Essen ist fertig! Im Foyer der Martin-Luther–Gemeinde stehen heute Käsespätzle mit Lauch auf dem Menü. Die Gäste sind an den eingedeckten Tischen versammelt und werden liebevoll bewirtet. Seit einigen Wochen läuft der Mittagstisch im Gemeindezentrum, doch es geht hier um viel mehr als warme Mahlzeiten. Die Gemeinde, die Begegnungsstätte und das Team des Findorffer Helfernetzwerks Fin-Netz haben sich zusammengeschlossen, um Menschen ab dem Alter von 65 Jahren einen guten Grund zu geben, vor die Tür zu gehen, unter Leute und ins Gespräch zu kommen. Denn daran hat es in den vergangenen Jahren dramatisch gefehlt.
„Corona hat so viel Einsamkeit produziert“, erklärt Simone Walter vom Pflegestützpunkt AKS, Mitgründer und Träger des Fin-Netz mit Sitz an der Hemmstraße 240. „Für viele ältere Menschen ist die gesamte Tagesstruktur weggebrochen, mitunter unwiederbringlich.“ Im Laufe der Pandemie, während der man sich zurückzog, als man Gemeinschaft meiden musste, gewohnte Aktivitäten eingestellt wurden – „haben viele massiv an Mobilität eingebüßt“, weiß Alexandra Wietfeld, Leiterin der Begegnungsstätte im Turm.
Gemeinschaftsstiftendes Angebot
Im Rahmen eines Vernetzungstreffens im vergangenen Jahr hätten alle Findorffer Akteure der offenen Seniorenarbeit den dringenden Handlungsbedarf bestätigt. „Wir wollten ein gemeinschaftsstiftendes, mobilisierendes Angebot machen, damit unsere älteren Menschen wieder in Schwung kommen“, sagt Wietfeld. Die Bremer Sozialsenatorin unterstützt das Vorhaben mit Fördermitteln. Nur so kann das Mittagessen für insgesamt zwanzig Gäste zum günstigen Preis von drei Euro pro Person angeboten werden – und das hat sich im Stadtteil schnell herum gesprochen. „Wir könnten viel mehr Gäste bewirten und möchten nach den Sommerferien noch einen zweiten Mittagstisch an Freitagen anbieten“, erklärt Sabine Flemming. Die Findorfferin ist eines der Gesichter des Helfernetzwerks Fin-Netz, bietet dort diverse Kurse und Gesprächskreise an, und hat nun auch die Leitung des Mittagstisch-Angebots übernommen.
Die Speisen werden vom Catering-Service des Joseph-Stifts zubereitet und geliefert. „Das ist nicht die Krankenhausküche“, betont Flemming. Die Schwachhauser Großküche habe einen sehr guten Ruf und beliefere nicht nur Kindergärten und Schulen, sondern statte auch Hochzeiten und Firmenveranstaltungen aus. Dass ihr Essen auch den Findorfferinnen und Findorffern schmeckt, kann Gemeindemitglied Karin Grohn bestätigen. Sie ist an den Dienstagen im Gemeindezentrum, um die Tische ein- und abzudecken und darauf zu achten, dass es den Gästen an nichts fehlt. Dafür schenkt sie ehrenamtlich nicht nur ihre Zeit, sondern bekommt auch viel Freude und Dankbarkeit zurück, erklärt die Findorfferin. „Wenn die Gäste sagen: Heute war es wieder so schön bei euch – das gibt mir wirklich viel.“