„Bei uns nennt man mich Pfarrerin, in Bremen sagt man Pastorin, doch abgesehen von dieser Änderung in der Titelbezeichnung werde ich an meine bisherige Arbeit anknüpfen und sie weiterführen“, sagt Katharina Falkenhagen, die derzeit noch Pfarrerin in Frankfurt an der Oder ist. Doch am 1. Oktober wird sie die neue Pastorin in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Magni sein.
Für sie ist es nicht nur räumlich ein gewaltiger Sprung von der östlichen Grenze Deutschlands ins norddeutsche Flachland, sondern vielleicht auch ein Wechsel, was Einstellungen und Mentalitäten der Bewohner betrifft: „Ich habe meine gesamte Jugend noch in Zeiten des DDR-Regimes verbracht und auch noch Theologie im damaligen Ostberlin studiert“, sagt Katharina Falkenhagen, „damals gehörte der Unterricht in Marxismus/Leninismus noch zum Studium, doch mittendrin erlebte ich die aufregende Zeit der Wende – eine Phase der Umbrüche begann, der großen Träume, der ersten Reisen durch Europa, es war aber auch ein Zeitraum, der mit vielen Unsicherheiten behaftet war.“ Damals war sie in der Frauenbewegung engagiert und gründete zusammen mit anderen Frauen ein Begegnungszentrum im Brennpunktbezirk Berlin-Hellersdorf.
Wie Lehrer und Juristen ein Referendariat absolvieren müssen, sind Theologen in der Evangelischen Kirche Deutschlands zu einem sogenannten Vikariat verpflichtet, bevor sie ihren Pfarrdienst antreten können. „Diese Vikariatszeit habe ich 1993 begonnen und in einem Dorf in der Niederlausitz gearbeitet, mitten in einem Braunkohlegebiet. Dort habe ich die wunderbare Erfahrung von Geborgenheit und Verständnis in der Gemeinde gemacht“, sagt Katharina Falkenhagen, „wurde aber auch mit Biographien konfrontiert, die geprägt waren von Entwurzelung und Vertreibung aus der Heimat, verbunden mit dem Braunkohletagebau.“ Katharina Falkenhagen, die bis dahin bereits mehrere Kinder zur Welt gebracht hatte, kehrte im Jahre 1999 wieder in ihren Geburtsort Frankfurt an der Oder zurück und wurde dort Pfarrerin: „Die Anforderungen und Herausforderungen stiegen dabei stetig an, denn ich nahm vielfältige Arbeiten wahr, wie die pfarramtliche Betreuung von Seelsorgebezirken, die Geschäftsführung für vier evangelische Kindertagesstätten, Jugendarbeit und Religionsunterricht am Gymnasium und vieles mehr.“ Mit ihrem Wechsel nach Bremen kommen andere kirchliche Strukturen auf sie zu, aber auch andere Menschen, von denen sie viele bereits als offen und sozial engagiert erlebt hat. „Ich freue mich sehr auf die Hansestadt, die mit ihren Häfen ein Tor zur Welt bieten“, sagt Katharina Falkenhagen. Denn Weltoffenheit und internationales Engagement hat sie bereits in Frankfurt an der Oder gepflegt: „Eine besondere Erfahrung war für mich die Arbeit mit Geflüchteten im Rahmen des Kirchenasyls – in unserem Haus waren Menschen aus Tschetschenien, Kamerun und Somalia untergebracht“, sagt sie, die nach dem Mauerfall im Rahmen der Grenzöffnung jedoch auch mit Menschenhandel und Zwangsprostitution zu tun hatte.
Zur Vorfreude über ihre neue Arbeitsstätte in St. Magnus gehört auch, dass die Gemeindearbeit dort stärker lokal konzentriert sei als in Frankfurt an der Oder: „Das macht die generationenübergreifende Arbeit, die mir sehr wichtig ist, leichter“, sagt die künftige Pastorin, die besonders auch Menschen aus verschiedenen sozialen Milieus zusammenbringen möchte. „Der Blick über den Tellerrand ist mir besonders wichtig, und das bedeutet, die Gemeinde auch im globalen Kontext zu sehen“, sagt Katharina Falkenhagen. Bei mehreren Besuchen im südlichen Afrika lernte sie intensiv die einheimische Bevölkerung kennen, indem sie dort zum Beispiel Kurse zur Reitkunst und zum fairen Umgang mit dem Pferd für Kinder und Erwachsene gab. „Zwei Pferde habe ich derzeit selbst, doch eins muss ich wohl verkaufen, das andere nehmen mein Mann und ich nach Bremen mit, und selbstverständlich auch unseren kleinen Hund“, sagt sie.
Und noch eine Vorfreude auf Bremen-Nord beflügelt Katharina Falkenhagen: „Ich schätze besonders an meiner neuen Arbeitsstelle in St. Magnus, dass dort die Arbeit mit Kindern eine große Rolle spielt: Mit der Kita und dem Kinder- und Jugendzentrum, die von der Gemeinde betreut werden, öffnet sich eine Art Schaufenster nach außen“, sagt sie, „denn über die Kinder können auch die Eltern leichter für geistliche Aktivitäten gewonnen werden – schließlich soll die Gemeindearbeit auch Heimat vermitteln.“ Zu ihrer Offenheit und den Blicken über Tellerränder gehört auch, dass sie in Bremen alle Museen besuchen will. „Und im Auswandererhaus in Bremerhaven werde ich mich im Rahmen einer Familienrecherche auch auf die Spuren von Vorfahren in den USA begeben.“