St. Magnus. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz (AGBS) machen Verbesserungsvorschläge für die geplante Flachwasserzone an der Lesum. Die Umweltschutzorganisation und der Naturschutzverein befürworten die Baumaßnahme zwischen Knoops Park und Meierhofstraße, gegen die sich eine Bürgerinitiative zur Wehr setzt, ausdrücklich. Die Zone ist als Ausgleich für die Zuschüttung des Überseehafens vor mehr als 20 Jahren gedacht. Die Naturschützer fordern nun deutliche Verbesserungen bei der Planung, damit die Naherholung und das Naturerleben für die Bürger erhalten bleibt.
Susanne Wagner, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft, betont: „Wir sind der Auffassung, dass in der Ausführungsplanung Anpassungen vorgenommen werden können, ohne dass weitere Verzögerungen bei der Umsetzung entstehen." Konkret geht es um zwei Änderungen: Am westlichen Ende der geplanten Flachwasserzone, am Übergang zum Weg Meierhofstraße und Bootslagerplatz, sollte nach Vorstellung von BUND und AGBS eine circa 50 Meter breite, nicht vernässte Zone mit öffentlich zugänglichem Grünland entwickelt werden. Dazu schlagen sie den Bau eines Stegs oder eine Aussichtsplattform vor, von der aus die Natur am Rande des neuen Biotops erlebbar werden könnte.
Die zweite Änderung hat zum Ziel, die Zugänglichkeit des Areals zumindest teilweise zu erhalten und Sichtachsen zum neuen Tidegewässer zu schaffen. Um das zu erreichen, so der Vorschlag, sollten auf den Bodenablagerungsflächen geeignete regionale Samenmischungen ausgesät werden. Durch zweimaliges Mähen pro Jahr könnte eine artenreiche Wiesen entstehen, ist die Idee. „Vor allem aber sollte der Trampelpfad auf dem heutigen Sommerdeich seine Funktion als beliebter Rundweg behalten und möglichst zu einem komfortablen Wanderweg ausgebaut werden“, schreiben BUND und AGBS weiter.
Begleitung während des Baus
Des Weiteren fordern sie „eine ökologische Baubegleitung in der Bauphase und mehrjährige ökologische Kontrolluntersuchungen zum Beleg der Wirksamkeit und ökologischen Aufwertung des Gebietes“. Ihre Ideen und Forderungen haben die Naturschutzorganisationen nach eigenen Angaben auch den zuständigen Behörden bereits mitgeteilt.
Gleichzeitig betonen BUND und AGBS noch einmal, dass sie die Schaffung der Flachwasserzone für richtig und den Standort für alternativlos halten. „Es gibt in Bremen keine vergleichbar großen Standorte an Weser und Lesum, wo ein tidebeeinflusstes Flachgewässer geschaffen werden kann“, so BUND-Geschäftsführer Martin Rode. Flachwasserzonen seien sehr wichtige Lebensräume für Fische und viele andere Wasser- und Röhrichtbewohner. "Sie stellen einen herausragenden Beitrag zur Wiederherstellung flusstypischer Auen dar, die infolge der Weservertiefungen fast vollständig verloren gegangen sind.“
Unstrittig sei, dass die Lesumwiesen in ihrer Gestalt verändert werden. Durch die vielfältig gestaltete Gewässerneuanlage mit begrenztem Tideeinfluss werden nach Ansicht von BUND und AGBS aber in kurzer Zeit wieder landschaftlich reizvolle und ökologisch wertvolle Biotope entstehen. Das zeigten Erfahrungen aus ähnlichen Renaturierungsprojekten etwa an der Ochtummündung und in der Nähe von Knoops Park.
Die Bürgerinitiative für den Erhalt der nördlichen Lesumwiesen (Bienle), die gegen die Baumaßnahme und für den Erhalt des vorhandenen Biotops ist, hat indes jetzt Unterstützung von der Bürgerinitiative (BI) Grünes St. Magnus bekommen. Wie berichtet, hatten sich Gegner des Vorhabens Anfang Februar versammelt, als erste vorbereitende Arbeiten auf den Lesumwiesen begannen. Jetzt macht Olaf Brandtstaedter, Sprecher der BI Grünes St. Magnus, deutlich: „Die BI Grünes St. Magnus spricht sich für den Erhalt der nördlichen Lesumwiesen in der jetzigen Form und einen sofortigen Baustopp aus.“ Die Fläche in ihrer jetzt bestehenden naturschutzfachlichen Wertigkeit zu zerstören, nur in der vagen Hoffnung, eine Fischart dort anzusiedeln, deren Laich- beziehungsweise Lebensraum im zugeschütteten Hafenareal angeblich genommen wurde, sei grotesk.
Die BI Grünes St. Magnus fordert, dass für die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahme nach einer anderen Fläche gesucht wird. , „die tatsächlich eine ökologische Aufwertung erführe“. Faktisch seien die nördlichen Lesumwiesen aktuell Bereiche, die „konkurrierenden Nutzungsanforderungen ausgesetzt sind“, wie es im Bremischen Naturschutzgesetz beschrieben werde. Brandtstaedter zählt auf, dass die Wiesen „der Erholung dienen“, „an oberirdische Gewässer angrenzen“ und
„für den Schutz und die Pflege historischer Kulturlandschaften und Landschaftsteile insbesondere hinsichtlich des Landschaftsbildes von besonders charakteristischer Bedeutung sind“. Demnach sei eine „örtliche Landschaftsplanung“ erforderlich.
Schließlich macht Brandtstaedter auch auf mögliche Gefahren und Probleme für Anwohner aufmerksam, die eine Flachwasserzone nach Meinung der BI Grünes St. Magnus mit sich bringen könnte. Als Beispiel nennt er Extremwetterereignisse, „eventuell sogar noch in Kombination“ und fragt, welche Folgen es haben könnte, wenn Starkregen nicht mehr so wie bisher in die Lesumwiesen abfließen kann.
Abschließend appelliert er an BUND und AGBS, ihre Zustimmung zu einer Flachwasserzone in diesem Bereich zu überdenken, „und sich den Positionen der BI Grünes St. Magnus anzuschließen, insbesondere sich für einen sofortigen Baustopp einzusetzen“.