In Findorff ist ein neuer Klamottenladen eingezogen, und darauf hatten schon viele gewartet. Pünktlich zur angekündigten Ladenöffnung hatten sich wohl gute zwei Dutzend Neugierige vor der Ladentür an der Münchener Straße 148 versammelt. Die Tatsache, dass einige davon mit prall gefüllten Taschen ankamen, hatte ihren guten Grund: Zwei Wochen lang wird der Verein Klimazone Findorff das ehemalige Moden-Mehlgarten-Geschäft als „Kleidertausch-Pop-up-Store“ nutzen. Bis einschließlich 16. November – montags bis freitags von 12 bis 19 Uhr, sonnabends von 9 bis 17 Uhr – lautet das Geschäftsmodell: geben und nehmen.
Wobei es die Initiatorinnen damit nicht allzu eng sehen. Um den nachhaltigen Konsum von Textilien gehe es hier zwar vorrangig, erklärt Anita Okoro, die mit ihrer Freundin Catarina Paim die Idee zu dieser Art der Zwischennutzung hatte und im Verein Klimazone Findorff gleichgesinnte Partner fand. „Wichtig ist uns aber auch der soziale Gedanke“, so die Wallerin. Das heißt: Menschen, die nicht so viel zum Tauschen haben, sollen sich hier gerne auch ohne Gegenleistung bedienen dürfen.
Alles barrierefrei
Ihr Wunsch sei ein „inklusiver“ Kleidertausch, betonen Okoro und Paim, „bei dem sich alle Menschen wohl fühlen und etwas finden können.“ Auch an eine Rampe vor dem Eingang wurde gedacht, die Umkleidekabinen sind barrierefrei zugänglich.
Im Sortiment sind bereits reichlich Mode und Accessoires für Kundschaft jedes Alters und aller Formate – oder wie man früher hier sagte: von den Salat- bis zu den Genussgrößen. „Wir bekamen im Vorfeld sehr viele Privatspenden, durften aber auch in den Kleiderkammern sozialer Einrichtungen sammeln“, berichtet Okoro. „Sogar dort gibt es Kleiderspenden im Überfluss.“
Auch die Kinderabteilung war am Eröffnungstag gut ausgestattet. „Eine Spenderin kam mit zehn Tüten Kindersachen“, erzählt sie. Weil die Kleidungsstücke aber in den kommenden beiden Wochen kommen und gehen werden, ist Nachschub vor allem in Sachen warmer Winter- und praktischer Fahrradkleidung nach wie vor erwünscht, sagt Paim. Andrea Heilmann hatte beim Sortieren und Präsentieren ehrenamtlich und tatkräftig mitgeholfen und freute sich über die zahlreiche Kundschaft. Schon in den Vorbereitungstagen habe es zahlreiche Schaufenstergucker gegeben, erzählte sie: „Das Interesse war sehr groß. Alle fanden es gut, dass wieder Leben in das leer stehende Geschäft einzieht. Das ist richtig schön.“
Klimazone ist ganz in ihrem Element
Statistiken sagen: Die deutschen Kleiderschränke platzen aus allen Nähten. Dabei werde 40 Prozent der neu gekauften Kleidung nie getragen, hat das Bundesumweltministerium (BMU) ermittelt. Das BMU spricht von einer „exzessiven, nicht-nachhaltigen“ Entwicklung mit massiven Schäden für die Umwelt – vom Einsatz von Insektiziden und Pestiziden über den Energieverbrauch und Chemikalieneinsatz bei der Produktion bis zum Transport oft durch die halbe Welt.
Der Verein Klimazone Findorff ist bei diesem Thema ganz in seinem Element. „Die Modeindustrie treibt durch ständig wechselnde Kollektionen über die Saison hinaus einen übermäßigen klimaschädlichen Kleiderkonsum voran“, ist Gesche Reich überzeugt. Sie ist hauptamtliche Klimaschutzmanagerin des Vereins, der seit fünfeinhalb Jahren die benachbarten Geschäftsräume als Zentrale und Klimacafé mietet.
Wanderausstellung folgt
Im Anschluss an den zweiwöchigen Pop-up-Store soll die Wanderausstellung „senk mit“ der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens in die großzügigen Räumlichkeiten einziehen, erzählt Reich. Die Gewoba überlässt dem Verein das seit Monaten leer stehende Mehlgarten-Geschäft bis zum Ende dieses Jahres zum Freundschaftspreis. Das heißt aber auch: So schnell wird das Objekt nicht weitervermietet. Man verhandele derzeit mit verschiedenen Interessenten, teilt Gewoba-Sprecherin Christine Dose mit.
Auch die Kindervater-Räume gegenüber an der Fürther Straße sind noch nicht vergeben. Ein ernsthafter Mietinteressent sei kurz vor Vertragsabschluss abgesprungen, es liefen aber Gespräche mit weiteren Interessenten, so die Unternehmenssprecherin. „Mehr können wir aktuell dazu nicht sagen.“