Heinz-Rüdiger Drengemann war der erste Organist der im neo-barocken Stil gebauten Orgel der Kirche St. Magni. Vor 50 Jahren erklang sie erstmals in St. Magnus. Am kommenden Sonntag, 7. November, wird sich der heute 75-jährige Drengemann anlässlich des Orgel-Jubiläums erneut vor die Tasten setzen und um 17 Uhr ein Konzert spielen.
Die Orgel wurde 1971 von der renommierten Firma Karl Schuke aus Berlin gebaut. „Sie wurde im damals üblichen neo-barocken Stil entworfen“, teilt St. Magnis derzeitiger Kantor Jürgen Blendermann mit. Die Orgel besitzt 27 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Sie weist drei freie Kombinationen und ein schwellbares Brustwerk auf. „Der Prospekt der Orgel, die Ansicht, wurde unter Mitwirkung des Architekten Eberhardt Gildemeister entwickelt. Gildemeister hat auch die Kirche und das Gemeindehaus entworfen“, informiert Blendermann. Sowohl die Orgel als auch die Kirche stehen bereits seit zehn Jahren unter Denkmalschutz. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Magni unterhält eine Kooperation mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Grohn. Jürgen Blendermann, Initiator der Veranstaltung, ist in beiden Gemeinden als Kantor und Organist tätig. „Orgeln und Orgelmusik liegen mir besonders am Herzen. So gibt es regelmäßige Orgelkonzerte, Orgelfahrten und die jährliche Orgelwoche in Bremen-Nord mit acht Veranstaltungen an acht Tagen, die im Jahr der Orgel, also in diesem Jahr, von Farge bis St. Magnus konzipiert wurde“, lässt Jürgen Blendermann wissen. Der 63-Jährige ist bereits seit 41 Jahren bei der Landeskirche Bremen angestellt. „Die Besetzung von zwei Stellen ist ganz schön anstrengend“, versichert der begeisterte Schachspieler und Hobbykoch. Bei der St.-Magni-Gemeinde handele es sich mit den Bestandteilen Schönebeck, Eggestedt, Löhnhorst und Brundorf auch um eine sehr große Kirchengemeinde. „Im nächsten Jahr muss die St.-Magni-Orgel überholt werden“, kündigt Jürgen Blendermann bereits an.
Orgel passt gut in historische Landschaft
„Wohl jeder kennt es: das sogenannte Niedersachsenhaus, diesen Jahrhunderte alten Bauernhaus-Typ mit seiner charakteristischen Dachform und den manchmal gekreuzten Pferdeköpfen obendrauf. Es gibt ihn nicht nur als echt historisches Gemäuer, sondern auf dem Lande wie auch am Stadtrand als durchaus zeitgemäße, neue Wohnimmobilie. Sie ist beliebt, weil dieser Haustyp, wie man hört, gut in die Landschaft passt“, erklärt Rüdiger Drengemann. Genau so verhielte es sich bei den Orgelinstrumenten. „Die St.-Magni-Orgel orientiert sich in ihrer Klang-Architektur an einem Orgeltyp, der im 18. Jahrhundert in Norddeutschland seine vollkommene Ausprägung gefunden hat und oft plakativ verbunden wird mit dem Orgelbauernamen Schnitger“, sagt Drengemann. Doch sie sei keineswegs eine historische Kopie, sondern ein mit den technischen Mitteln der Gegenwart entworfenes und handwerklich hervorragend gearbeitetes Instrument, das obwohl modern, dem besagten Wohnhaus vergleichbar „gut in die Landschaft“ passe, musikalisch gesprochen: in die historische norddeutsche Orgel-Landschaft.
„Nun also das 50-jährige Jubiläum. Das muss begangen werden, ein Festkonzert ist obligatorisch. Jürgen Blendermann hatte den kongenialen Einfall, es heuer genau an dem Tag und Datum stattfinden zu lassen wie weiland das Einweihungskonzert im Jahre 1971 und es obendrein zu besetzen mit dem damaligen und ganz eng mit diesem Orgelbau verbundenen Kantor, also mit meiner Wenigkeit“, erklärt Heinz-Rüdiger Drengemann.
In den fünf Jahrzehnten seines Bestehens sei auf dem Instrument quasi alles erklungen, was die Orgelmusik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert zu bieten habe. „Ich habe mich bei meiner Auswahl für das Jubiläumskonzert um tatsächlich Passendes bemüht, jedoch in ausgrenzender Weise. So enthält das Programm nur sogenannte ‚freie’, also keine choralbezogenen Werke. Damit bin ich, um sofort die wichtigste Ausgrenzung zu nennen, an dem gewaltigen liturgisch-choraliter gebundenen Teil des OEvres von Johann Sebastian Bach einfach vorbeigegangen“, lässt Heinz-Rüdiger Drengemann wissen. Er habe aber Bach selbst trotzdem zum Schwerpunkt seines Programms werden lassen. „Denn er ist nun mal, ob liturgisch fokussiert oder frei schaffend, der kompositorisch und spieltechnisch unerreichte Orgel-Großmeister aller Zeiten. Dabei muss dem norddeutschen Orgeltyp eine dominierende Rolle zuerkannt werden. Anknüpfend daran möchte ich exemplarisch in einer Auswahl von vier seiner freien Werke die organistische Entwicklung Johann Sebastian Bachs nachzeichnen“, informiert Drengemann. Eingeschoben ins Programm würden zwei „Fremde“, weder Vorgänger noch Nachfolger Bachs im traditionellen Sinne, aber durchaus mit ihm verknüpft. „Dabei handelt es sich um den seinerzeit berühmten französischen Klavieristen Louis Marchand sowie um Franz Liszt, der als Pianist die moderne Klaviertechnik entscheidend beeinflusst hat, aber kein Orgelspieler war“, sagt Heinz-Rüdiger Drengemann.