- Was war der Anlass?
- Wurde der Beirat ausreichend informiert?
- Warum sterben so viele Bäume?
- Warum wird nicht sofort nachgepflanzt?
- Was kostet ein neuer Baum?
- Was kann man tun, um Bäume zu schützen?
In Zeiten des Klimawandels kann Bremen es sich nicht leisten, beim Erhalt und Schutz seines Baumbestands zu geizen: Das ist die Überzeugung des Findorffer Beirats. Bei den Stadtgärtnern des Umweltbetriebs Bremen (UBB) rennt man damit offene Türen ein, wie bei der Sitzung des Fachausschusses für Bau, Umwelt, Klima und Verkehr deutlich wurde. Für Neupflanzungen gefällter Bäume sowie für Schutzmaßnahmen fehlt aber zurzeit das Geld, erklärte UBB-Referatsleiter Günter Brandewiede. Dies sei „deprimierend“ und „komplett absurd“ für eine Stadt, die sich als Schwammstadt deklariere, lautete das Fazit von Ausschusssprecher Stefan Dilbat. Als Sofortmaßnahme will der Beirat aus dem eigenen Budget in den Schutz einzelner besonders gefährdeter Straßenbäume investieren. Doch in der Pflicht sei die Landespolitik. Die Findorffer wollen den Senat erneut nachdrücklich auffordern, den UBB jetzt und in Zukunft „auskömmlich“ auszustatten – und das heißt: mehr Geld als bisher.
Was war der Anlass?
Gemäß der Baumschutzverordnung dürfen jährlich im Zeitfenster zwischen Oktober und März Bäume gefällt werden, die als krank, beschädigt und somit nicht mehr standfest diagnostiziert wurden. Die Stadt muss gewährleisten, dass nichts und niemand durch Totholz oder stürzende Bäume gefährdet wird. Die Baumfällsaison war diesmal überaus ergiebig: Stadtweit wurden mehr als 2000 Bäume entfernt. Für den Stadtteil Findorff hatte der UBB im Herbst die Fällung von 27 Straßenbäumen angekündigt. Bis zum 1. März fielen laut Brandewiede jedoch insgesamt 45 Bäume im Stadtteil. Die Differenz ergab sich, weil bei den kontinuierlichen Kontrollen während der Herbst- und Wintermonate zusätzlicher Handlungsbedarf entdeckt wurde.
Wurde der Beirat ausreichend informiert?
Im November erhielten die Beiräte die Liste der geplanten Baumfällungen, aufgeschlüsselt nach den Stadtteilen. Bereits für Oktober hatte der UBB zur Infoveranstaltung eingeladen. Diese Ankündigung war offensichtlich nicht in Findorff angekommen. Das Ortsamt wird klären, woran das lag.
Warum sterben so viele Bäume?
Generell sei festzustellen, dass die Lebenserwartung der Stadtbäume sinke und die Zahl der zu fällenden Bäume von Jahr zu Jahr steige, erklärte Brandewiede. Lange Trockenheitsperioden in den Vorjahren hätten viele Bäume geschwächt. Dies mache sie anfällig für Krankheiten wie Pilzbefall, der in vielen Fällen als Fällgrund aufgeführt wurde. Eintrittsorte für die Pilze sind offene Wunden im Baum, die oft auch durch „Anfahrschäden“ verursacht werden – sprich: durch Autos.
Warum wird nicht sofort nachgepflanzt?
Der Umweltbetrieb hat für Findorff 35 Nachpflanzungen vorgesehen. An den übrigen zehn Standorten, an denen Bäume gefällt wurden, werde eine Nachpflanzung als nicht sinnvoll betrachtet. „Sie würden dort nicht gedeihen“, so Brandewiede. Mit Ausnahme von vier bereits getätigten Nachpflanzungen fehle allerdings aufgrund der aktuellen Haushaltssperre das Geld für neue Bäume. Zurzeit laufe ein Antrag auf Fördermittel des Bundes. Allzu optimistisch darf man nicht sein. „Ein Lottospiel“, so der Referent.
Was kostet ein neuer Baum?
Für jede Neupflanzung wird ein Pauschalbetrag von 5700 Euro einkalkuliert, in dem die Anschaffung des Baumes sowie eine Intensivpflege während der ersten fünf Jahre enthalten sind. Denn auch die Dauer, für die ein neuer Stadtbaum beim Anwachsen besonders intensiv unterstützt werden müsse, habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verlängert, so Brandewiede. „Früher reichten zwei Jahre. Wir haben festgestellt: die Bäume brauchen viel länger, um alleine zurechtzukommen.“ Neben den gestiegenen Personalkosten schlagen bei UBB auch die Kosten zu Buche, die bei der Vergabe von Arbeiten an externe Betriebe anfallen. Denn auch beim Umweltbetrieb sei das Fachpersonal knapp, „weil von unten nichts nachkommt“, so der Referatsleiter. Seit Jahren stelle man bei der zuständigen Behörde Anträge auf Budgetanpassungen, um die Mehrausgaben zu decken – bislang erfolglos.
Was kann man tun, um Bäume zu schützen?
Das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, die ehrenamtlich bei der Pflege junger Bäume unterstützen, sehen die Stadtgärtner gerne – es enthebe sie indes nicht von ihrer Verantwortung für die Grunderhaltung, so Brandewiede. Beim Umweltbetrieb sei jeder einzelne Baum im Bestand registriert. Eine Liste von Bäumen, die dringend Schutz mit Baumbügeln oder Pollern nötig hätten, liege vor. Indes: auch für solche Maßnahmen sei das aktuelle Budget „gleich Null“, so Landschaftsarchitekt und Diplomingenieur für Landschaftspflege. „Es ist ein Dilemma.“ Der Ausschuss beschloss, Mittel aus seinem Stadtteilbudget in den Schutz einiger besonders exponierter Bäume zu investieren – zunächst an der Brandtstraße und an der Leipziger Straße.