An diesen Anblick werden sich die Gäste des Biergartens nun gewöhnen müssen: Jeden Dienstagnachmittag trifft sich am Rande des Torfhafen-Grüns ein Dutzend Herren im besten Alter, um in blau-gelben Team-Shirts das Schweinchen zu jagen. Die Mannschaft „Boule Findorff“ bespielt seit einigen Wochen das neue Findorffer Boulodrom, das mit einem Besuch von Ortsamtsleiterin Ulrike Pala nun offiziell eingeweiht wurde. Ohne die Hartnäckigkeit dieser leidenschaftlichen Freizeitsportler hätte es das Angebot sicher nie gegeben. Vier Jahre lang hatten sie sich für die Anlage eingesetzt – wenn auch ursprünglich nicht für genau diese.
Mit ihren Dimensionen von 13 mal 3,5 Metern verfügt das kleine Findorffer Stadion über ernsthafte Turnierplatzgröße, und auch der Belag genüge allen Ansprüchen ambitionierter Boulespieler, lobte Mitspieler Uli Munstermann. Innerhalb von weniger als zwei Augustwochen hatte eine lokale Landschaftsbaufirma im Auftrag des Umweltbetrieb Bremen den Platz fertiggestellt. Es war das Happy End einer ziemlich langwierigen Geschichte, in der so manches nicht so lief wie geplant.
Denn eigentlich hatten die vier Findorffer Boulisten der ersten Stunde – Uli Munstermann, Arne Olsen, Fränzi Hagedorn und Gerdi Hagestedt – ja nur den bescheidenen Wunsch an den Beirat herangetragen, ihre Spielfläche vor dem Marktbunker ein wenig aufzuarbeiten. Der Kiesplatz, der irgendwann in der Vergangenheit vom Beirat finanziert worden war, war im Laufe der Zeit komplett in Vergessenheit geraten und erst im Sommer 2017 von der kleinen Sportgemeinschaft wiederentdeckt worden – so dachte man jedenfalls. Nach umfänglicher Aktenrecherche kam man im Ortsamt zu einem anderen Schluss, wie Pala erklärte: „Das war nie ein Bouleplatz. Die Fläche wurde vom Großmarkt als Ruhezone für die Marktbesucher hergerichtet“, stellte sie richtig. Die Tatsache, dass der Beirat dem Ansinnen mit Wohlwollen und einer Mittelzusage für die Sanierung begegnete, nützte nichts: Denn 2018 ergab sich, womit fast niemand mehr so schnell gerechnet hatte: Der Marktbunker sollte umgebaut werden. Und dabei stellte sich heraus, dass ein Teil des bislang unbeachteten Platzes beim Verkauf dem Baugrundstück zugeschlagen worden war.
Im Anschluss wurden diverse Alternativen gefunden und wieder verworfen: Entweder, weil die Umgestaltung als zu kompliziert oder zu teuer eingeschätzt wurde, oder weil der neue Standort zu weit entfernt, nicht im Sinne der Anrainer oder unattraktiv für die Boulespieler gewesen wäre. Schließlich kristallisierte sich das Stück Torfhafen als Praktikabelste aller Möglichkeiten heraus, der Beirat bewilligte im April dieses Jahres einen Zuschuss, und der Auftrag konnte erteilt werden. „Richtige Ferienstimmung“ überkam die Ortsamtsleiterin, als sie an einem strahlend sonnigen Septembernachmittag den Platz am Torfhafen begutachtete.
Dort habe man sich mittlerweile bestens eingespielt und fühle sich zudem sehr gastfreundlich bewirtet vom benachbarten Biergarten-Team, sagt Otto Bremicker, der die Interessen seiner Boule-Kollegen bei ungezählten Beiratssitzungen und gegenüber den zuständigen Behörden immer wieder vertreten hatte. „Es ist ein Platz für alle Findorfferinnen und Findorffer“, betont er. Sie dürfen selbstverständlich hier spielen, wann immer sie wollen – nur nicht am Dienstagnachmittag, versteht sich.