St. Magnus. Lukas und Mila warten am Waldrand und spielen mit ihren Ferngläsern. „Da, ein Eichhörnchen!“ Noch bevor es losgeht, haben die zwei Fünfjährigen ihre erste Entdeckung gemacht. Dabei geht es an dem Freitag in Knoops Park nicht um Nager. Bei der Aktion „Vögelchen, piep einmal“ erforschen die Kinder spielerisch die Welt der Vögel. Sie ist Teil der Umweltbildung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Der Nachmittag beginnt mit einer Vorstellungsrunde: „Sagt doch alle einmal, wie ihr heißt und nennt ein Tier, das mit dem gleichen Buchstaben anfängt wie euer Name", bittet Umweltpädagogin Sophie Buschmann die Kinder. Noch sind sie etwas schüchtern, wenige Minuten später legt sich das. Es folgen noch ein paar Sicherheitshinweise wegen der Corona-Pandemie. Auch wenn die Kinder an der frischen Luft sind, sollen sie drei Schritte Abstand zueinander halten. Als nächstes finden Buschmann und die Kinder heraus, was einen Vogel überhaupt ausmacht. Die Kinder wissen zwar schon viel, lernen aber auch Neues. Dazu gehört beispielsweise, das die Vögel so alt sind, dass sogar die Dinosaurier von ihnen abstammen.
Der BUND baue sein Angebot in Bremen-Nord derzeit aus, sagt Scarlett Gac, wissenschaftlich-pädagogische Mitarbeiterin beim Verband. „Das große Ziel ist, dass Kinder spielerisch die Natur entdecken und eine Verbindung zu ihr aufbauen.“ Liebe und Respekt gegenüber der Natur seien der nachhaltigste Weg, um Umweltschutz zu fördern. Erlebnisse im Freien seien darüber hinaus wichtig für die motorische und geistige Entwicklung der Kinder, erklärt Scarlett Gac. Sie betreut die Umweltbildung für Bremen-Nord. Ursprünglich kommt sie aus Chile, für das Studium ist sie nach Bremen gezogen. In ihrer Jugend habe sie viel Zeit in der Natur verbracht, allerdings sieht die Natur in ihrer alten Heimat ganz anders aus als in Deutschland. „Ich komme aus der Wüste“, sagt sie. Die vielen Bäume in Deutschland seien für sie anfangs ganz ungewohnt gewesen.
Es geht in den Wald: Buschmann, Gac und die Kinder sammeln Blätter und Äste, Gräser und Baumrinde. Damit legen sie auf der Wiese Vogelbilder. Primavera hat sogar eine Vogelfeder gefunden, stolz baut die Achtjährige sie in ihr Bild ein. Es ist Nachmittag, das Wetter schön und die Kinder haben jede Menge Energie – Zeit für ein kleines Fangspiel. Einer spielt einen Greifvogel, etwa einen Adler oder Mäusebussard. Die anderen Kinder sind Spatzen und auf der Flucht.
Nicht nur Gac, auch Buschmann liebt die Natur. Die 27-Jährige studiert Landschaftsökologie im Master und arbeitet schon seit Längerem in der Umweltbildung. „Den Kindern die Natur näher zu bringen, ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Sie möchte auch nach ihrem Abschluss in der Umweltbildung arbeiten und betreut in den nächsten Monaten noch weitere Aktionen beim BUND.
Gemeinsam lauschen die Kinder und die Betreuerinnen dem Vogelgesang im Wald, imitieren das Gezwitscher und bauen selbst ein Nest – unter erschwerten Bedingungen: Sie halten in ihren Händen Stöcker, mit denen sie Äste aufheben und zusammenlegen. Die Vögel haben schließlich auch keine Hände und Finger und erledigen die Arbeit nur mit ihrem Schnabel, erklärt Gac. Vögel beobachtet die Gruppe an diesem Tag nicht – zur Sicherheit: „Durch Corona ist das schwierig. Wir müssten den Kindern zeigen, wie sie mit dem Fernglas richtig umgehen“, sagt Gac. Wegen der Abstandsregelung geht das nicht. Auch haben nicht alle Kinder Ferngläser. Die Ausrüstung teilen ist nicht möglich und Kinder ohne Fernglas will Gac nicht ausschließen. Der Umstand macht den Kindern aber nichts aus: Spaß haben sie trotzdem. Gemeinsam ziehen sie als Zugvögel in Richtung Süden – in V-Formation. Dabei folgt der Schwarm dem Leittier an der Spitze, ohne sich abzusprechen. Gar nicht so einfach, stellen die Kinder fest.
Weitere Informationen
Der BUND bietet in den nächsten Wochen mehrere Angebote zur Umweltbildung an. Themenschwerpunkte sind dabei etwa Fische oder Pilze. Alle Termine und weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bund-bremen.net/umweltbildung-in-bremen-nord. Außerdem bietet der BUND auch weiterhin Programme für Schulen und Kitas an. Interessierte können sich bei Scarlett Gac per E-Mail unter scarlett.gac@bund-bremen.net oder telefonisch unter 04 21 / 7 90 02 14 melden.