Eine Gruppe Jugendlicher aus Odessa ist zurzeit in Bremen zu Besuch. Jeder der 18-köpfigen Gruppe hat persönliches Leid in diesem Krieg erfahren: Ihre Väter sind ums Leben gekommen, befinden sich gerade an der Front oder wurden schwer verletzt. Zum Teil sind sie selber Binnenflüchtlinge aus dem Osten der Ukraine. Begleitet werden die 14- bis 16-Jährigen von zwei Lehrerinnen. Die Gruppe wohnt im Gästehaus der Stiftung Friedehorst in Lesum. Hintergrund des Besuches ist, dass die Freie Hansestadt Bremen seit Juni 2023 mit der Region Odessa durch eine Kooperationsvereinbarung verbunden ist.

Bürgermeister Bovenschulte (Mitte hinten) begrüßte die Jugendgruppe aus der Region Odessa in der Senatskanzlei.
Begrüßt worden sind die Jugendlichen von Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Er hatte die Jugendlichen im Rathaus empfangen. Bei einem Rundgang durch das Rathaus zeigte der Bürgermeister den Jugendlichen die repräsentativen Räume des Welterbes und beantwortete ihre Fragen. Schnell fand die Gruppe gemeinsame Themen und fand sich in einem lebhaften Gespräch darüber, wie jemand Bürgermeisterin oder Bürgermeister wird, welche Leidenschaft für Musik geteilt wird oder wie eine politische Karriere mit der Familie unter einen Hut gebracht werden kann. "Besonders Kinder und Jugendliche erleben in dem furchtbaren Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine unfassbares Leid. Ihr Alltag ist geprägt von Angst, Sorgen und Trauer. Um Eltern, Freundinnen und Freunde, um ihre Sicherheit. Mit dem Erholungsaufenthalt bei uns in Bremen können wir ihnen zumindest ein wenig Normalität bieten", sagt Bovenschulte anlässlich des Besuches.
Die Gruppe weilt seit Montag, 15. Juli, in Bremen und wird noch bis zum 27. Juli bleiben. Organisiert wird die Reise von der Initiative "Europa Prykhystok" (Prykhystok bedeutet auf Deutsch Zufluchtsort) und dem Deutsch-Ukrainischen Kulturverein Unity Center UA mit Unterstützung des Referats Internationale Kooperationen und Entwicklungszusammenarbeit der Senatskanzlei.
Teile des Programms für die Jugendlichen ist in Bremen-Nord über die Bühne gegangen. Den Auftakt machte ein Besuch in Schloss Schönebeck, wo die Jugendlichen die Umgebung und das Haus selbst kennenlernen konnten. "Wir haben eine ukrainische Reiseleiterin im Team, die die Führung auf ukrainischer Sprache übernommen hat", sagt Klaus Gawelczyk vom Schloss Schönebeck. Er ließ es sich nicht nehmen, die Jugendlichen mit einer Bremen-Nord-Broschüre und einem Kartenspiel zu beschenken. Bremen-Nord lernten die Ukrainer auch an anderer Stelle kennen. Sie besuchten am Montag (22. Juli) Vegesack. Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik begrüßte die Gruppe am Hafenkopf, ehe es auf einen zweistündigen Rundgang vom Hafen, vorbei am Utkiek durch den Stadtgarten und die Weserstraße ging. "Die Jugendlichen zeigten sich interessiert an der Geschichte und auch den Werften", sagt Gawelczyk. Vegesack strebt eine eigene Partnerschaft mit einem Teil der Region Odessa an. "Daher fügte sich der Besuch gut in unsere Bemühungen ein", sagt Sgolik.
Das Begleitprogramm für den Erholungsaufenthalt wurde vom Verein Unity Center UA erarbeitet und umgesetzt. Großer Wert wurde auf die Traumabewältigung durch therapeutische und sportliche Maßnahmen gelegt.