Die Pandemie hat überraschende Nebenwirkungen. Mitunter zeigt sich, dass manch ungewöhnliche Idee schneller, unbürokratischer und einvernehmlicher umgesetzt wird, als man das bislang gewohnt war. So im Falle des temporären Bewegungsraums an der Lohmannstraße. Wegen der geltenden Abstands- und Kohortenregelungen musste die Turnhalle der Grundschule an der Admiralstraße als zweite Mensa umfunktioniert werden. Im Rahmen der Oktober-Sitzung des Findorffer Bildungsausschusses war der Vorschlag in den Raum gestellt worden, den Wendehammer vor dem Schuleingang für den Sportunterricht zu nutzen. Nun ergab die Nachfrage: Alles schon passiert, die Behörden reagierten schnell, die Nachbarn zeigen Verständnis für die Lösung im Sinne der Findorffer Kinder, und immerhin die meisten Autofahrer respektieren das absolute Halteverbot.
„Schule und Kita in Coronazeiten“ nannte sich der wichtigste Tagesordnungspunkt bei der Videokonferenz der Ortspolitiker. Die Leitungen der Findorffer Oberschule und der drei Grundschulen erstatteten Bericht über ihren Alltag. Die wichtigste Nachricht: Bislang sind sämtliche Schulen von größeren Ausbruchsgeschehen verschont geblieben, und zählten bislang – wenn überhaupt – nur einzelne diagnostizierte oder Quarantänefälle. Gleichzeitig sei man in permanenter Hab-Acht-Stellung, versicherte Doris Weiße, Konrektorin an der Augsburger Straße: „Wir befinden uns in einer stabilen Seitenlage. Aber Plan B, C und D sind in der Schublade”. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bemüht, das Beste aus der Situation zu machen und so viel Normalität wie möglich zu vermitteln, berichtete Rektorin Wiebke Meyer vom Weidedamm. „Alle sind glücklich, wenn sie die Kinder durch die Schule toben sehen.” Auch Jantje Mehlhop bestätigte: „Wir staunen, wie gut die Kinder mit der Situation zurechtkommen.” Ein großes Lob gab es für die Eltern, die viel Besonnenheit und Verantwortungsbewusstsein an den Tag legen. „Niemand schickt zurzeit seine Kinder in die Schule, wenn sie Krankheitsanzeichen zeigen”, so die Leiterin der Grundschule an der Augsburger Straße. Für die Schulkollegien bedeute die Lage zusätzlichen Aufwand „bis zum Anschlag”, berichtete Weiße. „Wir alle brauchen jetzt Ferien.”
Die Findorffer Schulen signalisierten Verständnis für die Bremer Entscheidung, den Weihnachtsferienbeginn nicht generell, sondern auf freiwilliger Basis zwei Tage vorzuziehen. Dies sei im Sinne der Eltern, die in diesem Jahr schon so viele Urlaubstage für die Betreuung ihrer Kinder nutzen mussten, so Meyer.
Noch deutlich mehr Arbeit erwarten die Schulen, wenn demnächst die Tablets eintreffen, mit denen die Bremer Bildungsbehörde sämtliche Lehrkräfte und Schüler ausstatten will. Betont wurde, dass Bremen bei der schulischen Digitalisierung mit der landeseigenen Plattform „Itslearning” und der Ausstattung mit Endgeräten eine herausragende Vorreiterrolle einnehme. Doch zunächst müssten auch die Kollegien dazulernen, hieß es: „Es gibt sehr viele Workshops, aber kaum Angebote, die sich auf Grundschulen beziehen”, erklärte Weiße. Dringend erforderlich sei zudem die technische und administrative Unterstützung seitens der Behörde. „Im Grunde bräuchte jede Schule einen eigenen IT-Berater”, sagte Wiebke Meyer.
Zwei im Wortsinne konkrete Mammutprojekte werden Findorffer Schulen in den kommenden Jahren beschäftigen. Bei der Oberschule Findorff zeichne sich ab, dass beim geplanten Ausbau des Schulstandorts an der Nürnberger Straße auch der Standort Regensburger Straße in den Blick genommen werde. Die Entwicklung zur stabilen Sechszügigkeit erfordere auch dort „erhebliche” Maßnahmen, erklärte Schulleiter Uwe Lütjen. Einen entsprechenden Masterplan, bei dem die Sportflächen ein Schlüsselprojekt seien, erwarte die Schule im kommenden Frühjahr. Als baulich schwieriger als erwartet erweise sich offensichtlich der Umbau der Grundschule an der Admiralstraße zum gebundenen Ganztag, berichtete Mehlhop. Zurzeit würden neue Pläne erarbeitet, die auch einen Teilabriss der Bestandsgebäude in Betracht ziehen sollen.
Für die Eltern von Schulanfängern hatte Ausschusssprecherin Helga Eule abschließend noch eine beruhigende Nachricht: Die ersten Auswertungen der Schulanmeldungen ließen darauf schließen, dass eine dramatische Situation wie im Vorjahr nicht zu erwarten sei. Vielmehr zeichne sich ab, dass zum Schuljahresbeginn die Plätze im Stadtteil für alle Findorffer Kinder ausreichen.