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Klimazone Findorff Überleben dank Eigeninitiative

Die Klimazone Findorff gibt es seit fünf Jahren. Wir geben einen Überblick über die aktuellen Aufgaben und Ziele der Einrichtung.
06.02.2023, 08:00 Uhr
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Von Anke Velten

Fünf Jahre sind kein Alter für eine Einrichtung im Stadtteil. Im Falle der Klimazone Findorff ist der Jahrestag aber durchaus bemerkenswert. Mit Ablauf der zweijährigen Förderfrist hätte das Projekt bereits längst Vergangenheit werden können, hätte nicht ein Kreis von zehn engagierten Bürgerinnen und Bürgern die Sache selbst in die Hand genommen und einen gemeinnützigen Verein gegründet. Inzwischen hat sich die Zahl der Mitglieder verzehnfacht. „Weil der Klimawandel immer sichtbarer wird, wächst das Bedürfnis, etwas für den Klimaschutz zu tun“, erklärt Gesche Reich. Mit ihr als hauptamtlicher Klimaschutzmanagerin, einem neuen Vorstand und frischem Engagement geht es nun ins sechste Jahr. Ziel ist es, die Klimazone noch fester im Stadtteil zu etablieren und ihre Zukunft zu stabilisieren.

Der neue Vereinsvorstand: Die Staffelübergabe an den neuen dreiköpfigen Vorstand erfolgte im Rahmen der Jahreshauptversammlung im November des vergangenen Jahres. Den Vorsitz übernahm Christoph Zimmermann-Rutsch. Der langjährige Geschäftsführer eines Ingenieurbüros bringt Erfahrung im Bereich erneuerbarer Energien mit. Ihm zur Seite stehen Guido Hanslik, hauptberuflich tätig als Kulturmanager im gemeinnützigen Sektor, sowie Ulf Jacob, Gründungsmitglied des Vereins und im Stadtteil auch bekannt als Mitglied der Grünen-Fraktion im Findorffer Beirat. Sie lösten das bisherige Vorstandstrio Hans Schüler, Gesa Wessolowski-Müller und Cerstin Kratzsch ab, das den Verein durch schwierige Zeiten navigieren musste.

Fast zeitgleich mit der Vereinsgründung machte die Pandemie sämtlichen Planungen einen dicken Strich durch die Rechnung. Im Klimacafé an der Münchener Straße, Hauptzentrale und Treffpunkt für Expertenvorträge, Kurse, Workshops und Diskussionsabende, wurde es still. Doch gleichzeitig beförderten die Distanzregelungen neue Vorhaben: So bewirtschaftet der Verein seit dem Sommer 2021 eine Parzelle in der Nähe des Torfkanals und gestaltet sie zum „Klimagarten" um. Die Findorffer Garten- und Landschaftsplanerin Ilga Keßling hat die Leitung des Projekts „Stadtteilgärtnern mit Kindern" übernommen und gärtnert seither regelmäßig mit Gästen aus den umliegenden Kindergärten und Schulen. Sie ist auch für die Planung und Umsetzung des neuen Projektes „Kleine Helden –  Insekten im Klimagarten“ zuständig. Mit einer Förderung der Bingo-Umweltlotterie wird die Parzelle insektenfreundlich umgestaltet. 

Die Klimaschutzmanagerin: Mitte Mai des vergangenen Jahres konnte der Verein mit Förderung aus dem senatorischen Programm „Klimaschutz im Alltag“ den Posten einer Klimaschutzmanagerin mit der Umweltwissenschaftlerin Gesche Reich besetzen. Für drei Jahre ist ihre Stelle finanziert. Aufgabe des neuen Vorstands wird es sein, die Finanzierung auch darüber hinaus zu sichern, sagt Ulf Jacob. Zu den Aufgaben der Klimaschutzmanagerin gehört die Vernetzung mit Menschen und Institutionen im Stadtteil. Rund 50 Personen halfen beim zweiten „Kippenmarathon“ im Sommer mit, einmal im Monat treffen sich engagierte Findorfferinnen und Findorffer zum Müllsammeln. Nächstes „Clean up“-Treffen ist Mittwoch, 22. Februar, 17 Uhr, vor dem Klimacafé.

Kontakte bringen auch die „Bike it“-Station und die regelmäßigen Lieferungen der beiden Bauernhöfe aus Solidarischer Landwirtschaft. „Ich bekomme aber auch immer wieder Besuch von Menschen, die einen Ort zum Austausch suchen oder sich engagieren möchten“, erklärt Reich. Gute Partnerschaften mit gemeinsamen Aktionen und Projekten bestehen seit langem, unter anderem mit der Martin-Luther-Gemeinde, dem Verein der Findorffer Geschäftsleute sowie mit den Schulen und Kindergärten im Stadtteil.

Im vergangenen Jahr hat man sich zudem mit der Gestra AG verbündet. Das Unternehmen habe einen rührigen Umweltmanager und unterstütze viele Projekte in der Stadt, erzählt Reich. Im Rahmen des Findorffer Pflanzfests im November 2022 half ein 40-köpfiges Gestra-Team mit, rund 7000 Blumenzwiebeln im Stadtteil auszubringen. All dies zeige, wie gut man in Bremen verknüpft sei, sagt Reich. „Gerade im Klima- und Umweltschutzschutz ist es wichtig, gemeinsam zu agieren und sich zu unterstützen, denn gemeinsam erreichen wir mehr.“

Neue Angebote: Ins Klimacafé darf wieder Leben einziehen. Zum regelmäßigen Angebot gehören die „Klima-Klönschnacks“ bei Kaffee und Kuchen. Seit einigen Monaten bekommen im „Nähcafé" unter der Leitung von Sara Bade-Presang alte Klamotten neue Looks und Funktionen. Am Dienstag, 28. Februar, 17.30 Uhr, ist Auftakt der Workshop-Reihe „Klimafreundlich Kochen“ unter der Leitung von Barbara Stuckenberg-Theilking, die ihr Wissen als „Helene Holunder" im eigenen Kochblog und in ihren Büchern unter die Leute bringt. Die Teilnahme ist kostenlos, freiwillige Spenden sind willkommen. „Don´t despair – just repair" lautete das Motto des „Nähcafe Spezial". Der Aktionstag im November 2022, der in Kooperation mit dem Bremer Jugendring und Naturkultur organisiert wurde, wurde zum multikulturellen Event mit nachhaltigen Folgen: Im Kreis der Gäste fanden sich zwei Studierende, die ein regelmäßiges Forum für „International Young People“ organisieren. Gründungstreffen ist der 1. März. Anfang Februar trafen sich erstmals ein gutes Dutzend Interessierte beim Gründungstreffen der „Energie AG“. Die Räume des Klimacafés werden auch für externe Veranstaltungen vermietet.

Das neueste Projekt: In Findorff sollen im kommenden Frühjahr zahlreiche Insektenoasen entstehen. Pflanzkisten werden selbst gebaut, mit Blühpflanzen bestückt, und entlang der Findorffer Einkaufsstraßen aufgestellt. Info-Tafeln sollen Insektenarten und ihre Bedeutung für das Stadtklima erklären. Die Vorarbeiten beginnen Ende Februar – helfende Hände und Menschen, die die Patenschaft für die Blumenkästen übernehmen, werden noch gesucht.

Die Geschichte: Die „Klimazone Findorff“ nahm Anfang 2018 ihre Arbeit auf als eine von bundesweit rund 100 Maßnahmen im Rahmen der nationalen Initiative „Kurze Wege für den Klimaschutz“, die für die Dauer von zwei Jahren vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz gefördert wurden. Ziel sei es, „ganz zwanglos und unverkrampft die vielen kleinen Aspekte im Alltag zu zeigen, in denen besserer Klimaschutz ganz einfach umgesetzt werden kann“, erklärte Initiator Jürgen Schnier. Das Projekt Klimazone hätte auch irgendwo anders in Bremen an den Start gehen können. Doch Findorff bot sich als besonders umweltbewusstes Quartier geradezu dafür an, hatte Schnier zum Projektstart erklärt: „Hier wohnen besonders viele Menschen, die dafür zugänglich sind.“ Ausführliche Infos über den Verein und seine Angebote: www.klimazone-findorff.de.

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