Bremen-Nord. Kultur wird sich in den kommenden Monaten vor allem draußen abspielen. Die Veranstalter nehmen dafür sowohl bekannte als auch neue Open-Air-Flächen in den Blick: Das BWK-Gelände in Blumenthal, der Lesumer Hafen und das Rondell am Bürgerhaus Vegesack sollen in den nächsten Wochen zu Spielstätten werden, die in den Sommermonaten Künstlern für Auftritte zur Verfügung stehen.
In ganz Bremen bereiten Kulturschaffende derzeit Veranstaltungen unter freiem Himmel vor. Auch in Bremen-Nord sind Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen geplant – zum Teil werden dafür ganz neue Veranstaltungsorte geschaffen oder Areale, die bereits in der Vergangenheit genutzt wurden, neu hergerichtet. Ein Förderprogramm des Landes Bremen mit einem Gesamtvolumen von drei Millionen Euro soll die Veranstaltungsbranche unterstützen. Der Senat bewilligte es im Mai vor dem Hintergrund der Pandemie-Auswirkungen.
Lutz Hößelbarth organisiert mit seiner Agentur H&W Weserevents seit 2014 das "Dixieland-Jazz & Swing-Festival" am Lesumhafen. Nachdem er es im vergangenen Jahr wegen der Pandemie absagen musste, war er sich lange unsicher, ob er es für diesen Sommer organisieren soll. Inzwischen steht fest: Er plant es, zumindest für einen Tag. Läuft alles gut, kann das Festival am Sonnabend, 28. August, stattfinden. "Ich plane das, aber bisher steht die Finanzierung noch nicht. Das Festival an drei Tagen wird es dieses Jahr definitiv nicht geben. Ich gehe aber davon aus, dass zumindest einen Tag etwas stattfinden kann", sagt er.
Nachdem er sich mit dem Lesumer Ortsamtsleiter Florian Boehlke beraten hat, will Hößelbarth einen Antrag auf Förderung für die Herrichtung der Freifläche am Lesumer Hafen stellen. Die Idee ist, dass dort eine Bühne für mehrere Tage oder Wochen aufgestellt wird, die auch von anderen Akteuren für Auftritte genutzt werden kann. "Wenn es Künstler gibt, die Interesse an einem Auftritt rund um den 28. August haben, können sie sich gerne im Ortsamt melden", bietet Boehlke an.
Für Hößelbarth ist auch die Bewilligung der Förderung ausschlaggebend dafür, ob er eventuell einen zweiten Festival-Tag – möglicherweise auch mit einem Kooperationspartner – organisieren kann. "Das ist sonst nicht finanzierbar, auch weil Sponsoren momentan nicht in dem Maße zur Verfügung stehen wie vor der Pandemie." Maßgeblich sei, zu zeigen, dass die Kulturszene noch da ist. "Dafür ist es wichtig, dass wir überhaupt etwas machen."
Auch das BWK-Gelände soll für Kulturveranstaltungen im Sommer hergerichtet werden. Mehrere Akteure wollen das ehemalige Areal der Bremer Woll-Kämmerei nutzen. Einen Antrag auf Förderung wird voraussichtlich der Verein "Wanderlust" stellen, der in Bremen Konzerte und Festivals veranstaltet, Technik und Infrastruktur bietet und Konzepte für Festivals erstellt. Andrea Rösler, die nicht nur bei "Wanderlust", sondern auch im Verein Musikszene Bremen sowie im Hellseativ-Kollektiv aktiv ist, das ein Festival für "Musik der härteren Gangart" auf dem BWK-Gelände plant, kündigt an: "Wir werden die Förderung für das BWK-Gelände für die Monate September und Oktober beantragen und die nötige Infrastruktur schaffen, von der dann auch andere Veranstalter profitieren können."
Unter anderem ist das Festival der Straßenkünste "La Strada" am 5. September auf dem Gelände zu Gast. Außerdem soll das Hellseatic-Metal-Festival, das ursprünglich schon für September 2020 geplant war, nun am 10. und 11. September dieses Jahres auf dem BWK-Gelände stattfinden. Das Kulturbüro Bremen-Nord begrüßt die Initiative des Vereins. "Es kann gut sein, dass wir uns auch mit einem Programm auf dem BWK-Gelände einbringen", sagt Geschäftsführer Malte Prieser.
Das Kulturbüro selbst richtet derzeit das Rondell am Bürgerhaus Vegesack für Open-Air-Veranstaltungen her. Dafür wird ein Sichtschutzzaun aufgestellt. "Der Umbau hängt leider etwas wegen des Baustoffmangels. Ich hoffe, dass es Mitte Juli mit dem Programm losgehen kann", so Prieser. Um das Rondell bespielbar machen zu können, hat das Kulturbüro finanzielle Unterstützung aus einem anderen Förderprogramm erhalten: 10.000 Euro gab es aus dem sogenannten Innovationstopf der Senatskanzlei.
Die Veranstaltungen in dem Rondell, das an ein Amphitheater erinnert, sollen von bis zu hundert Zuschauern besucht werden können. Hintergrund dieser Begrenzung ist die derzeit gültige Rechtsverordnung, die bei Veranstaltungen in Innenräumen Publikum von maximal hundert Personen erlaubt. "Mit dieser Zuschauerzahl können wir bei schlechtem Wetter ins Bürgerhaus umziehen und müssen die Veranstaltung nicht absagen", erläutert Prieser. Neben Konzerten seien auch Kabarett- und Comedy-Abende sowie Poetry-Slam-Auftritte angedacht. "Wir werden uns bei den kleinen Open-Air-Veranstaltungen im Rondell vor allem auf lokale Künstlerinnen und Künstler aus der Region konzentrieren."
Auch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen denkt darüber nach, die Förderung für Open-Air-Flächen in Anspruch zu nehmen. Noch steht nach Angaben von Pressesprecherin Andrea Katzmarczyk nicht fest, ob das Open-Air-Klassik-Festival "Sommer in "Lesmona" in Knoops Park in diesem Jahr stattfinden kann. Derzeit loten die Verantwortlichen "alle nur erdenklichen Möglichkeiten und Chancen aus, die hilfreich sein könnten, den Sommer in Lesmona zu realisieren", so Katzmarczyk. Zusätzliche Kosten und eine nach dem derzeitigen Stand pandemiebedingte reduzierte Besucherzahl erschwerten die Realisierung. "Wir ziehen eine Antragstellung in Betracht und freuen uns über die Möglichkeit."
Das Vegesack Marketing wird eine Förderung voraussichtlich für eine Veranstaltung auf dem Sedanplatz beantragen. Geschäftsführer Jörn Gieschen verrät, dass für den Spätsommer oder Frühherbst eine gemeinsame Veranstaltung mit Studentinnen und Studenten der Jacobs University vorgesehen ist, bei der Kultur und Sport vereint werden sollen. Weitere Open-Air-Flächen könnten Gieschens Worten nach im Hafenwald und im Stadtgarten entstehen. Im Abstimmung mit den Veranstaltern von "Sommer Summarum" habe er diese Spielorte als mögliche Bühnenplätze vorgeschlagen.