Es war eine richtig schöne Bescherung. Bremer Tierfreundinnen und -freunde erfüllten dem Bremer Tierheim viele Wünsche. Am Tag vor Heiligabend wurde ausgepackt, und im Dorf der Tiere war die Freude groß. „Die Leute waren wieder unfassbar großzügig“, lobte Gaby Schwab, Sprecherin des Bremer Tierschutzvereins. Ein weiterer Wunsch ist noch erfüllbar – und kostet nichts als Rücksicht und Vorsicht. Dem Verein liegt sehr am Herzen, dass die Tiere in der ganzen Stadt die Silvesternacht möglichst unbeschadet überstehen mögen. Darum ist auch das für diesen Jahreswechsel angeordnete Böllerverbot ganz im Sinne des Tierschutzes.
Darüber freuten sich auch Rottweiler Robin, Spitz Daisy, Kater Vuko und Konsorten: Beschert wurden ihnen Körbchen, Unterschlüpfe und Kuschelkissen in vielen Formaten, Kratzbäume, Spielzeug gegen die Langeweile, Futter und Leckerli. All dies hatte auf den Wunschzetteln gestanden, die in der Adventszeit an drei Weihnachtsbäumen in der Stadt aufgehängt waren. Der Tierbedarfsspezialist Fressnapf führt mit seinen Filialen in Tenever und Vahr seit Jahren die Weihnachtsaktion zugunsten des Bremer Tierheims durch. Diesmal wurde erstmals auch ein Wunschzettelbaum vor der Marktkauf-Filiale an der Duckwitzstraße aufgestellt. Die Kundinnen und Kunden hatten die Wahl unter Wünschen in der Preiskategorie zwischen fünf und rund 50 Euro. „Eine ganz tolle Aktion. Jeder Zettel wurde mitgenommen, jeder Wunsch erfüllt“, erzählt Schwab. Direkt im Tierheim trafen weitere Geld- und Sachspenden ein. „Wir sind dafür umso dankbarer, weil wir unsere traditionelle Weihnachtsbescherung nun schon zum zweiten Mal in Folge absagen mussten“, erklärt die Vereinssprecherin. In den Vorjahren hatte das Tierheim an einem Adventssonntag zum Besuch mit Glühwein und Kartoffelpuffern eingeladen, und am Ende des Tages war der Gabentisch regelmäßig mit Geschenken für die Tiere gefüllt.
Die sichtbaren Zeichen der Tierliebe kommen zur rechten Zeit. Denn aktuell warten mehr als 400 Tierwaisen an der Hemmstraße sehnsüchtig auf ein dauerhaftes Zuhause, wie Schwab erzählt. Hundezwinger, Katzenhäuser, Kaninchen- und Meerschweinchenställe, die Käfige der Vögel und Exoten: „Wir sind richtig voll. Zurzeit sind alle Unterkünfte belegt“, berichtet die Bremer Tierschützerin. Auffällig sei nicht nur die Zahl an Fundtieren, sondern auch deren Art. „Wir haben zum Beispiel viele kleine Hunde aufgenommen, richtige Schoßhündchen. Die sind so niedlich, man kann sich doch gar nicht vorstellen, dass sie nicht vermisst werden.“ Das werden sie offensichtlich aber nicht – sonst würden sie nicht vergeblich darauf warten, dass sich Herrchen oder Frauchen im Tierheim melden und ihren kleinen Schatz nach Hause holen.
Im Tierheim hat man Grund zur Annahme, dass diese Symptomatik eine direkte Folge der Pandemie ist. Während in den ersten Corona-Monaten die Zahl der Vermittlungen außergewöhnlich hoch war und die Belegung im Tierheim erfreulich niedrig, beobachtet man seit Monaten das Gegenteil. Zeitweise war das „Dorf der Tiere“ an der verlängerten Hemmstraße derart gefüllt, dass keine privaten Tiere mehr aufgenommen werden konnten. Ungewöhnlich viele relativ junge Hunde und Katzen waren dem Tierheim von Privatleuten übergeben worden, weil die Tiere plötzlich Verhaltensauffälligkeiten zeigten, unsauber oder aggressiv wurden, wie Tierheimleiterin Sarah Ankermann vor einiger Zeit berichtete. „Sie wiesen klassische Stresssymptome auf. Wie sie auftreten, wenn Tiere an die Anwesenheit ihres Menschen gewöhnt waren und auf einmal stundenlang allein gelassen werden“, erklärte die Veterinärmedizinerin. „Wir können nur mutmaßen, dass es sich dabei um Tiere handelt, die in den Monaten der Pandemie angeschafft wurden, als die Leute viel Zeit Zuhause verbracht haben“, so Ankermann.
Weil jedoch das Tierheim-Team in jedem Einzelfall sorgfältig prüfe, bevor sich Mensch und Tier möglichst ewig binden, und die Tiere nicht leichtfertig abgebe, sondern in das Zuhause, das ihrem Charakter und ihren Bedürfnissen bestmöglich entspreche, sei die „Rückkehr-Quote“ quasi Null, wie Sarah Ankermann betonte: „Unter den abgegebenen Tieren war keines, das wir selbst vermittelt hatten.“
Gaby Schwab hofft, dass sich die Situation demnächst ein wenig entspannt. Bereits Wochen vor Weihnachten und bis in den Januar hinein gilt im Tierheim ein konsequenter Vermittlungsstopp. Diejenigen, die sich ernsthaft für ein bestimmtes Tier interessieren, müssen sich gedulden – und die Vorfreude wachse erfahrungsgemäß mit der Wartezeit. „Das Datum, an dem die Tiere endlich abgeholt werden dürfen, ist im Tierheim immer ein ganz besonders schöner Tag“, sagt Schwab. Doch zunächst steht allen Tieren der Stadt noch etwas anderes bevor: Stress pur, wie die Tierschützerin sagt. „Silvester ist seit vielen Jahren die schlimmste Nacht des Jahres für die Tiere. Ohrenbetäubender Lärm, Brandgeruch und Lichtblitze am Himmel: Tiere erleben Silvester oft als wahren Albtraum.“
Um dies zu vermeiden, appelliert der Tierschutzverein an Hundebesitzer, die Tiere während der Böllerei keinesfalls von der Leine zu lassen und idealerweise doppelt zu sichern und Freigänger-Katzen auf jeden Fall im Haus zu behalten. Doch auch Wildtiere leiden extrem. „Sie geraten in Panik, verletzen sich, viele Vögel sterben an einem Herzschlag.“ Im Sinne der Tiere begrüße der Bremer Tierschutzverein daher das erneute Böllerverbot und die allgemeinen Corona-Beschränkungen.
Das für den ausgefallenen Feuerwerkskauf eingesparte Geld ließe sich sinnvoll investieren: Im Bremer Tierheim sind Spenden zur Versorgung der Schützlinge jederzeit willkommen. Wer lieber Nützliches oder Naturalien verschenken möchte, findet im Internet unter www.bremer-tierschutzverein.de den Link zu einer Wunschliste (unter Helfen/Spenden) sowie die Auflistung an Lebensmittel- und Tierbedarfsmärkten, die Futterspendenboxen für das Tierheim aufgestellt haben. Der Bremer Tierschutzverein ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden können daher steuerlich geltend gemacht werden. Dies gilt auch für die Mitgliedschaft im Bremer Tierschutzverein. Das Antragsformular zum Herunterladen sowie weitere Informationen finden sich ebenfalls auf der Webseite.