsten Monat noch einmal vor Ort mit der Bürgerinitiative sprechen.

Derweil hat die Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB), die für die Herrichtung der Fisch-Kita auf den nördlichen Lesumwiesen zuständig ist, einen neuen Terminkalender erstellt. Sollte die Umwandlung der sieben Hektar großen Fläche nach jahrelangen Erörterungen und Debatten auch im Beirat Burglesum ursprünglich am 1. August 2019 beginnen, sei jetzt als Startschuss der Februar 2021 festgesetzt worden, sagt WFB-Pressesprecherin Andrea Bischoff. Nach dem aktuellen Zeitplan sollen zunächst die sogenannten Überlaufschwellen eingebaut werden, die den höchstmöglichen Wasserstand begrenzen.

Von Juni an sind dann die Arbeiten an der Flachwasserzone vorgesehen und im September 2021 soll die Kinderstube für die Fische fertig sein. Damit wäre ein umstrittener Umwandlungsprozess abgeschlossen, den BUND und AGBS stets als große Chance bezeichnet haben. Nämlich eine früher flusstypische Aue wieder herzustellen, die im Zuge der Begradigungen von Weser und Lesum an vielen Stellen verloren gegangen ist. Solche Flachwasserzonen werden von den Umweltverbänden als wichtige Lebensräume für Fische und viele andere Wasser- und Röhrichtbewohner eingestuft.

Derweil hoffen Martha M. und Hans G. nach der Streitschlichtung vor dem Verwaltungsgericht Bremen auch am Admiral-Brommy-Weg auf einen Kompromiss. Vielleicht, sagen sie, könne man die Laich- und Aufzuchtfläche für die Fische ja verkleinern und zumindest einen Teil des jetzigen Biotops retten.

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