Erhard Schäfer hat sich in den vergangenen Tagen oft gewundert. Erst über den Fernseher, der schwarz bleibt, wenn man ihn einschaltet. Dann über das Festnetztelefon, das keinen Mucks macht. Und schließlich über seinen Computer, der sich nicht mehr mit dem Internet verbinden lässt. Seit mehr als einer Woche ist das so. Und noch immer, darüber stutzt der Burglesumer eigentlich am meisten, kann die Firma, die für die Technik zuständig ist, nicht sagen, wann alles wieder funktioniert – weder bei ihm noch den anderen Anliegern aus der Straße, denen es genauso geht wie Schäfer.
Dabei, sagt der Anlieger, ist das Problem bekannt und das Unternehmen schon häufiger bei der Problemstelle gewesen. Schäfer weiß das, weil er die Techniker gesehen hat, wie sie sich alles angeschaut haben. Ihren Servicewagen parkten sie quasi vor seiner Haustür. Schäfer wohnt an der Straße An Smidts Park. Momentan ist sie streckenweise mit Signalbaken abgesperrt. Wesernetz, eine Tochter der Stadtwerke, verlegt seit einigen Wochen neue Trinkwasserrohre. Und dabei, glauben er und seine Nachbarn, muss es wohl irgendwie passiert sein. Zumindest sind die Fernseh-, Telefon- und Internetleitungen alle tot, seit entlang der Straße ein Schacht gegraben wird.
Angela Dittmer bestätigt, was die Anlieger vermuten. Die Sprecherin der Stadtwerke sagt, dass eine Firma, die im Auftrag von Wesernetz bis Ende November die Trinkwasserrohre verlegen soll, den Defekt an den Glasfaserkabeln verursacht hat. Vor neun Tagen war das. Dittmer weiß das, weil sie die Kollegen vor Ort gefragt hat. Ihr zufolge ist der Schaden sofort an die Leitungsfirma gemeldet worden. Und weil die Reparatur an den Kabeln nach zwei Tagen immer noch nicht erledigt war, gleich ein weiteres Mal. Laut Dittmer wollte sich das Unternehmen schnellstmöglich kümmern. Seither, sagt sie, hat es keinen weiteren Kontakt mehr gegeben.
Im Grunde ist es Schäfer egal, wer das Kabel gekappt hat. Nicht egal ist es ihm, dass Vodafone, so heißt die Firma, die das Fernsehgucken, Telefonieren und die Internet-Nutzung in seinem Wohnviertel möglich macht, so lange braucht, um die Bruchstelle zu flicken. Dreimal hat er inzwischen Kontakt zu dem Telekommunikationsanbieter aufgenommen. Und keinmal konnte man ihm sagen, wann denn nun wieder alles funktioniert. Schäfer sagt, dass einige Nachbarn noch öfter nachgefragt haben – und hinterher genauso schlau waren wie er. Manche, meint er, überlegen mittlerweile, einen Gebührennachlass zu fordern: Keine Leitung, kein Geld.
Schäfer weiß noch nicht, wie er sich verhalten wird, wenn der Ausfall der Technik länger dauern wird. Er weiß nur, dass ihn das gekappte Kabel zwar stört, aber nicht so trifft wie andere: Menschen, die nicht wie er 90 Jahre alt und seit Langem im Ruhestand sind. Die arbeiten müssen und wegen Corona im Homeoffice sind, jedoch jetzt nicht von zu Hause arbeiten können, weil die Leitung kaputt ist und deshalb auch kein Internet funktioniert. Schäfer ist gerne online, kann aber auf den Computer vorübergehend verzichten. Genauso wie auf das Festnetztelefon. Der Pensionär ist trotzdem erreichbar. Er hat noch ein Handy.
Wie viele Anlieger jetzt seit neun Tagen ohne Kabelfernsehen, Festnetzanschluss und Internetzugang sind, kann Schäfer nur so ungefähr sagen. Alle Nachbarn, die er bisher getroffen und auf den Ausfall der Technik angesprochen hat, haben ihm gesagt, dass es ihnen genauso geht wie ihm. Der Pensionär kommt auf eine Handvoll Haushalte. Heike Koring dagegen auf das Doppelte. Gleichwohl spricht sie von lokalen Einschränkungen in einem sehr kleinen Teil des Kabelglasfasernetzes, das im Bereich der Straße an Smidts Park aufgrund von Erdarbeiten vorübergehend ausgefallen ist. Koring ist Unternehmenssprecherin bei Vodafone.
Nach ihren Worten ist sich das Unternehmen bewusst, dass es in diesem Fall nicht nur um die Reparatur eines zerstörten Kabelstranges geht, sondern um Kunden, die klare Kommunikationsbedürfnisse haben und den Anschluss ans Netz brauchen. Koring sagt, dass deshalb Technik-Spezialisten mit Hochdruck daran arbeiten, den Schaden zu beseitigen. Sie bittet die Kunden um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten und noch um etwas Geduld. Nur das, was Schäfer und die anderen Anwohner wissen wollen, kann auch Firmensprecherin Koring nicht sagen: wann die Störung vorbei ist.