St. Magnus. Gleich sieben Bürgeranträge hat Olaf Brandtstaedter an den Beirat Burglesum gerichtet. Inhaltlich behandeln sie im Grunde alle dasselbe Thema: Es geht um die geplante Hundefreilauffläche auf der sogenannten Homannschen Wiese am Raschenkampsweg. Brandtstaedter ist nicht damit einverstanden, dass die Grünfläche zur Hundewiese erklärt wird. Die Gründe erläutert er ausführlich in einem 50-seitigen Schreiben, das auch Fotos, in Zeitungen erschienene Kommentare, Zitate aus einem Gutachten und Entwicklungskonzept zu Freiflächen von Knoops Park sowie diverse Erläuterungen und Anhänge beinhaltet.
Der Burglesumer Beirat sollte dieses Thema, so die Bitte von Brandtstaedter, in einer öffentlichen Beiratssitzung behandeln, "um es so einer offenen, öffentlichen, breiten und differenzierten Debatte zuzuführen, die es in der Vergangenheit so nicht gegeben hat". Das wäre, so der Antragsteller, im Sinne des Denkmalschutzes, im Sinne eines Gutachtens der Landschaftsarchitekten Müller-Glaßl & Partner, im Sinne des Naturschutzes und im Sinne der breiten Öffentlichkeit von Parkbesuchern, "die den Knoops Park als Flächen-Denkmal und öffentlichen Erholungsraum auch weiterhin ungestört erleben und genießen möchten". Brandtstaedter: "98 Prozent der Bremer Bürger besitzen keinen Hund." Des Weiteren weist er auf frei lebende Tiere hin, die durch nicht angeleinte Hunde keinen Lebensraum mehr hätten. "Diese frei lebenden Tiere bedürfen auch weiterhin des gesetzlichen Schutzes."
Wie berichtet müssen für die Einrichtung der geplanten neuen Hundefreilauffläche, die nicht eingezäunt werden soll, mehrere Bremer Richtlinien und Gesetze geändert werden: das Ortsgesetz über die öffentliche Ordnung, das Feldordnungsgesetz über die Brut- und Setzzeit sowie das Bremische Naturschutzgesetz. Knoops Park und die angrenzenden Lesumwiesen sind Landschaftsschutzgebiete, in denen gesetzliche Bestimmungen und Regeln gelten, die eine ganzjährige Anleinpflicht von Hunden vorsehen.
In seinem ersten Antrag fordert Brandtstaedter, dass der Beirat grundsätzlich von seiner Position abrückt, die 30 000 Quadratmeter große öffentliche Wiese „als gesetzlich ausgewiesene, nicht umzäunte und größte Hundefreilauffläche Bremens bei der Umwelt-Senatorin ausweisen zu lassen beziehungsweise dies dort prüfen zu lassen“. In seinem zweiten Antrag fordert er für den Fall, dass der erste Antrag abgelehnt wird, den beschlossenen Prüfauftrag einer Hundefreilauffläche für mindestens ein Jahr auszusetzen.
Zur Begründung schreibt Brandtstaedter: „Angesichts neuer Informationen und Erkenntnissen, fundiert vorgetragener und begründeter Kritik an den Ausweisungsplänen sowie zur Abwendung eines möglicherweise weitreichenden Stadtentwicklungsfehlers muss eine neue Lage-Bewertung mithilfe einer differenzierten öffentlichen Debatte im neu gewählten 20. Beirat erfolgen.“ Während der Moratoriumszeit, so sein Vorschlag, sollten andere mögliche Hundefreilaufflächen in Burglesum in Augenschein genommen werden. Einige habe er bereits ausfindig gemacht.
Weiter geht es in seinem Schreiben mit Bürgerantrag Nummer drei, in dem er fordert, der Beirat möge beschließen, „das Ordnungsamt und den Ordnungsdienst direkt anzuweisen, während der Moratoriumszeit eine bestimmungswidrige Nutzung der historischen Lichtung in Knoops Wald durch Hundehalter und frei laufende Hunde zu unterbinden und eine nicht gesetzeskonforme Nutzung mit Bußgeldern zu ahnden“.
Bekenntnis des Beirats gefordert
Mit Bürgerantrag Nummer vier will er erreichen, dass der Beirat sich „zum öffentlichen Erholungsraum Knoops Park als größter Bremen-Norder Parkanlage bekennt“, die wie der Bremer Bürgerpark weiterhin allen Bürgern in Gänze offen stehen müsse. Er argumentiert: „Die Planungen, Schilder an der historischen Lichtung aufzustellen, die auf die Eigenhaftung hinweisen, etwa ,Betreten auf eigene Gefahr!' würden eine Barrierewirkung erzeugen, die mit einer öffentlichen zugänglichen Parkfläche nicht zu vereinbaren sind.“ Dazu, meint der Antragsteller, könnte die Umsetzung der Hundefreilaufflächen in Knoops Park und Pellens Park weitere „Partikularinteressenten“ dazu aufrufen, „sich öffentliche Grünflächen für ihr Hobby anzueignen und/oder Ansprüche auf solche öffentlichen Flächen für ihre speziellen Nutzungen zu erheben“.
Brandstaedter möchte außerdem, dass der Beirat sich beim Umweltressort dafür einsetzt, dass gemäß den Empfehlungen eines Gutachtens aus dem Jahr 2006 der Landschaftsarchitekten Müller-Glaßl & Partner die historische Parkanlage Knoops Park auch weiterhin als „kulturhistorisches Dokument von herausragendem Wert ablesbar und erlebbar“ ist. Das fordert Olaf Brandstaedter in seinem fünften Bürgerantrag. Dafür soll der Beirat einen Beschluss fassen und das Umweltressort auffordern, finanzielle Mittel in die Hand zu nehmen, "damit der nördliche Knoops Park wieder eine mehr parkartige Gestaltung ... erhält."
Eine Hundefreilauffläche würde den öffentlichen Knoops Park nicht mehr für jedermann als kulturhistorisch wertvolle Anlage erfahrbar und erlebbar machen und so späteren Bauwünschen und einer schleichenden Aufsiedelung womöglich entscheidenden Vorschub leisten, fürchtet der Antragsteller. Im sechsten Bürgerantrag geht es schließlich um einen Vorschlag, den der Beirat nach Meinung von Brandtstaedter den Hundehaltern machen sollte: Nämlich bei einem Bauern im Umland eine umzäunte Wiese zu mieten oder zu pachten, „auf der die Hundefreunde ihre Vierbeiner laufen lassen können, um so ihrem privatem Hobby nachzugehen“. Abschließend heißt es im siebten und letzten Antrag: „Der Beirat beschließt, den Beirat und das Ortsamt zu bitten, auch in seinem Beiratsgebiet nach Hundefreilaufflächen zu suchen.“
Die Fraktionssprecher wollen sich nach Angaben von Ortsamtsleiter Florian Boehlke in den kommenden Wochen mit den Bürgeranträgen befassen und eine Antwort abstimmen. Bereits vor Eingang der Anträge hatten sich die Fraktionssprecher darauf verständigt, sich nach einer einjährigen Testphase in einer öffentlichen Beiratssitzung erneut mit dem Thema Hundefreilaufflächen zu befassen. Wie berichtet sollen insgesamt drei Freilaufflächen im Ortsamtsgebiet Burglesum entstehen: auf der Homannschen Wiese am Raschenkampsweg, in Marßel an der Stader Landstraße am Eingang zu Pellens Park und am Sportparksee Grambke.