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Carsharing im Bremer Westen Das Angebot ist noch ausbaufähig

Auch im Bremer Westen wird Carsharing immer beliebter. Besonders in einem der drei Stadtteile erwärmen sich immer mehr Menschen für die Idee, mit anderen ein Auto zu teilen.
24.07.2025, 05:06 Uhr
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Das Angebot ist noch ausbaufähig
Von Anne Gerling

Gestiegenes Umweltbewusstsein, steigender Parkdruck oder finanzielle Überlegungen – die Gründe, um sich ein Auto mit anderen zu teilen statt ein eigenes zu besitzen sind vielfältig. Auch im Bremer Westen steigt die Nachfrage nach Carsharing-Autos. Weit mehr als 5000 Menschen nutzen dort derzeit schon das vorhandene Angebot des größten Anbieters Cambio, der bremenweit mehr als 30.000 Kunden an 160 Stationen insgesamt 680 Autos zum Ausleihen zur Verfügung stellt. So sieht aktuell das Angebot im Bremer Westen aus.

Findorff: Carsharing mit Tradition

In Findorff ist Carsharing seit vielen Jahren fest etabliert. „Wir sind dort schon sehr lange, fast von Anbeginn an“, sagt Tim Bischoff, der bei Cambio für Marketing und Vertrieb verantwortlich ist. 13 Stationen betreibt das Unternehmen ihm zufolge aktuell in Findorff – darunter die älteste im Bremer Westen. Die Station an der Lutherkirche gibt es Tim Bischoff zufolge seit circa 30 Jahren: „Fast so lange wie Cambio. Das ist für die Leute da wie das eigene Fahrzeug – sie wissen, wie Carsharing funktioniert und es ist für sie total normal.“ Mehr als 2700 Kundinnen und Kunden hat Cambio Bischoff zufolge in Findorff: „Das ist schon ganz schön viel.“ Das Wachstum in den vergangenen fünf Jahren entspreche mit 60 Prozent in etwa dem bremenweiten Durchschnitt.

Walle: Da ist Musik drin

Besonders spannend ist aus Sicht des Marketingleiters Walle mit 100 Prozent Wachstum seit 2020. Aktuell hat Cambio dort mehr als 2100 Kundinnen und Kunden, die im Stadtteil 15 Stationen nutzen können. Besonders beliebt: die Station Waller Ring, die mit elf Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter gleichzeitig auch die größte im Bremer Westen ist. Insbesondere in der Überseestadt – wo es beim Blauhaus auch eine von der Genossenschaft PMC betriebene Carsharing-Station gibt – sei die Nachfrage hoch, so Bischoff:„In Walle ist also ein bisschen mehr Musik drin, das hat Dynamik. Dort wohnen viele Menschen und die nehmen Carsharing gut an.“ Sehr gut komme in Walle außerdem auch das stationslose Carsharing-System „Smumo“ an. Die Abkürzung steht für „smart urban mobility“ – die rot-grünen Smumo-Autos sind in einem Gebiet rund um die Innenstadt von Walle bis nach Schwachhausen und Hastedt und bis hinüber in die Neustadt unterwegs. Überall, wo man Autos parken darf, darf man auch diese Fahrzeuge abstellen. Auffällig viele der insgesamt 130 Fahrzeuge seien regelmäßig in Walle zu finden, so Tim Bischoff. Erst kürzlich sei das Gebiet deshalb im Bereich Osterfeuerberg erweitert worden: „Weil wir gemerkt haben, dass es da eine hohe Nachfrage gibt. Dort standen immer viele Fahrzeuge, die bis an die Gebietsgrenze gefahren wurden.“

Gröpelingen: Solide und mit Luft nach oben

Auch in Gröpelingen verzeichnet Cambio seit fünf Jahren ein hohes Wachstum, wenn auch im kleineren Stil. So sind Tim Bischoff zufolge aktuell mehr als 430 Kundinnen und Kunden aus Gröpelingen und Oslebshausen bei Cambio registriert: „Das ist schon mal ganz solide.“ Zur Verfügung stehen vier Stationen mit insgesamt sieben Fahrzeugen – vor fünf Jahren waren es noch drei, womit sich die Flotte seitdem mehr als verdoppelt habe, wie der Marketingleiter unterstreicht: „Und das korrespondiert mit der Kundenzahl. Auch hier ist noch Luft. Wir müssen aber gucken, wie es mit Stellplätzen ist.“

Will die Stadt Carsharing im Westen ausbauen?

„Niemand läuft einen Kilometer bis zur nächsten Carsharing-Station. Das wird irgendwann umständlich“, sagt Tim Bischoff. Vielmehr seien kurze Wege zur nächsten Station entscheidend dafür, ob Carsharing genutzt werde oder nicht. Laut Mobilitätsressort wird jedes Carsharing-Fahrzeug in Bremen durchschnittlich von mehr als 45 Menschen genutzt. Da Nutzer oft ihr privates Fahrzeug abschaffen könnten, ersetze somit jedes Fahrzeug 16 private Autos. Entsprechend groß ist das Interesse der Stadt, das Netz an Stationen auf öffentlichem Grund immer weiter auszubauen und Carsharing damit attraktiver zu machen. „Der Ausbau an Mobilpunkten im Bremer Westen erfolgt stetig, im Frühjahr wurde ein neuer Mobilpunkt in der Langen Reihe in Walle mit zwei Carsharing-Fahrzeugen in Betrieb genommen. Die Einrichtung drei weiterer Stationen in Oslebshausen, Steffensweg und Findorff-Weidedamm sind für 2026 geplant“, sagt Sprecher Yannoh Mügge aus dem Mobilitätsressort.

Wie funktioniert der Ausbau?

„Das Thema Parkplätze ist hochemotional. Das merken wir auch an der Debatte in Findorff um das aufgesetzte Parken“, sagt Bischoff. Sollen öffentliche Flächen Carsharing-Standorte werden, so wird per Interessenbekundungsverfahren entschieden, welcher Carsharing-Anbieter den Zuschlag erhält. Bischoff: „Wir sind ja kein städtisches Unternehmen und müssen uns auf jeden dieser Plätze bewerben. Wir nehmen das, was wir kriegen können. Und natürlich mieten wir – auch im Bremer Westen – auch private Stellplätze an. Das können zum Beispiel Flächen von Supermärkten oder Kirchengemeinden sein, aber auch von privaten Vermietern.“

Wird E-Mobilität mitgedacht?

„Wir wollen mehr E-Autos anbieten und versuchen deshalb, viele Stationen zu elektrifizieren“, sagt Tim Bischoff: „Dabei haben wir die Stationen Münchener Straße, Schlachthof und Utbremer Ring in Findorff und Waller Ring, Hansator und Osterfeuerberger Ring in Walle auf dem Zettel.“ In Walle seien außerdem kürzlich die Stationen Probststraße und Bremerhavener Straße auch mit E-Autos ausgestattet worden. „Da hängen jeweils viele Akteure dran. Die Energiewende ist für alle Beteiligten ein dickes Brett“, sagt Tim Bischoff, „auch für die Kunden. Für manche ist das noch nicht so gängig, sodass wir versuchen, beides anzubieten.“ Ab dem Jahr 2035, so der Plan, will das Unternehmen ausschließlich E-Autos neu dazu kaufen.

Info

Am 11. September um 18.30 Uhr tauscht sich im Ortsamt West der Fachausschuss Quartiersentwicklung des Waller Beirats mit einem Referenten aus dem Mobilitätsressort über das Thema Carsharing aus.
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