Findorff bekommt einen neuen „Kinder-Garten“. Mitglieder des Vereins Klimazone Findorff haben mit viel ehrenamtlicher Unterstützung eine Parzelle am Weidedamm vorbereitet, damit Kinder aus Kitas und Grundschulen dort gemeinsam Gärtnern, die Natur entdecken und viel dabei lernen können. Das Projekt ist Teil einer Kampagne für aktiven Klimaschutz in Findorff. Dafür werden Freiwillige gesucht, die mit ihrer eigenen Hände Arbeit, mit Material, Know-how oder Spenden ihren Beitrag leisten möchten.
Die ersten sechs Pflanzkästen sind bereits mit Erde befüllt. Die ersten kleinen Gäste aus einer Findorffer Kita haben Johannisbeeren, Tomaten und Kartoffeln gesetzt, Salat und Rauke ausgesät. Wie viel Spaß es ihnen machte: Das konnte Ilga Keßling mit eigenen Augen sehen. Die Findorffer Garten- und Landschaftsplanerin, die die Leitung des Vereinsprojekts „Stadtteilgärtnern mit Kindern“ übernommen hat, sagt: „Die Kinder waren selig!“ Sie sollen nicht nur erfahren, wie viel Zeit und Mühe im Anbau von Lebensmitteln steckt – und den Stolz schmecken, wenn es gelingt. Bereits die Möglichkeit, sich im Grünen aufzuhalten, die Erde zu fühlen, einen echten Frosch oder eine Weinbergschnecke aus der Nähe zu betrachten, sei ein Glück. Selbst Kinder, die im Kita-Alltag kaum zu bändigen sind, seien im Garten zur Ruhe gekommen, so die Projektleiterin. Mehrere Findorffer Einrichtungen haben bereits ähnlich gute Erfahrungen mit eigenen Parzellen gemacht – aber eben nicht alle. „Und es gibt viele Kinder, die Zuhause keinen eigenen Garten nutzen können.“
Dschungel aus Chinaschilf entfernt
Ein Großteil der Arbeit hatte da bereits hinter den Aktiven gelegen. Sie war bei der ersten Besichtigung im Frühjahr unübersehbar: Die Eigenlandparzelle in der Nähe des Torfkanals war jahrelang nicht mehr betreten, geschweige denn bewirtschaftet worden. Erst nachdem der Dschungel aus Chinaschilf und Brombeersträuchern entfernt war, zeigten sich die Attraktionen: Zum Beispiel der alte Apfelbaum, der trotz seines hohlen Stamms voller Früchte hängt, die Mirabelle und der Pflaumenbaum. Das marode Kaisenhaus sei dagegen nicht mehr zu retten, erklärt Hans Schüler aus dem Vereinsvorstand.
Doch nicht nur wegen der Vorarbeiten hatte die Pflanzzeit spät im Jahr begonnen. Ein Problem war auch die Anlieferung der benötigten Erde, weil der schmale Gartenweg für einen üblichen Transporter nicht befahrbar war, erzählt Ilga Keßling. Doch bei den Arbeitseinsätzen habe sich erwiesen, wie groß auch bei vielen Erwachsenen die Lust sei, in der Freizeit gemeinsam an der frischen Luft mitzumachen, berichtet Suse Lübker. „Da tauchten plötzlich eine Menge Leute auf, nicht nur Vereinsmitglieder. Viele halfen, andere brachten Kaffee und Kuchen vorbei.“
Viel Zuspruch von den Nachbarn
Eigentlich hat der Verein etwas ganz anderes im Auge: Ein Stückchen Land am Torfkanal, der als „Grüne Insel Weidedamm“ zum gemeinsamen Gärtnern und Verweilen entwickelt werden könnte, wie es eine Arbeitsgruppe der Findorffer Grünen vor einigen Wochen dem Beirat vorgeschlagen hatte. „Von den Nachbarn gibt es für das Konzept viel Zuspruch“, weiß Schüler – doch ob und wann es umgesetzt werden könne, sei derzeit noch nicht abzusehen. Als Zwischenlösung bot sich die Parzelle um die Ecke an, der mit Mitteln des Bremer Klimaschutzressorts und einer Förderung der Bingo-Lotterie umgestaltet werden konnte.
Der Garten ist Teil einer Kampagne zur nachhaltigen Quartiersgestaltung, die sich der Verein mit aktuell rund 75 Mitgliedern zum Ziel gesetzt hat. Nach dem Vorbild der „Essbaren Stadt“ Andernach sollen auf den Straßen des Stadtteils Pflanzkästen aufgestellt werden, die von Patinnen und Paten vor Ort betreut werden. Mit Findorffer Geschäftsleuten habe man bereits Kontakt aufgenommen, und sei durchaus auf Interesse gestoßen, sagt Schüler. Zudem möchte der Verein Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil ermutigen und dabei unterstützen, die Bauminseln vor ihren Häusern zu bepflanzen.