Der Karfreitag ist ein sogenannter stiller Feiertag. Weniger beschaulich wird der Tag traditionell von bestimmten Teilen der Auto-Szene begangen. Sie haben den Karfreitag zum "Carfreitag" umgewidmet, mit dem sie die Saison eröffnen. Immer wieder kommt es dabei zu Lärmbelästigungen, Geschwindigkeitsübertretungen und anderen Verstößen. Wie im vergangenen Jahr wird die Bremer Polizei auch am diesjährigen Karfreitag verstärkt kontrollieren. Nach Angaben von Polizeisprecher Nils Matthiesen sind Schwerpunktmaßnahmen geplant. Für die bevorstehenden warmen Monate, in denen Autoposer und Raser besonders aktiv sind, zeigt sich die Polizei bereit – die eigenständige Kontrollgruppe wird, zumindest als feste Einheit, jedoch vorerst nicht reaktiviert. Andere Städte sind in dieser Hinsicht weiter.
Wie oft kontrolliert die Polizei?
Im Jahr 2023 hat die Polizei nach eigenen Angaben zwei Schwerpunktkontrollen mit Blick auf die Zielgruppe "Raser und Autoposer" durchgeführt. Bei einer solchen Kontrolle ist die Polizei mit besonders vielen Kräften, teilweise an verschiedenen Standorten, vor Ort. Anlass war im vergangenen Jahr zum einen der "Carfreitag". Eine zweite Schwerpunktkontrolle hat im Juli in der Überseestadt stattgefunden – "aufgrund zahlreicher Bürgerbeschwerden", sagt Matthiesen. Diese Kontrollen erfolgten zusätzlich zu den allgemeinen Verkehrskontrollen, die die Polizei regelmäßig durchführt.
Welche Verstöße wurden festgestellt?
Die Kontrolle am "Carfreitag" brachte laut Matthiesen acht Verstöße hervor, die jedoch nicht "themenspezifisch" gewesen seien. Erfolgreicher verlief demnach die Kontrolle im Juli. Die Beamten hätten an verschiedenen Stellen in der Überseestadt etwa 1800 Fahrzeuge kontrolliert, 97 Verwarnungen ausgesprochen und zehn Ordnungswidrigkeitsanzeigen gefertigt – zwei Fahrer waren den Angaben nach mit mehr als 100 km/h unterwegs, die Höchstgeschwindigkeit habe bei 50 km/h gelegen. "Die betroffenen Fahrzeuge konnten der Zielgruppe zugeordnet werden. Darüber hinaus konnten in drei weiteren Fällen eindeutig Poser identifiziert werden, die ebenfalls mit einem empfindlichen Bußgeld belegt wurden", sagt Matthiesen.
Wie lassen sich Autoposer identifizieren?
Während Geschwindigkeitsverstöße relativ leicht festzustellen sind, ist die technische Manipulation am Auto schwieriger zu identifizieren. Das Spektrum reicht von einfachen baulichen Veränderungen bis hin zu Eingriffen in die Motorelektronik. Die Beamten der Verkehrsüberwachung seien speziell geschult und könnten Veränderungen erkennen oder zumindest einen Anfangsverdacht gewinnen, erklärt Matthiesen. Mitunter ziehe man auch externe Expertise hinzu, zum Beispiel durch Tüv-Prüfer. Die Autoposer selbst sind nach Polizeiangaben vornehmlich junge Männer, die gerade an den Wochenenden auch aus dem Umland nach Bremen reisen.
Was wird aus der Kontrollgruppe Raser und Poser?
2019 hat Bremen nach dem Vorbild anderer Städte eine Kontrollgruppe Raser und Poser eingeführt. Aufgrund von Personalmangels ist sie jedoch seit dem vergangenen Jahr nicht mehr als feste Einheit aktiv. Ob und wann sie in dieser Form reaktiviert werden kann, lässt sich laut Matthiesen nicht sagen. Unter anderem die Bremer CDU und der Neustädter Beirat haben sich zuletzt dafür ausgesprochen. Die Grünen fordern schon länger ein gezielteres Vorgehen gegen Raser und Autoposer – auch durch eine bessere technische Ausstattung der Kontrolleure.
Wie ist die Situation in Bremerhaven?
Auch in Bremerhaven sind laut Polizeisprecher Jens Ammermann zum "Carfreitag" wieder spezifische Kontrollen geplant. Diese fänden mehrmals pro Jahr statt, hinzu kämen die üblichen Verkehrskontrollen. In der vergangenen Woche hat die Bremerhavener Polizei nach einem mutmaßlichen Straßenrennen zwei Autos beschlagnahmt – der Fahrer und die Fahrerin waren nach Polizeiangaben mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit vor den Beamten geflohen. Bei den Schwerpunktkontrollen kommen Ammermann zufolge speziell geschulte Kräfte zum Einsatz. Eine feste Spezialeinheit, wie zwischenzeitlich in Bremen, gebe es jedoch nicht.
Wie gehen andere Städte vor?
Als Musterbeispiel gilt Hamburg, wo seit einigen Jahren die Dienstgruppe Autoposer aktiv ist. Im vergangenen Jahr hat die Sondereinheit 446 technisch manipulierte Fahrzeuge sichergestellt – rund 50 Prozent mehr als im Jahr 2022. Eine kleinere Spezialeinheit, die sich Rasern und Posern widmet, gibt es unter anderem auch in Hannover.