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Kunsthaus Findorff Schöner Wohnen mit Meisterwerken

Heike Seyffarth zeigt Menschen und ihre Einrichtungen aus 500 Jahren Kunstgeschichte - Sommerfest beschließt erste Saison im Kunsthaus Findorff
26.08.2021, 18:00 Uhr
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Von ave

Zeig mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist: Wie Menschen sich einrichten, und mit welchen Dingen sie sich umgeben, wird – bewusst oder unbewusst - zum Ausdruck ihrer Persönlichkeit, ihrer Interessen und ihres Status im Leben und in der Welt. Die Kunst macht sich diese Tatsache seit jeher zunutze. In ihrem Vortrag „Kunst und Wohnen" zeigte Gastgeberin Heike Seyffarth künstlerisch inszenierte Lebensräume im Laufe der Zeiten. Ausgewählte Meisterwerke vom Mittelalter bis in die Gegenwart dienten nicht nur als Schlüsselloch in die inszenierte Privatsphäre ihrer reichen, armen, aristokratischen, bürgerlichen oder proletarischen Bewohner, und als Stationen einer kleinen Kulturgeschichte des Alltags. Sie dienten auch als Türöffner für Gespräche, die sich längst nicht nur um Kunst drehten, sondern auch in allerlei andere Richtungen abschweifen durften. Die Anwesenden in Findorffs neuem Kunsthaus an der Plantage wurden mit zwei lehrreichen, amüsanten und kurzweiligen Stunden in entspannt-unprätentiöser Atmosphäre belohnt. So war es auch gewollt.

Kunst & Salon

„Salon am Donnerstag" nennt die studierte Künstlerin, ausgebildete Kunstvermittlerin und Kuratorin ihr Format, das nun (erstmals seit Monaten wieder mit leibhaftig präsentem Publikum) im großen Findorffer „Salon“ anberaumt war – bedauerlicherweise hatten dies nur wenige Interessierte mitbekommen. „Kunst & Co" lautet das Motto der diesjährigen Veranstaltungsreihe, die sich bislang unter anderem mit der Darstellung von Geld, Mythos, Essen oder Politik in der Kunst beschäftigt hatte. Das Thema Wohnen ist menschlich und kunstgeschichtlich ebenso zeitlos – doch es habe in den Monaten der Pandemie eine besondere Bedeutung erhalten, hatte Seyffarth in ihrer Einladung erklärt.

Auf der hohen Kante

In ihrer Bildergalerie präsentierte sie unter anderem das stilvolle urbane Zuhause, das sich um das Jahr 1430 der flämische Meister Robert Campin für das junge Paar Maria und Josef vorstellte, und das prachtvolle eheliche Schlafzimmer der Arnolfinis seines Zeitgenossen Jan van Eyck, das auch heutige Fans des „Boho-Look“ inspirieren könnte. Sie stellte Antonello da Messinas Gemälde des heiligen Hieronymus dem Foto eines aktuellen „Home-Officers" gegenüber: Darstellungen zweier Minimalisten aus dem Abstand von 550 Jahren. Die Gäste erfuhren, dass allein die Anwesenheit einer Truhe einst bereits genügte, um ihre Eigentümer als Leute von respektablem Wohlstand zu identifizieren – so wie bei Tizians rekelnder Venus von Urbino (1538). Nebenbei wurde erklärt, woher der Begriff der „hohen Kante“ stammt (von einem kleinen Geld- und Schmuckfach an der oberen Truhen-Seite), dass es nicht unüblich war, in halbsitzender Position zu schlafen (wie Spitzwegs armer Poet), dass der Scandi-Trend dem schwedischen Maler Carl Larsson viel zu verdanken hat, und wie es dazu kam, dass ein unappetitlich ungemachtes Bett der britischen Künstlerin Tracey Emin einen der wichtigsten Preise der Kunstwelt einbrachte. Im Publikum wurde unter anderem über die unterschiedlichen Einrichtungsgewohnheiten in verschiedenen Ländern sinniert, und darüber, welche Möbel und Wohnaccessoires im Laufe der eigenen Lebenszeit an Bedeutung gewonnen oder verloren haben: etwa, ob das Bücherregal – einst Statussymbol der Wohlsituiertheit und Bildung – über kurz oder lang ausgedient haben könnte.

Geplantes Sommerfest

Mit dem Salon am vorletzten August-Donnerstag neigt sich das erste Semester im Kunsthaus Findorff dem Ende zu. Heike Seyffarth und ihr Künstlerkollege Manfred Schlösser haben die 90-Quadratmeter-Etage des Mehrparteienhauses an der Plantage 3 angemietet, die nicht nur genug Platz für ihre eigenen Ateliers bietet, sondern auch Raum für Ausstellungen, Workshops, Kunstkurse und –gespräche eröffnet. Anfang Juli wurde die neue Kunststätte mit einer ersten großen Ausstellung feierlich eingeweiht: Unter dem gemeinsamen Motto „Buten und Binnen" zeigen Naser Agha, Isa Fischer, Manfred Schlösser und Kai Seyffarth eine Auswahl ihrer Gemälde, Zeichnungen, Siebdrucke und Fotografien. Eine letzte - aber besonders genussreiche - Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen, mit Künstlerinnen, Künstlern und anderen Betrachtern ins Gespräch zu kommen und die Angebote des Hauses kennenzulernen, bietet sich am Sonnabend, 28. August, ab 16 Uhr: Das Kunsthaus Findorff lädt alle großen und kleinen Kunstfreundinnen und -freunde zum Sommerfest ein. Auf dem Programm stehen unter anderem eine Tombola, ein „Märchen-Bingo" und Mini-Workshops. Für Essen und Trinken ist ebenfalls gesorgt.

Info

Nähere Informationen zum Kunsthaus Findorff und seinen Aktivitäten im Internet:  www.kunsthausfindorff.org. Die Reihe „Salon am Donnerstag" wird voraussichtlich im Oktober weitergeführt. Themen und Termine veröffentlicht Heike Seyffarth auch auf ihrer Homepage https://phototio.org.  

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