Der Klimawandel und der Schutz der Bäume liegen vielen Findorffern am Herzen. Dieser Tagesordnungspunkt hatte eine ungewohnt große Zahl an Gästen zur Sitzung des Findorffer Fachausschusses für Bau, Umwelt, Klima und Verkehr gezogen. Doch anschließend ging es auch um etwas ganz anderes: Die so genannten „Raser und Poser“, von denen man früher nur aus anderen Stadtteilen las und hörte, haben längst auch die Findorffer Straßen für sich entdeckt. Für die Polizei ist es schwer, das Problem in den Griff zu bekommen. Dazu müsste man die Verantwortlichen erst auf frischer Tat ertappen. Doch die genervten Bürgerinnen und Bürger können dabei mithelfen.
Die typischen Geräusche hört man inzwischen an bestimmten Wochentagen und zu bestimmten Tageszeiten in fast allen Findorffer Ortsteilen. Anlass für den Ausschuss, sich damit zu beschäftigen, war der Antrag einer Anwohnerin aus der Admiralstraße. Sie äußerte ihre Sorge darüber, dass sich die Straße in den Abendstunden – vor allem an den Wochenenden – zur illegalen Rennstrecke entwickelt habe. Dasselbe beobachte man auch in anderen Teilen Findorffs, hieß es im Ausschuss und aus dem Publikum: Von „akustischen Orgien“ hochgetunter PS-starker Fahrzeuge wurde aus dem Umkreis des Utbremer Rings und der Münchener Straße berichtet. Immer dann, wenn sich der Straßenverkehr eigentlich beruhigt, haben die röhrenden, jaulenden Motoren freie Bahn. Die Frage lautete: Was kann man dagegen tun?
Die Polizei kennt das Problem
Der Polizei ist das Problem nur allzu gut bekannt, bestätigte David Natolino, zuständig für Verkehrsangelegenheiten im Findorffer Polizeirevier. „Es hat sich bremen- und bundesweit zum Massenphänomen entwickelt.“ Brennpunkte entstünden immer dort, wo sich schnurgerade leere Straßen zum Rasen anbieten. „Riesenprobleme gibt es zum Beispiel in der Überseestadt und im Bereich der Uni.“ Die Polizei könne dagegen allenfalls „kleine Nadelstiche setzen.“
Die bremische Kontrollgruppe „Raser und Poser“ wurde aufgelöst, die Beamten können nicht jederzeit und überall auf der Lauer liegen. Zudem reichten die Gesetze nicht aus, kritisierte der Verkehrssachbearbeiter, weil sich Verdächtige allzu leicht herausreden könnten. „Der Fahrer muss erwischt werden. Nicht nur das Fahrzeug.“ Einen Tipp hatte Natolino dennoch: „Wo es die meisten Beschwerden gibt, wird am ehesten interveniert.“ Er riet, Beobachtungen sorgfältig zu dokumentieren, immer wieder Orte, Zeiten und Fahrzeuge – idealerweise mit Foto – an die Adresse office@polizei.bremen.de zu melden. „Je mehr Daten, desto besser“, so Natolino. Kennzeichen könnten überprüft werden. Nicht selten erwische man über diesen Weg Täter, die schon vorher auffällig geworden waren. „In Wiederholungsfällen schadet es auch nicht, die 110 zu wählen“, so der Polizeibeamte.
Arbeitsgruppe soll Konzept erarbeiten
Zum eigentlichen Tagesordnungspunkt hatte Ausschusssprecher Stefan Dilbat zuvor seine Idee vorgestellt, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die ein Schwammstadt-Konzept für Findorff vorbereitet. Aus dieser Gruppe von politischen Vertretern und engagierten Bürgern heraus sollen Maßnahmen entwickelt werden, die gutachterlich überprüft in ein professionelles Expertenkonzept einfließen sollen. Dieses könne zum Beispiel als Leitfaden für künftige Bauprojekte dienen, so Dilbat.
So lange wollen die Autoren eines Bürgerantrags keinesfalls warten. „Es geht darum, schnellstmöglich zu handeln”, betonten Claudia Rutsch und Mathias Rätsch. Angesichts der Tatsache, dass kürzlich mehr als 40 Bäume im Stadtteil gefällt wurden und bislang kein Ersatz zu erwarten ist, habe der Schutz des alten Baumbestands im Stadtteil oberste Priorität. Die beiden Antragsteller hatten die Bäume auf dem Gelände des Findorffmarkts, entlang der Herbststraße und an der Nebenanlage der Eickedorfer Straße einzeln geprüft und eine Liste von mehr als 50 Bäumen zusammengetragen, die dringend Schutzmaßnahmen benötigen, um zu überleben. Das können Poller gegen parkende Fahrzeuge sein, größere Bauminseln oder Bepflanzungen als Sicherheitsabstand vor den Ausscheidungen von Hunden, erklärte Rutsch.
Der Ausschuss honorierte die zeitaufwendige Fleißarbeit und verständigte sich auf einen zeitnahen Ortstermin, zu dem auch zuständige Vertreter des Umweltbetriebs Bremen und des Amts für Straßen und Verkehr gebeten werden sollen.