Es schüttete förmlich in Kübeln: Vom sturmgepeitschten Gewitter- und Extremregen am Sonntagnachmittag waren vor allem der Norden Bremens und dort insbesondere die Ortsteile Burgdamm, Lesum und St. Magnus betroffen. Die Folge: Schwerstarbeit für Feuerwehr und Polizei, weil Keller vollliefen und sich ganze Straßenzüge innerhalb weniger Minuten in eine Seenlandschaft verwandelten. Nach Mitteilung des Abwasserunternehmens Hansewasser Bremen GmbH ergoss sich innerhalb von 15 Minuten ein Drittel der Regenmenge auf den Stadtteil, die durchschnittlich in einem Monat gemessen wird.
Gewitter mit Starkregen sei im Anmarsch, lautete die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes für den Sonntagnachmittag in Bremen und Niedersachsen. Die Regen- und Gewitterfront traf allerdings vor allem Bremen-Nord. Dort mussten die Berufsfeuerwehr Bremen, zwölf Freiwillige Wehren sowie Einheiten aus den Ortsverbänden des Technischen Hilfswerkes zwischen 16.30 Uhr und 19.30 zu insgesamt 65 Einsätzen ausrücken. Grund: Innerhalb von Minuten hatten die Niederschlagsmengen für vollgelaufenen Keller und überflutete Straßen gesorgt.
Personen seien zum Glück nicht zu Schaden gekommen, hieß es seitens der Pressestelle der Feuerwehr. Allerdings musste neben der Routinearbeit wie dem Abpumpen von Wassermassen aus Kellerräumen auch ein gefährlicher Einsatz bewältigt werden, weil in Lesum Regenwasser in eine Umspannungsanlage eingedrungen war. Um sie trocken zu legen, hatte der Stromversorger Wesernetz die elektrische Anlage erst einmal abgeschaltet. Die Folge laut Feuerwehr: In den Häusern des angrenzenden Straßenzuges fiel vorübergehend der Strom aus.

Einsatzkräfte pumpten den Keller der Oberschule Lesum leer.
Auf anderen Straßen, ebenfalls insbesondere in Lesum, mussten derweil Autofahrer vor den Wassermassen kapitulieren und ihre Fahrzeuge anhalten. Wie die Pressestelle der Bremer Polizei auf Anfrage mitteilte, seien die Bremerhavener Heerstraße im Umfeld der Kreuzung Stadt London, die Hindenburgstraße im Bereich der Eisenbahnbrücke, die Straße Am Lesumhafen sowie der Admiral-Brommy-Weg gesperrt worden. Der Wander- und Radweg verläuft entlang der Lesum und wurde vor allem von den Wassermassen überflutet, die vom Hochufer in Richtung Fluss rauschten. Darüber hinaus war es nach Informationen der Polizeipressestelle notwendig, in mehreren Straßen hochgespülte Gullideckel wieder einzusetzen. Auch auf der Autobahn 270 hatten sich in diesem Bereich große und tiefe Pfützen gebildet. In Richtung Blumenthal waren mehrere Fahrzeuge liegen geblieben. in den Verkehrsnachrichten war von einer überschwemmten Anschlussstelle in Lesum die Rede.
Alarmstimmung herrschte angesichts der extremen Niederschläge auch bei Hansewasser. Grund: Die Regenmesser des Unternehmens hatten registriert, dass innerhalb von nur 15 Minuten 21 Liter Wasser auf einen Quadratmeter Boden geprasselt waren. Die durchschnittliche Regenmenge eines Monats liege für Bremen-Nord bei 60 Litern pro Quadratmeter, erläutert Hansewasser.
Das Unternehmen betreut in Bremen ein 2300 Kilometer langes Kanalnetz, das bei Unwetter mit Starkregen schnell das Hundertfache an Wassermassen zu schlucken hat wie an normalen Tagen. Am Sonntag, so heißt es, seien alle technische Möglichkeiten in Anspruch genommen worden. Man habe die Leistung der Abwasserpumpen planmäßig hoch gefahren sowie umgehende Entlastungskanäle und Regenwasser-Überlaufbecken geöffnet. Um das Kanalnetz alleine nicht zu überlasten, seien auf diese Weise riesige Mengen Wasser zwischengespeichert worden.
Dennoch ist es in einigen Bereichen zu Überflutungen gekommen, wie Hansewasser einräumt. Begründung: Kein Kanalnetz könne so konzipiert werden, dass ein absoluter Schutz vor Überflutungen möglich sei. Deshalb habe der Notdienst des Unternehmens am Sonntag einige Einsätze gefahren und neuralgische Punkte sowie Unterführungen und Pumpwerke kontrolliert.