An der Armutsschwelle zu leben, ist für eine alleinerziehende Mutter von insgesamt sechs Kindern gerade zur Weihnachtszeit sicher kein Geschenk. Mit den drei Jüngsten lebt die 42-Jährige in einer Vier-Zimmer-Wohnung in Lesum und verfolgt mit ihrem Studium ein ehrgeiziges Ziel: Sie will mit einem eigenen Einkommen dafür sorgen, dass sie und ihre Kinder sich irgendwann mehr leisten können und nicht nur auf das Nötigste beschränken müssen. Da ist die Weihnachtshilfe ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Von der neuerlichen Zuwendung, die von der Kindergruppe Kefi aufgrund der finanziellen Situation der Familie befürwortet wird, will die gebürtige Bremerhavenerin einen Schreibtisch für Mayla kaufen. Die Sechsjährige ist gerade eingeschult worden und malt und bastelt gern.
Für ihre Tochter und die Jungs Jean (11) und Zion (5) bräuchte sie außerdem einige Kleidungsstücke. Und am liebsten möchte Carmen Rode ihren drei jüngeren Sprösslingen noch etwas von Harry Potter schenken. "Vielleicht ein T-Shirt, eine Figur oder einen Zauberstab", überlegt sie.
"Wir sind alle vier große Fans", erklärt Carmen Rode ihre Faszination für die Romanfigur von Joanne K. Rowling, die im britischen Zauberinternat Hogwarts spannende Abenteuer erlebt. "Ich habe den Großen schon alle Bände vorgelesen, jetzt lesen wir sie noch einmal, manchmal liest auch Jean vor", berichtet sie von der fest eingeplanten Familienzeit am Wochenende. "Dann gibt es immer einen Tag, an dem wir gar nichts machen."
Denn unter der Woche dreht sich für alle vier Lesumer Familienmitglieder das Hamsterrad. Vor fünf Jahren ist die gebürtige Bremerhavenerin aus ihrer Heimatstadt nach Lesum gezogen. Sie wollte ganz von vorn anfangen und studiert seither in Bremen Germanistik und inklusive Pädagogik.
"Es ist alles so anstrengend", gesteht die Alleinerziehende, die von sich behauptet, ehrgeizig, diszipliniert und gut strukturiert zu sein. "Mein Leben funktioniert nur, weil der Tag sehr früh beginnt und alles bis zum Abend durchgeplant ist."
Der Wecker klingele zwischen 4.30 und 5 Uhr morgens, gegen 21 Uhr falle sie sofort in den Tiefschlaf, wenn die drei Kinder im Bett seien. "Dann dreh' ich mich um und bin 'game over'", gesteht Carmen Rode. Wird jemand krank oder streikt ihr Kleinwagen, gerät der ganze Plan durcheinander.
Deshalb will die Lesumer Mutter am 22. Juli ihre Masterarbeit abgeben. Damit blieben ihr vier Monate zum Verschnaufen, bis das Referendariat beginnt. Weil sie ihre beiden älteren Kinder aus Überzeugung in die Waldorfschule schickt, muss die Hartz-IV-Empfängerin dafür allerdings noch das Schulgeld aufbringen.
Deshalb hat die 42-Jährige einen Mini-Job als Lehrerin beim Verein Stadtteil-Schule. Einmal in der Woche unterrichtet Carmen Rode an der Oberschule Lesum Deutsch, Spanisch oder Mathematik. "Das ist total zielführend und zukunftsorientiert", findet die angehende Pädagogin. Diese Arbeit empfindet die alleinerziehende Mutter keineswegs als Belastung, weil sie ihren Stundenplan an der Uni entsprechend anpassen konnte.